Ein Missionar unter der Lupe

25. Mai 2016

Interview mit Steyler Missionar P. Dominic Emmanuel aus Indien, der sich auch in Österreich für den interreligiösen Dialog einsetzen möchte.

P. Dominic, Sie waren in Indien Pressesprecher der Bischofskonferenz, haben einen Bollywoodfilm über die Verständigung zwischen den Religionen gedreht. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nach Österreich zu kommen?

2013 war ich auf einer internationalen Konferenz in Wien. Dort habe ich P. Andreas Bsteh kennengelernt [Leiter des Religionstheologischen Instituts in St. Gabriel, Anm.]. Diese Begegnung hat mir Lust gemacht, in Österreich meinen Beitrag zum interreligiösen Dialog zu leisten.


Sie wollen sich im Bereich des interreligiösen Dialogs engagieren. Dazu lernen Sie jetzt Deutsch. Wie kommen Sie mit der deutschen Sprache zurecht?

„Wie kannst du in acht Monaten so gut Deutsch lernen, das ist ja ein Wahnsinn?!“, höre ich oft. Ich werde immer gefragt, wie und wo ich Deutsch gelernt habe. Ich habe [noch in Indien, Anm.] zwei Monate im Selbststudium mit einem Buch Deutsch gelernt und gelesen. Und ich lerne jeden Tag dazu. Ich besuche eine Sprachschule. Jeden Tag werde ich besser. Ich schreibe meine Predigten auf Deutsch. P. Bsteh korrigiert sie für mich. Es gefällt mir, neue Sprachen zu lernen. Deutsch ist sicher schwer, aber nicht unmöglich.

P. Dominic segnet den Kindergaten Izibizi in Wr. Neudorf. (Foto: Thule JUG)

Sie sind jetzt schon 11 Monate in Österreich. Ist das religiöse Leben hier anders als in Indien?

Es ist schon manches anders. In der Karwoche habe ich in meiner Pfarre Beichtgelegenheit angeboten – drei Stunden pro Tag. In Indien stehen die Leute Schlange und vier Stunden am Tag reichen nicht aus. Es waren dann an drei Tagen insgesamt neun Leute da und die Kirche war auch nicht voll. Naja, das ist etwas, woran ich mich gewöhnen muss.

 

Werden Sie kritisiert, dass Sie als Seelsorger nicht gut genug Deutsch können?

Nein, im Gegenteil! Die Kommunikation mit meiner Gemeinde [Neu-Guntramsdorf, Anm.] ist kein Problem. Ich fühle mich als Student wohl, ich habe kein Problem mit diesem Status.

Aber es gibt schon Missverständnisse. Zum Beispiel hat mir ein Mitbruder im September einmal gesagt: „Wir fahren um Viertel zwei weg.“ Ich habe verstanden „Viertel vor zwei“. Also war ich um diese Zeit abfahrtsbereit. Mein Mitbruder hat schon lange gewartet und war unzufrieden, weil ich nicht gekommen bin.

Es gibt viele Wörter, die ähnlich klingen. Einmal hat sich auch ein Missverständnis ergeben, weil ich „Stahl“ und „Stall“ verwechselt habe.

 

Danke für das Gespräch!

P. Dominic Emmanuel  wurde 1951 in der indischen Stadt Indore geboren. Er spricht Hindi, Englisch, Gujarati, Tagalog und Deutsch. Der Medienprofi wurde 1978 zum Priester geweiht und arbeitete jahrelang in Delhi für die indische Bischofskonferenz. Als deren Pressesprecher war er das Aushängeschild der katholischen Kirche in Indien. 2015 kam P. Dominic Emmanuel nach Österreich. Er ist derzeit Kaplan in der niederösterreichischen Pfarre Neu-Guntramsdorf.

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R. Frank/Missionsprokur St. Gabriel International

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