Das Glück: ein Dach, ein paar Saris und Familie

01. Sep 2016

SAMMAN ist ein Hilfswerk der Steyler Missionare in Bhopal, das sich um Slumbewohner und Müllsammler bemüht. Shanta und Badu haben es geschafft; mit Hilfe von SAMMAN und Steyler Missionar P. James hat sich ihr Leben zum Besseren geändert.

Shanta und Badu treffe ich an einem Märzmorgen in Bhopal (Indien). Die beiden Müllsammler sind gerade am Weg zur Arbeit. Sie holen soeben ihren Wagen, mit dem sie in „ihrem“ Rayon von Tür zu Tür gehen und die Abfälle direkt von den Bewohnern abholen. Jede Nacht stellen sie den Wagen in einem Schuppen bei den Steyler Missionaren unter.

Shanta und Badu mit ihrem Müllwagen (Foto: Frank)

Das Paar strahlt mit der kurz davor aufgegangenen Sonne um die Wette, als wir uns unterhalten. Dass die beiden so glücklich wirken, ist nicht selbstverständlich nach allem, was sie durchgemacht haben.

Drei Kinder haben die beiden. Eine Tochter, Aruna, 13 und einen 12-jährigen Sohn. „Und einen kleinen Sohn. Er hatte Magenschmerzen, aber bevor wir ihn ins Spital bringen konnten, ist er gestorben“, erzählt Shanta wehmütig.

Die Familie kam wie viele andere auf der Suche nach Arbeit aus Maharashtra nach Bhopal. In einem Unterschlupf aus Karton schliefen sie auf ein paar Papierbögen. Mit Betteln versuchte Badu seine Familie durchzubringen. Früher besaß Shanta nichts außer ihrer Familie und zwei Saris. „Hunde haben uns gejagt. Wir haben uns gefühlt, als wären wir nichts.“ Mit mir hätten sie sich vor ein paar Jahren nicht zu sprechen getraut, meinen Shanta und Badu. „Und heute könnten wir unseren Sohn retten!“

Tochter Aruna mit P. James Simon (Foto: Frank)

Was hat sich verändert?

SAMMAN ist passiert. Die Hilfsorganisation der Steyler Missionare unterstützt Müllsammler und Hausangestellte in Bhopal. (Die Abkürzung SAMMAN bedeutet "Respekt" und steht für Social Animation of Marginalized, Migrants And Nomads.) Diese Beschäftigungsgruppen leben unter prekären Bedingungen: ausgeliefert der Willkür ihrer Arbeitgeber und Behörden, ausgesetzt und verachtet. Bei SAMMAN treffen sich Selbsthilfegruppen, Kinder erhalten Nachhilfe oder Vorbildung, die den Eintritt in eine Regelschule erleichtert. Mit Lobbying unterstützt SAMMAN die Menschen dabei, selbst für ihre Rechte einzutreten. Das gesamte Programm ist auf die Ermächtigung der Ärmsten ausgerichtet. Wenn sie für sich selbst sprechen können, ist es schwieriger, sie zu überhören.

P. James, der Leiter von SAMMAN, nennt Shanta und Badu im Scherz „die Reichen“, weil die beiden so fleißig sind und über den Sparverein bei SAMMAN so viel angespart haben, dass sie mittlerweile in ein festes Haus (ein Zimmer plus Toilette – ein Luxus) übersiedeln konnten. Badu hat es selbst gebaut. Für ihre Kinder wünschen sie sich, dass sie niemals als Müllsammler arbeiten müssen. Die beiden arbeiten hart, damit ihre Kinder sich auf die Schule konzentrieren können. Stolz verkünden sie: „Unsere Kinder arbeiten nicht mit uns und müssen es mit der Hilfe Gottes auch nie!“ Was sie später einmal werden, sollen sie selbst entscheiden. Die Tochter möchte vielleicht Lehrerin werden.

Unterricht in Privatwohnungen (Foto: Frank)

Apropos Lehrer:

Während Shanta und Badu tagsüber draußen unterwegs sind und Abfälle sammeln, treffen sich zwei Lehrerinnen und etwa 25 Schüler in dem Häuschen von Badu und Shanta. Am Boden sitzend lernen die Slum-Kinder je nach Alter Buchstaben, Reime, Lieder und ein bisschen Englisch. Dass Shanta und Badu den Raum zur Verfügung stellen, und noch dazu gratis, ist selbstverständlich für sie. „SAMMAN hat uns so viel geholfen. Wir wollen auch helfen!“

Rebecca Frank besuchte für die Missionsprokur St. Gabriel International Projekte der Steyler Missionare in Indien.

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