Steyler Solidaritätsreise nach Bolivien

07. Okt 2014

Sieben ÖsterreicherInnen packten nach mehrmonatiger Vorbereitung ihre Koffer und reisten nach San Ignacio de Velasco. Ein von der Steyler Gemeinschaft geführtes Internat war ihr Ziel. Ihre Reise von A wie Arbeitseinsatz bis Z wie Zeitgefühl.

A wie Arbeitseinsatz

Tätiges Christentum und internationale Solidarität verkörpern jene sieben Österreicherinnen und Österreicher, die beschlossen hatten, ihren Jahresurlaub in Bolivien zu verbringen und dabei keineswegs zu rasten. Auf eigene Kosten, unter Einsatz ihrer Zeit und ihres Engagement brachten sie sich mit ihren Talenten ein und verhalfen zwei Internatsgebäuden der Steyler Missionare in San Ignacio (im Tiefland des westlichen Bolivien) zu neuem Glanz.

Foto: Pilz SVD

B wie Bildung

Auch in Bolivien wird Bildung als Schlüssel für einen Weg aus der Armut gesehen. Deswegen betreiben Steyler Missionare Internate, dank denen junge Menschen gleich welcher Herkunft eine Schulbildung und Unterkunft erhalten. Jetzt geht Pater Heinz einen Schritt weiter. Er initiierte den Aufbau einer Modellfarm, auf der die Schülerinnen und Schüler zusätzlich zu klassischem Schulwissen erlernen sollen, wie man langfristig, nachhaltig, aber rentabel eine Landwirtschaft betreiben kann. Zu diesem Zweck wurde ein Grundstück sowie Rinder angekauft. Der weitere Aufbau erfolgt stückweise. Die österreichischen "Arbeiter" haben sich umgesehen:

Foto: Pilz SVD

E wie Essen

Beim gemeinsamen Kochen verschwanden die Grenzen. Die Bolivianer freuten sich über Kaiserschmarrn und die Österreicher über die abwechslungsreiche und doch bodenständige Küche Boliviens: viel Reis, Eier, Yuca, selbstgebackenes Brot und Geflügel sowie Rindfleisch. Jeweils eine Gruppe bereitete für die "Arbeiter" das gemeinsame Mittagsmahl vor; das war auch eine willkommene Gelegenheit um das Spanisch-Vokabular auszubauen. Den Abend verbrachte die Reisegruppe stets unter sich; bei dieser Gelegenheit konnten die Eindrücke des Tages verglichen und besprochen werden.

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G wie Garten

Eine der Hauptaufgabe für die fleißigen Helfer war das Anlegen und Verbessern des Gartens der künftig beiden Internaten zur Verfügung stehen soll. Mit Geldern der Steyler Bank wurde das Grundstück erworben und nun im Sommer urbar gemacht:

     +  Hühnerstall bauen

     +  Ananas- und Yuca-Pflanzen setzen

     +  div. Holzwände streichen

     + 12 m Wasserleitung graben

     + Palmzweige für Dach flechten

     +  Schafe aus dem Garten vertreiben

     +  Ananas erneut pflanzen

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H wie Handarbeit

In Handarbeit wurden im Sesselkreis auf der Wiese und im Schatten der Veranda von den Jugendlichen und den österreichischen Besuchern Stoffdeckchen mit einer Borte versehen (gehäkelt) und bemalt. Diese werden den Gästen beim Fest der Steyler Bank als Dankeschön überreicht.

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I wie Internate

Zwei Internate führen die Steyler Missionare in San Ignacio: die Casa San José für Buben und die Casa Guadalupe für Mädchen. SchülerInnen, die im Internat untergebracht sind, haben bessere Bildungschanchen, weil sie so vor dem Zugriff seitens ihrer Familien als billige Arbeitskräfte geschützt sind.

Foto: Pilz SVD

J wie Jesuiten

Das Erbe der Jesuiten ist in Bolivien sehr präsent. Sogenannte Reduktionen - Art Burgen - wurden erbaut, um die indigene Bevölkerung vor der Versklavung und Ausbeutung durch die Kolonialherren zu schützen. Die Reduktionen waren Orte, wo Handwerkskunst und Bildung weitergegeben wurde. Viel Wert wurde auf (barocke) Musik gelegt - dies war die jesuitische Art zu missionieren. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Jesuiten den Portugiesen und Spaniern unbequem und kurzerhand verhaftet und nach Europa deportiert. Die Folge war der wirtschaftliche Niedergang in Südamerika. Heute gehören die Reduktionen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Foto: Pilz SVD

K wie Kreative Lösungen

An Improvisationstalent mangelte es nicht. Unkonventionelle Lösungsansätze waren gefragt, damit die Arbeiten wie geplant fertiggestellt werden konnten. Auch einige Zusatzprojekte kamen dazu. So wurde kurzerhand aus einem Kleid ein Basketballkorb hergestellt und montiert. Außerdam bekam der Volleyballplatz eine "Flutlichtanlage" verpasst.

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L wie Lampen

Die einfachen Behausungen der Bevölkerung bestehen meist aus nur einem Raum, in dem die ganze Familie kocht, isst und schläft. Viele Hütten haben keinen Stromanschluss. Um diesen Familien unter die Arme zu greifen und auch die wertvolle Bildungsarbeit der Steyler Missionare zu unterstützen, haben die Österreicher Solartaschenlampen - eine freundliche Spende der Fa. Fronius - mitgebracht. So kann auch nach Einbruch der Dunkelheit gelesen und gelernt werden.

Foto: Pilz SVD

M wie Musik

Ein Sozialprogramm über den Weg der Musikschulen - schon vor Jahren ins Leben gerufen - konnten die Österreicher kennenlernen. Begabte Kinder werden von den Pfarren eingeladen und kommen so zu einer Förderung, die ihnen ihre Familien nie ermöglichen könnten.

In den letzten Jahren wurde in Bolivien die barocke Musiktradition der Chiquitans wiederentdeckt. So werden beispielsweise alte Notierungen - durch Zufall auf Pfarrdachböden gefunden - aufgearbeitet und wieder aufgeführt. Mehrere Abende widmeten die Freiwilligen der Musik; einerseits um die Kinder spielen zu hören, andrerseits um einem aus Sucre angereisten Chor lauschen zu können.

O wie Österreicher

Im Zuge der Besuchsreise lernte die Gruppe viele "ausgewanderte" ÖsterreicherInnen kennen, die in Bolivien Gutes tun oder wandelten auf deren Spuren. Hier ein kleiner Streifzug:

  • In San Ignacio de Velasco gibt es das Collegio Lotte Salzgeber, eine berufsbildende Schule. Lotte Salzgeber war eine Angehörige des Werkes der Frohbotinnen Batschuns. Die Schule, in der Keramik, Hauswirtschaft, Gastronomie und Gartenbau unterrichtet wird, kennt man in San Ignacio unter dem Namen "El Lotte".
  • Die Halleiner Schulschwester Sr. Angela Flatz kam ursprünglich als Krankenschwester nach Bolivien. Das häufige Läuten der Kirchenglocken, das jeweils den Tod eines Kindes verkündete, bewog sie, eine Kinderabteilung zu eröffnen. Mittlerweile wird das Spital vom Staat betrieben. 7 Ärzte können kleinere Eingriffe vornehmen, alle größeren Eingriffe machen einen Flug in das Krankenhaus von Santa Cruz notwendig - Kosten, die sich nicht jede Familie leisten kann. Das Schicksal einer herzkranken Frau, die nicht rechtzeitig die nötigen Untersuchungen erhielt, belastete die Österreicher sehr.
  • Die Haller Tertiarschwestern führen in San Ignacio und San Miguel Schulen. Sr. Evamaria Staller, eine Osttirolerin, ist hier tätig.
  • Irmentraud Kern aus Linz hat sich in Bolivien niedergelassen. Sie eröffnete eine Tagesstätte für Menschen mit Behinderungen, in der mit Leder, Holz und Textilien gearbeitet wird.
  • Der Großarler Tischler Andreas ist irgendwann in Bolivien "hängengeblieben". Das System einer betrieblichen Lehre möchte er in Bolivien initiieren. Er erwirbt derzeit die nötigen Qualifikationen und muss danach den Lehrplan selbst erstellen. Eine große Herausforderung.

P wie Prävention

Dr. Monika Sacher, Psychotherapeutin und Ärztin, setzt sich beruflich für die Prävention von sexueller Gewalt ein. Ihr Know-how brachte sie auch beim Arbeitseinsatz ein. Sie bot Workshops für die jungen Burschen und Mädchen (getrennt) an. Mit Hilfe eines Übersetzers bemühte sie sich um eine Sensibilisierung für das Thema. In Bolivien ist sexuelle Gewalt besonders brisant, weil aufgrund der oft beengten Schlafräume - oft schläft die ganze Familie in einem Raum - kein "normaler" Bezug von Abstand und Nähe entwickelt werden kann. Im Rahmen der Workshops wurden spielerisch Situationen erprobt, in denen man "Nein" sagen muss, das Selbstvertrauen aufgebaut und das Ausdrücken von Gefühlen geübt.

Foto: Pilz SVD

R wie Rinder

Auf der Modellfarm, erhalten Jugendliche der beiden Steyler Internate eine Ausbildung in nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft sowie in Vertriebsmethoden. Dank vieler Spender wurde der Ankauf eines geeigneten Grundstücks und Rindern ermöglicht. Die Tiere tragen einen Brandstempel ähnlich dem Logo der Steyler Missionare. Das Projekt soll sich innerhalb weniger Jahre mit dem Verkauf agrarischer Güter selbst erhalten können. Im Spanier Fernando - gelernter Agrarökonom - haben die Steyler Missionare einen erfahrenen Betriebsleiter für ihr Team gewinnen können.

Foto: Pilz SVD

S wie Sprache

Die Sprache der Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen. (Pater Josef Freinademetz SVD)

Ähnlich drückt Elisabeth Piritsch, die die Reise nach Bolivien gewagt hat, aus, wie sie aufgenommen wurde: "Mein Spanisch ist leider sehr schlecht. Kaum vorhanden trifft es wohl eher. Aber ich habe gemerkt, dass wo Worte versagen das Herz spricht. Das ist etwas, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde."

T wie Teamwork

Je nach Interesse konnten sich sowohl die Teilnehmer der Solidaritätsreise als auch die Jugendlichen einen Tätigkeitsbereich aussuchen. Folgende Tätigkeitsbereiche standen zur Verfügung:

   + Garten

   + Kochen

   + Stadtbesichtigung

   + Malen und Anstreichen

   + Handarbeiten

   + Workshop Gewaltprävention

W wie Wochenenden

An den arbeitsfreien Wochenenden besuchten die Arbeiter die Modellfarm, Jesuitenreduktionen in der Umgebung. Ins Konzert oder zu verschiedenen Sozialeinrichtungen der Steyler Missionare verschlug es sie auch.

Z wie Zeitgefühl

"An die Siesta haben wir uns schnell gewöhnt", berichtet Pater Franz Pilz schmunzelnd, der die Reisegruppe von Seiten der Steyler Missionare begleitet hat. Das Zeitgefühl sei in Boliven ein anderes. Da bleibt Arbeit nicht Arbeit, denn schließlich sind Ferien für die Jugendlichen. Dass man nicht darauf zählen kann, dass alles perfekt durchorganisiert ist, war anfangs gewöhungsbedürftig. Aber man lernt, dass man auch mit Improvisation gute Resultate erzielen kann. "Es war eine äußerst bereichernde Zeit, die viel zu schnell vorbei war. Die Gastfreundschaft der Bolivianer war ein Geschenk."

Rebecca Frank

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