"Der liebe Gott war schon vor mir da!"

06. Jul 2020

Im letzten Teil der stadt gottes-Serie "Schatz der Alten" erzählt der aus dem Burgenland stammende Steyler Missionar P. Anton Fencz SVD aus seinem Leben.

Pater Anton Fencz SVD

Schon mit 11 Jahren stand für mich fest: Ich werde Missionar! Ich bin im Südburgenland aufgewachsen. In der kleinen Ortschaft Ollersdorf gab es Mitte der 1950er Jahre eine „Berufungswelle“. Mehrere Burschen wurden Priester oder traten in einen Orden ein. Einer meiner Freunde besuchte bereits die Schule und das Internat der Steyler Missionare in Fürstenfeld. Als er einmal zu Besuch war, erzählte er mir von St. Severin. Ich weiß noch genau den Weg am Bach entlang, an dem wir gingen. Da fuhr es wie ein Blitz durch mich und ich wusste: Ich will auch dorthin gehen und Missionar werden! Ich weihte unseren Pfarrer in mein Vorhaben ein, meine Eltern habe ich zunächst gar nicht informiert. Erst als mein Klassenvorstand meinen Vater, mit dem er befreundet war, darauf ansprach, kamen meine Pläne ans Tageslicht. Meine Eltern hatten nicht damit gerechnet, dass ich Priester werden wollte, aber sie unterstützten mich.
An die Schul- und Internatszeit in St. Severin und später in St. Rupert in Bischofshofen habe ich überwiegend positive Erinnerungen, nur das verregnete Wetter in den Salzburger Bergen war für mich sonnengewöhnten Südburgenländer schwer auszuhalten. Wir haben bereits in der Schule wie SVD-Mitglieder gelebt: Gebet, Messfeier, Unterricht, alles war geregelt. Damals war es noch das Ziel, das die Schüler nach dem Abschluss der Schule in den Orden eintraten. Von 13 Maturanten in unserem Jahrgang gingen sieben ins Noviziat nach St. Gabriel, aber nur einer hat dann die Ewigen Gelübde abgelegt. Das Theologiestudium dort war äußerst inspirierend. Wir hatten hervorragende Professoren. Das Konzil war gerade zu Ende gegangen und es herrschte ein Aufbruchsgeist. Immer wieder kamen Missionare auf Heimaturlaub und berichteten in Lichtbildvorträgen von ihren Einsatzländern und Aufgaben. Und es kamen auch Steyler aus anderen Kontinenten zum Studium nach St. Gabriel. Das erweiterte unseren Horizont ungemein.

Unterwegs mit Katechist Anthony

Katechist Anthony war der wichtigste Mitarbeiter von Pater Fencz. Er begleitete ihn auf den Fahrten in die Außenstationen seiner Pfarre.
Katechist Anthony war der wichtigste Mitarbeiter von Pater Fencz. Er begleitete ihn auf den Fahrten in die Außenstationen seiner Pfarre.

Meine Missionsbestimmung lautete Ghana - mein Wunschziel. Ich reiste mit einem Frachtschiff von Genua nach Accra, zehn Tage dauerte die Passage. Zuerst lernte ich Twi, eine der vier Hauptsprachen in Ghana. Dann übernahm ich in Zentralghana ein Gebiet, das von einer bestehenden Pfarre abgetrennt wurde und so groß wie meine Heimatdiözese, das Burgenland, war. Es gab eine Kirche ohne Fenster und Türen und ein kleines Pfarrhaus. Am Anfang hatte ich nicht einmal einen Sessel zum Sitzen, Strom gab es auch keinen, nur Petroleumlampen.
Zu meiner Pfarre gehörten anfangs 17 Außenstationen, zu denen ich mit einem noch rechts gesteuerten altenVW fuhr, in manchen von ihnen war seit sieben Jahren kein Priester mehr gewesen. Aber trotzdem gab es ein Gemeindeleben. Da dachte ich mir: „Nimm dich nicht so wichtig, der liebe Gott war schon vor dir da!“ Begleitet wurde ich dabei von dem Katechisten Anthony. Er war in den 18 Jahren in Ghana mein wichtigster Mitarbeiter. Die Aus- und Weiterbildung der Katechisten in den Außenstationen lag mir besonders am Herzen. Und auch die Entwicklungsarbeit war uns Steylern ein großes Anliegen: Schulen wurden gebaut und ein Mitbruder bohrte hunderte Brunnen, mit denen die Bevölkerung mit gesundem Wasser versorgt wurde. Es waren vor allem die Frauen in den Dörfern, die alles am Laufen hielten. Dass Afrika funktioniert, verdankt es weithin den Frauen.

In Ghana wurde Toni Fencz offen und gastfreundlich aufgenommen.
In Ghana wurde Toni Fencz offen und gastfreundlich aufgenommen.

Die Internationalität meines Ordens fasziniert mich

1993 kehrte ich auf Wunsch der Provinzleitung nach Österreich zurück. Am Tag meiner Abreise legten die Menschen in meiner Pfarre Trauergewand an und auch mir fiel der Abschied sehr schwer. Ich bin bewusst nie mehr nach Ghana gefahren, ich wollte mir den Schmerz nicht noch einmal antun. Umso größer war meine Überraschung und Freude, als im Jahr 2000 ein junger Mann vor mir stand. Aus Patrick, dem großgewachsenen Burschen mit den fröhlichen Augen aus meiner Pfarre in Ghana, war der Steyler Missionar Pater Kodom geworden! Seit 20 Jahren arbeitet er in Österreich in der Betreuung von geflüchteten Menschen. Es ist diese Internationalität, die mich an unserer Ordensgemeinschaft fasziniert.

Pater Anton Fencz
wurde 1946 in Ollersdorf/Burgenland geboren. Er besuchte die Schulen der Steyler Missionare in St. Severin und St. Rupert und trat 1965 in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes ein. 18 Jahre arbeitete er als Missionar in Ghana. Nach seiner Rückkehr nach Österreich war er Pfarrer in Wien, später Provinzial, Koordinator der Europa-Zone der SVD und sechs Jahre Rektor des Missionshauses St. Gabriel.

Ursula Mauritz/stadt gottes; Fotos: Franz Helm SVD, privat

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