Ein Jahr nach dem Taifun

27. Nov 2014

Vor einem Jahr hinterließ der Taifun Haiyan auf den Philippinen Zerstörung, tote, verletzte und traumatisierte Menschen. Die internationale Solidarität war groß. Die vor Ort ansässigen Steyler Missionare konnten dank Spendengeldern Soforthilfe leisten und langfristige Hilfsprogramme aufbauen.

Vor einem Jahr, am 8. November 2013, fegte der Taifun Haiyan mit einer niemals zuvor erreichten Geschwindigkeit 350 km/h über die Philippinen. Der  Taifun überrollte von Ost-Samar her kommend den mittleren Teil des Landes bis zu den Palawan-Inseln im Westen. Er zerstörte alles, was ihm in den Weg kam. Der Taifun war so heftig, dass sich die Überlebenden noch ein Jahr danach mit Schrecken erinnern. Die Katastrophe forderte 6340 Menschenleben*, zerstörte Häuser und Infrastruktur.

* Angaben der philippinischen Regierung vom April 2014

Nach dem Taifun mangelte es den Menschen an allem: Hunger quälte sie. Wasser konnte nicht ohne Behandlung getrunken werden. Kleidung und Wohnungen hatten die Menschen verloren. Viele standen vor dem Nichts, denn ihre Anbauflächen oder Geschäftslokale waren zerstört. Dazu kam der unbeschreibliche Schmerz über den Verlust von Familienangehörigen. Mit internationaler Hilfe wurden Verwundete versorgt, die Trümmer nach Überlebenden abgesucht und Überlebenspakete verteilt.
Während andere Hilfsorganisationen sich auf die philippinische (zerstörte) Infrastruktur verlassen mussten oder erst eigene schufen, konnten die Steyler Missionare direkt und unkompliziert helfen. Ihr Vor-Ort-Sein machte sie und ihre Einrichtungen zwar auch zu Betroffenen der Katastrophe. Andrerseits hatte die Steyler Missionsgemeinschaft einen Vertrauensvorschuss bei der Bevölkerung, kannten sie doch Wege, Lieferanten und hatten außerdem durch ihre Gemeinden ein unschätzbares Netzwerk. So war beispielsweise das Steyler Krankenhaus in der am stärksten betroffenen Stadt Tacloban lange das einzige das überhaupt Kranke versorgen konnte. Siehe auch:

Nach dem Taifun: Steyler helfen sofort und nachhaltig

Die Steyler Missionare konnten feststellen, wie nach der Zeit des Schocks der Lebenswille zurückkehrte. Pater Eduardo Rocha von der Projektleitung schreibt:

"Wir haben in dieser schweren Zeit viel Mitgefühl und Solidarität erfahren. Viele großzügige Menschen haben uns geholfen - mit Nahrungsmitteln, Kleidern, Medikamenten, Wasser, Samen, Baumaterial, Schulutensilien und Hausrat. Die meisten Menschen haben jetzt wieder Hoffnung."

Bericht über Hilfsprogramme

Obwohl längerfristige Hilfsprogramme noch laufen, haben die Koordinatoren, allen voran Provinzoberer Fr. Eduardo Rocha SVD, hier eine Bilanz der Hilfsprojekte abgelegt. Der Finanzbericht folgt unten.

Notunterkünfte

Für das Bereitstellen von 5.500 Notunterkünften wurden die größten Investitionen getätigt. Den Familien wurden statt Bargeld direkt das Werkzeug und die Materialien zur Verfügung gestellt: Nägel, Wellblech, Bauholz.

Soforthilfe

Unterstützt von vielen Freiwilligen führten die Steyler Missionsschwestern und die Steyler Missionare diesen Teil der Hilfsaktion durch. In Lastwägen wurden Notpakete mit Reis, Konserven, Decken, Küchengeräten, Zelten, Trinkwasser, Zucker, Kaffee, Bohnen und anderen Notwendigkeiten in entlegene Gebiete transportiert. Vieles wurde von philippinischen Gemeinden im Ausland gespendet und kam per Flugzeug. Nicht zu unterschätzen waren aber auch die Sachspenden aus nicht betroffenen Landesteilen. P. Rocky Aquino SVD reiste zehn Mal mit Hilfsgütern aus seiner Pfarre in Manila nach Bohol und Tacloban. Die Steyler Missionsgemeinschaft legte Wert darauf, dass die Menschen nicht reine Hilfsempfänger waren. So half jeder und jede auch ein bisschen beim Verteilen oder Verladen mit. Insgesamt wurden 27.294 Nothilfepakete an Bedürftige verteilt. Die Logistik stellte weitestgehend die San Carlos Universität in Cebu zur Verfügung. Universitätsgebäude wurden zum Sortieren und Verpacken der Hilfsgüter verwendet. Viele Studenten arbeiteten ehrenamtlich.

Bildungsprogramm

Nach dem Taifun waren viele Schulen für zwei Monate geschlossen. Im Jänner 2014 begann der Unterricht wieder, aber viele Kinder fehlten. Jenen, die kamen, fehlten oft Schuhe, Taschen oder die Schulbücher. Unterrichtet wurde vielerorts in Zelten oder unter Bäumen. Die Philippinische Gemeinde in Wien finanzierte Schuluniformen - so hat jedes Kind ein vollständiges Set an Kleidungsstücken. Weiters umfasste das Bildungsprogramm die Ausstattung mit Schultaschen, Schuhen, Heften, Stiften und Kopiergeräten für die die Schulen. Die Steyler Missionare beteiligten sich auch an Reparaturarbeiten, beglichen Schulgelder, zahlten Schulessen und statteten Bibliotheken neu aus.

Lebensbegleitung

Das Programm "Lebensbegleitung" umfasste medizinische Betreuung und spirituelle Begleitung.

Freiwillige Ärzte, Apotheker, Zahnärzte und Pflegepersonal besuchten abgelegene Gebiete mit Tonnen von Medikamenten - gespendet in Deutschland und den USA. Dabei wurden Tausende von Kindern und Erwachsenen behandelt. An einem Spitzentag wurden 2.500 Patienten behandelt.

Für die psychosoziale und spirituelle Betreuung bildeten Psychologen der Universität San Carlos SVD-Brüder und Seminaristen aus. In einem Aktionszeitraum von zwei Wochen zogen sie von Ort zu Ort um traumatisierten Menschen zu helfen.

Das Programm "Lebensbegleitung" ist ein wichtiger Bestandteil beim Bewältigen der Katastrophe. Viele Menschen verloren ihre Betriebe und Werkstätten, mit denen sie ihr bisheriges Leben finanzierten. Die Steyler Missionare entschieden nach den Kriterien Schwere der Katastrophe und aktives Mitwirken am Wiederaufbau, welchen Gemeinschaften Hilfe in Form von Fischerbooten (125 Stück) und Lastenfahrräder (50 Stück) zugute kommen sollte. An anderen Orten wurden Saatgut und Werkzeug sowie Mikrokredite an einige tausend Bauern verteilt.

P. Heinz Kulüke und Kokosbauer: Das neue Haus steht!

Schlusswort von Pater Eduardo Rocha, SVD (Provinzial)

DANKE

o) allen Spenderinnen und Spendern
o) allen philippinischen Gemeindenen
o) den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern
o) den Missionsprokuren aus Taiwan, den USA, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland, Australien, Papua-Neuguinea, Ecuador, Spanien, Portugal, Korea, Japan, Neuseeland und Hongkong


Während der Hilfsmaßnahmen wurde besonderes Augenmerk auf Transparenz trotz rascher und unbürokratischer Hilfe, auf niedrige Betriebskosten trotz logistischer Herausforderungen geachtet.

Wir wollen den Taifun-Opfern weiterhin zur Seite stehen. Danke für Ihre Großzügigkeit, danke für Ihr Engagement,

Gottes Segen!

Ihr Pater Eduardo Rocha, SVD

Zusammenfassung der erhaltenen Spenden und Auszahlungen durch die Steyler Mission

ERHALTENE SPENDEN

Spenden aus dem Ausland über Missionsprokuren

MittelherkunftSumme

Missionsprokur St. Gabriel International (Österreich)

EUR 272.513,67

Missionsprokur Australien

EUR 15.575,46

Missionsprokur USA

EUR 225.241,27

Missionsprokur Deutschland

EUR 1.011,459,02

Missionsprokur Schweiz

EUR 175.936,83

Privatspenden aus dem Ausland

MittelherkunftSumme

Steyler Pfarren (Österreich)

EUR 38.002,50

Steyler Schulen und Pfarren (international)

EUR 43.523,98

Philippinische Gemeinden (international)

EUR 34.690,80

Einzelpersonen

EUR 20.369,71

Lokale Spenden

MittelherkunftSumme

Steyler Missionare Philippinen (Provinzen und Institutionen)

EUR 47.917,10

Privat-Unternehmen

EUR 18.424,29

Einzelpersonen

EUR 206.958,87

SUMME SPENDENEINGÄNGE


EUR 2.110.613,50

 


ZUSAMMENFASSUNG DER AUFWENDUNGEN

ProjektSumme

Hilfsgüter

EUR 165.281,39

Medizinische Versorgung

EUR 1.809,36

Wiederaufbau/Baumaterial

EUR 1.353.329,48

Lebensbegleitung

EUR 211.547,37

Bildungsprogramm

EUR 183.001,92

Mobilität/Transporte

EUR 27.176,24

Liegegeld

EUR 2.841,41

Reparaturen an Schulen

EUR 98.897,07

Reparaturen Spital Tacloban

EUR 3.200,00

SUMME AUFWENDUNGEN

EUR 2.047.084,23

DIFFERENZ *

EUR 63.529,26

* Der Restbetrag wird für die Unterstützung des laufenden Lebensunterhalts und Stipendienprogramme verwendet.


27.11.2014 | R. Frank (Missionsprokur St. Gabriel International)

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