Der Pater im Dorf

Zurzeit befindet er sich in Österreich auf seinem wohlverdienten Heimaturlaub.
Das letzte Jahr war anstrengend.
Mit 56 Jahren ist er wieder in eine neue Pfarre aufgebrochen. Die Siedlung Andrés Guacurarí ist vor 30 Jahren von der argentinischen Regierung gegründet worden. Damals wurde billig Land an Bauern verkauft. Das fruchtbare Land ist Heimat von ca. 15.000 Menschen geworden. Neben der Landwirtschaft gibt es viele holzverarbeitende Betriebe und natürlich sind viele Schulen entstanden.
Warum er noch nicht Pfarrer ist sondern „nur“ Kaplan? P. Senfter lächelt. Es gibt bessere als ihn. Dafür braucht es Leute, die organisieren können, strukturiert arbeiten und auch in der Verwaltung gut sind. Er fährt lieber in die Außenstationen. 25 gibt es in der Pfarre. Bis zu 50 km muss er fahren, um diese Menschen zu erreichen. Meist bestehen diese Außenstationen aus ein paar Häusern ohne Ortszentrum. Um regelmäßig alle zu besuchen, muss er am Wochenende ein dichtes Programm absolvieren: Drei Gottesdienste am Samstag und drei Gottesdienste am Sonntag.
Bei seinen Leuten ist er daheim und sie schauen auch auf ihren Pater. Am Wochenende wird er zum Mittagessen eingeladen. Dadurch lernt er immer neue Häuser und ihre Bewohner kennen. Diese Einladungen sind nichts Aufwendiges. Wer ihn zuerst zum Essen bittet, dort geht er hin.
Bei diesen Begegnungen erfährt er, wie es den Leuten geht, was sie bedrückt und was sie freut. Unter der Woche besucht er Familienrunden, Kinder- und Jugendgruppen. Er ist mitten im Geschehen und unterstützt seine Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit die Stunden vorbereiten und in den vielen Außenstationen die Gemeinden betreuen.
„Erhol´ Dich gut und genieße Deinen Urlaub!“ haben sie ihm zugerufen, als er in seine ferne Heimat Ende Mai aufgebrochen ist.
„Kommst Du eh wieder zurück?“
Was für eine Frage!