Als die Schweizer Uhr in Togo stehen blieb

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28. Okt 2025

Als die Schweizer Uhr in Togo stehen blieb

Als junger Steyler Missionar stand P. Stephan Dähler SVD 1997 vor einem Neuanfang weit weg von der vertrauten Schweiz, mitten in Westafrika. Zwei Jahre, von 1997 bis 1999, verbrachte er in Togo, um im Rahmen seines Oversea Training Program (OTP), einem zweijährigen Praktikum während der Ordensausbildung, das Leben und den Glauben in einer anderen Welt kennen zu lernen.

Ein Weg, der anders kam als geplant

Eigentlich sollte seine Reise schon 1994 beginnen und nach Indonesien führen. Doch drei Tage vor dem Abflug scheiterte alles an einem falschen Visum. „Vor den ewigen Gelübden wollte ich unbedingt noch eine Erfahrung in einem anderen Land machen“, erzählt P. Stephan SVD. Einige Jahre später ergab sich eine neue Gelegenheit mit einem neuen Ziel: Togo. Zur Vorbereitung studierte er ordensinterne Unterlagen über das Land und versuchte in Paris sein Französisch aufzufrischen.

Ankommen in einer anderen Zeit

Was er suchte, war ein Einblick in eine andere Lebenswelt und genau das fand er. Zuerst lernte er Ewe, eine der lokalen Sprachen. Sein Alltag folgte einem ruhigen Rhythmus: Am Vormittag stand der Sprachkurs auf dem Programm, am Nachmittag Spaziergänge über den Markt, Zeit für Gespräche, Begegnungen und zum Üben der Sprache.
„Als mein Sprachlehrer an einem Regentag nicht kam und dann den ganzen Tag ausblieb, habe ich meine Schweizer Uhr in den Schrank gelegt“, erinnert er sich. „Von da an trug ich keine Armbanduhr mehr.“

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Zwischen Lernen und Leben

Weil das OTP ein Praktikum war, lag der Schwerpunkt auf dem Lernen, nicht nur der Sprache, sondern auch des missionarischen Lebens. P. Stephan SVD war in verschiedenen Pfarreien unterwegs, arbeitete im Centre Biblique de Lomé (CEBILO) mit und ordnete Archiv und Bibliothek. Der Kontakt zu den Mitbrüdern und den Menschen in den Gemeinden war vielfältig. Überall gab es etwas zu entdecken, zu verstehen und zu lernen.

Begegnungen, die bleiben

Was ihn am meisten beeindruckte, war die Gastfreundschaft der Menschen und ihr anderer Umgang mit Zeit. „Zeithaben für den Menschen, der dir begegnet – das war für mich eine neue Erfahrung.“
Besonders eindrücklich war ein Besuch in einem Dorf im Norden Togos. Dort trank er versehentlich das Wasser, das eigentlich zum Füße waschen gedacht war und wurde dennoch mit herzlichem Lachen und Offenheit empfangen.
Ein anderes Mal war er bei einer Familie zum Frühstück eingeladen. Sie entschuldigten sich mehrfach, weil sie dem „Weißen“ kein Fleisch anbieten konnten, obwohl sie sich selbst nur selten welches leisten konnten. Zum Abschied schenkten sie ihm und seinem Mitbruder so viele Yamswurzeln, dass sie für mehrere Großfamilien gereicht hätten, einfach, weil die beiden nicht zum Abendessen bleiben konnten.

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Geduld, Vertrauen, Dankbarkeit

Viele Gesichter sind ihm geblieben: Mitbrüder, Sprachlehrer, Menschen in den Pfarreien. Doch noch mehr hat ihn das Leben selbst geprägt: das Gestalten des Alltags, das spontane Miteinander, die Gespräche auf der Straße. „Ich habe dort einen riesigen Vertrauensvorschuss erlebt“, sagt er.
Aus dieser Zeit hat P. Stephan SVD nicht nur Erinnerungen mitgenommen, sondern auch einen neuen Namen: Dodzi. Er bedeutet pflanzen, warten und wachsen lassen. Ein Name, der für ihn zu einem Zeichen geworden ist für Geduld, Vertrauen und die tiefe Dankbarkeit, die ihn bis heute begleitet.

„Wie esse ich eine Krabbe mit drei Fingern?“

Wenn es einen Satz gibt, der seine Zeit in Togo beschreibt, dann vielleicht diesen: „Wie esse ich eine Krabbe mit den drei Fingern der rechten Hand?“ Eine kleine Alltagsszene, die für ihn zum Sinnbild wurde. Als Gast erhielt er stets das beste Stück vom Essen und durfte als Erster beginnen, auch wenn ihm, wie er schmunzelt, „am Anfang nicht nur beim Essen das Handwerkszeug dafür gefehlt hat“.
So wurde aus zwei Jahren in Togo weit mehr als ein Praktikum: Es wurde eine Schule der Geduld, der Begegnung und der Dankbarkeit. Eine Zeit des Pflanzens, Wartens und Wachsens.

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