Bei Gott und den Menschen eintauchen

29. Sep 2020

Emanuel Huemer hat am 29. September 2020 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes anlässlich des Patronatsfests von St. Gabriel seine zeitlichen Gelübde in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes erneuert.

Emanuel Huemer erneuert seine zeitlichen Gelübde vor Provinzial Stephan Dähler

Emanuel Huemer will den Weg mit den Steyler Missionaren weitergehen: „In Solidarität mit allen, die keinen Menschen haben, in Solidarität mit den Armgemachten und in Solidarität mit allen, die auf den befreienden Gott der Bibel hören.“ Am 29. September erneuerte der 35-Jährige seine zeitlichen Gelübde vor Provinzial P. Stephan Dähler und vor den Mitbrüdern um ein weiteres Jahr. Die Erneuerung der Gelübde fand im Rahmen des Festgottesdienstes zum Patronatsfests von St. Gabriel in der Heilig-Geist-Kirche des Missionshauses statt.
Emanuel Huemer trat im Juni 2017 in das Noviziat der deutschsprachigen Steyler Missionare in Berlin ein. Im September 2018 legte er seine ersten Gelübde in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes ab. Huemer ist seit mehr als 25 Jahren der erste Österreicher, der bei den Steyler Missionaren nicht als Priester, sondern als Ordensbruder seine Berufung leben möchte. 

Soziales Engagement in Mexiko und Wien
Emanuel Huemer stammt aus Oberösterreich. Aufgewachsen in Pfarrkirchen und Enns, absolvierte er in Steyr die Ausbildung zum Kindergartenpädagogen. Nach der Matura ging er mit „Jugend Eine Welt“ als Auslandszivildiener nach Mexiko. Der Sozialeinsatz in Tijuana, der Grenzstadt im Norden Mexikos, prägte ihn nachhaltig: „Wenn ich im Morgengrauen aus dem Fenster meines Zimmers schaute, konnte ich immer wieder beobachten, wie Menschen versuchten, den Grenzzaun in die USA zu überwinden“, erinnert sich der Ordensmann.
Zurück in Österreich studierte Emanuel Huemer Religionspädagogik an der Universität Wien. Gemeinsam mit anderen ehemaligen Volontären und in Zusammenarbeit mit den Salesianern Don Boscos gründete er in Wien-Erdberg das „Sale für Alle“, ein offenes Jugendzentrum. Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren mit unterschiedlichen Muttersprachen und Kulturen werden hier am Nachmittag von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen betreut und beim Lernen unterstützt. „Wir wollten, dass unser Engagement und unsere Erfahrungen im Ausland auch zu Hause weiterwirken“, sagt Huemer, der das „Sale“ von 2009 bis 2016 leitete.

Weltweite Gerechtigkeit
Immer mehr reifte in ihm der Entschluss, als Ordenschrist zu leben, vor allem der Theologe Johann Baptist Metz und sein Werk „Zeit der Orden“ beeinflussten ihn stark. „In Europa ist das Christentum vorwiegend im bürgerlichen Milieu angesiedelt“, beobachtet Huemer. In anderen Milieus tue sich das Christentum hingegen schwer. „Mission heißt für mich, die gewohnten religiösen Milieus zu verlassen“, betont Emanuel Huemer, dem der Einsatz für weltweite Gerechtigkeit besonders am Herzen liegt. „Wer bei Gott eintaucht, taucht bei den Menschen auf; wer bei den Menschen auftaucht, taucht bei Gott auf“: Mit diesem Gedanken fasst Emanuel Huemer zusammen, was für ihn die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe bedeutet.

Arbeit mit Migranten und Indigenen
Nach der Ablegung der ersten Gelübde lebte Huemer ein halbes Jahr im Missionshaus St. Gabriel, wo er sich für den Erhalt des Caritas-Flüchtlingsheims einsetzte - eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllte.
Erst vor wenigen Tagen ist Emanuel Huemer von seinem OTP-Einsatz (OTP = Overseas Training Program) in Mexiko nach Österreich zurückgekehrt. Eineinhalb Jahre lebte er dort in einer kleinen interkulturellen Gemeinschaft der Steyler Missionare in Chiapas, dem südlichsten Bundesstaat Mexikos. In Salto de Agua arbeitete Huemer in einer Migrantenherberge, die von den Steyler Missionaren zusammen mit Franziskaner Missionarinnen betrieben wird. In der Casa Betanien können sich die Flüchtlinge, die aus verschiedenen zentralamerikanischen Ländern stammen, für einige Tage erholen, ehe die meisten von ihnen versuchen, auf den Güterzug „La Bestia“ aufzuspringen und nach Norden weiterzureisen. Außerdem war der junge Missionar aus Österreich in Chiapas in der Indigenen-Pastoral tätig. Von Salto der Agua aus betreuen die Steyler 90 indigene Gemeinschaften vom Volk der Ch’ol. 

Mit den Menschen leben: Während seines OTP-Einsatzes in Salto de Agua, Mexiko, war Emanuel Huemer oft zu Gast bei indigenen Gemeinschaften.
Mit den Menschen leben: Während seines OTP-Einsatzes in Salto de Agua, Mexiko, war Emanuel Huemer oft zu Gast bei indigenen Gemeinschaften.
Emanuel Huemer während seines OTP-Einsatzes in Chiapas, Mexiko

Fahrradbote in Berlin
Im November wird Emanuel Huemer nach Berlin aufbrechen, wo die Steyler Missionare eine Niederlassung haben. „Ich werde einer einfachen Arbeit nachgehen, z.B. als Fahrradbote, um dort zu sein, wo Menschen in Europa in prekären Verhältnissen leben.“ Missionar zu sein, bedeutet für ihn, die „Sakristei zu verlassen und hinaus zu den Menschen zu gehen“. „In Übersee ist es für uns Steyler Missionare selbstverständlich, das Leben mit der einheimischen Bevölkerung, ihre Sorgen und Nöte zu teilen. Warum nicht auch in Europa?“ Auch das Thema Migration und Flucht lässt Emanuel Huemer nicht los: In Berlin plant er zusammen mit einem Mitbruder ein Projekt in diesem Bereich.

Provinzial P. Stephan Dähler SVD stand dem Festgottesdienst anlässlich des Patronatsfests von St. Gabriel vor.
Provinzial P. Stephan Dähler SVD stand dem Festgottesdienst anlässlich des Patronatsfests von St. Gabriel vor.
Das Ensemble Spiritus Luminis unter der Leitung von Pedro Santos Figueira und Angela Amodio an der Orgel sorgten für die musikalische Gestaltung der Festmesse.
Das Ensemble Spiritus Luminis unter der Leitung von Pedro Santos Figueira und Angela Amodio an der Orgel sorgten für die musikalische Gestaltung der Festmesse.
Emanuel  Huemer erneuert seine zeitlichen Gelübde in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes um ein weiteres Jahr.
Emanuel Huemer erneuert seine zeitlichen Gelübde in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes um ein weiteres Jahr.
Provinzial Stephan Dähler (rechts) und Rektor Franz Helm freuen sich mit Emanuel Huemer und seinen Eltern.
Provinzial Stephan Dähler (rechts) und Rektor Franz Helm freuen sich mit Emanuel Huemer und seinen Eltern.
Auch Bruder Leopold Leitner hatte heute Grund zum Feiern: Provinzial Stephan Dähler und Rektor Franz Helm gratulierten ihm zum 80. Geburtstag!
Auch Bruder Leopold Leitner hatte heute Grund zum Feiern: Provinzial Stephan Dähler und Rektor Franz Helm gratulierten ihm zum 80. Geburtstag!
Text: Ursula Mauritz; Fotos: Franz Pilz SVD, privat

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