Religion darf nie Rechtfertigung für Gewalt sein

06. Nov 2020

Stellungnahme der Interreligiösen Dialoggruppe Favoriten, zu deren Mitgliedern auch die Steyler Pfarre Zum Göttlichen Wort zählt, zum Terroranschlag in der Wiener Innenstadt.

Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten

Als christliche und muslimische Gemeinden in Favoriten sind wir schockiert und entsetzt angesichts des schrecklichen terroristischen Anschlags am Montagabend in der Wiener Innenstadt. Besonders betroffen macht uns, dass der Täter offensichtlich versucht hat, seine Tat mit religiösen Motiven zu rechtfertigen.
Als Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und -traditionen halten wir fest: Religion kann und darf nie Rechtfertigung für Gewalt sein – darin stimmen unsere Glaubenslehren überein.
Ebenso wichtig ist es uns festzuhalten, dass uns die gemeinsame Überzeugung verbindet, dass Abwertung oder Verächtlichmachung einer anderen Glaubensüberzeugung mit den Grundsätzen unseres jeweiligen Glaubens nicht vereinbar ist. Daher gedenken wir in diesen Tagen auch gemeinsam der Novemberpogrome gegen Jüdinnen und Juden im Jahr 1938 und möchten damit ein deutliches Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus setzen.
Wir wissen, dass unsere Glaubensüberzeugungen immer wieder auch missbräuchlich verwendet werden. Daher stellen wir uns gemeinsam als Bewohnerinnen und Bewohner eines multikulturellen und multireligiösen Bezirkes gegen jeden Versuch, Musliminnen und Muslime für den Terroranschlag in unserer Stadt für verantwortlich zu erklären. Ebenso verurteilen wir die Vorfälle in der Pfarrkirche St. Anton von Padua letzte Woche als unverantwortliche Störung des religiösen Friedens.
Diese Haltungen und Einstellungen widersprechen dem guten Miteinander, das wir als Religionsgemeinschaften in unserem Bezirk Favoriten pflegen. Gemeinsam verpflichten wir uns, diesen Weg weiterzugehen und uns aktiv zu bemühen, allen Formen von radikalem und ausgrenzendem Denken und Handeln, besonders in unseren eigenen Gemeinschaften, entgegen zu treten.
Wir verfassen diese öffentliche Stellungnahme, um den Bewohnerinnen und Bewohner unseres Bezirks mitzuteilen, wozu wir uns verpflichten und dass wir alle Menschen einladen, diesen Weg mit uns zu gehen. Deswegen werden wir diese Stellungnahme in unseren Medien und über unsere Medienkontakte veröffentlichen sowie in unseren Gebets- und Gottesdiensträumen verlesen lassen.
Namen der unterstützenden religiösen Gemeinschaften sowie Unterschrift der VertreterInnen:
Islamisches Zentrum der Bosniaken von Österreich "Ebu Hanife“
Hadis Bosnjak (Imam), Suad Ferhatbegovic (Obmann) und Eldin Bajric (Schriftführer)
Evangelisch- Reformierte Pfarrgemeinde H.B. Wien-Süd
Johannes Wittich (Pfarrer), Robert Colditz (Kurator), Franz Radner
Islamische Föderation Anadolu
Mervan Mullaoglu (Imam), Salih Akkale (Obmann) und Hidayet Kilic
Katholische Pfarren und Gemeinden: Matthias Felber (Dechant und Pfarrer), Johannes Neubauer (Dechant Stellvertr. und Pfarrer), Artur Stepien (Pfarrer), Stephane Mwanza-Mpongo (Pfarrer), Cirilo Boloron (Pastoralassistent), Gerti Pieber und Monika Loiskandl
ATIB-Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich
Ibrahim Olgun (Imam)
Syrisch-Orthodoxe Kirche Mor Ephrem
Emanuel Aydin (Chorbischof)
VTC Verein Tabiien Center - Tschetschenischer Kulturverein
Muslim Misirbiev (Obmann)
Evangelische Pfarrgemeinde AB Wien-Christuskirche
Michael Wolf (Pfarrer) und Livia Wonnerth-Stiller (Lehrvikarin)
Bahá’í Religionsgemeinschaft Österreich
Dagmar Khamooshi und Puria Mahally
Austria Bangladesch Cultural Center "Baitul Mamur Masjid" Favoriten
Abu Zafar (Obmann)

Ursula Mauritz; Foto: Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten

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