Preis der Orden an Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten

10. Mai 2021

Das von der Steyler Pfarre Zum Göttlichen Wort in Wien mitgetragene Projekt für ein friedliches Miteinander der Religionen wurde ausgezeichnet.

Sr. Franziska Bruckner, stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen  Ordenskonferenz, übergibt den Preis an P. Matthias Felber SVD (Pfarre Zum Göttlichen Wort), Ibrahim Olgun (Islamische Glaubengemeinschaft) und Stefan Almer (Stadt Wien, MA17).
Sr. Franziska Bruckner, stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen
Ordenskonferenz, übergibt den Preis an P. Matthias Felber SVD (Pfarre Zum Göttlichen Wort), Ibrahim Olgun (Islamische Glaubengemeinschaft) und Stefan Almer (Stadt Wien, MA17).

Die Österreichische Ordenskonferenz hat im Rahmen ihrer Generalversammlung am 10. Mai 2021 den Preis der Orden an vier herausragende Projekte verliehen, die ein besonderes Engagement an der Schnittstelle zwischen Ordensgemeinschaften und anderen kirchlichen und gesellschaftlichen Organisationen zeigen. Zu den Preisträger*innen zählt die Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten, in der Vertreter*innen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften – Christen, Muslime, Bahá’i – regelmäßig zusammenkommen, um einander besser kennenzulernen, Vertrauen füreinander aufzubauen und gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen. Gemeinsam mit der MA17, der für Integration und Diversität zuständigen Stelle der Stadt Wien, werden Treffen organisiert, die dazu beitragen, dass Menschen ihre Scheu ablegen und einander auf Augenhöhe begegnen – etwa beim jährlichen Friedensgebet oder bei Gedenkfeiern zur Pogromnacht. Öffentliche Aufmerksamkeit erhielt die Dialoggruppe durch ihre Stellungnahmen anlässlich der gewalttätigen Demonstrationen in Favoriten im Juni 2020 und des Terroranschlags in Wien im November 2020. Von Anfang an war die von den Steyler Missionaren betreute Pfarre Zum Göttlichen Wort an den Aktivitäten der Gruppe maßgeblich beteiligt.
„Die Gemeinschaft der Steyler Missionare hat sich bewusst dazu entschieden sich pastoral stark in die neu gegründete Pfarre zum Göttlichen Wort in Wien–Favoriten einzubringen. In diesem von kultureller Vielfalt geprägten Bezirk leben sie ihr besonderes Charisma – den interreligiösen Dialog“, sagte Marcus Beranek, Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien in seiner Laudatio. Dieses Engagement sei ein „eindrucksvolles Beispiel wie eine Ordensgemeinschaft heute ihr Charisma mit wachen Augen für gesellschaftliche Herausforderungen lebt und zur Entfaltung bringt.“ Der Pastoralamtsleiter betonte, dass die Erzdiözese für ihren missionarischen Aufbruch von der Initiative im 10. Bezirk und vom Missionsverständnis der Steyler Missionare lernen könne: „Die Steyler sehen Mission als prophetischen Dialog mit anderen Menschen und Kulturen und Religionen, mit Armen und Suchenden. Mission bedeutet einander auf Augenhöhe zu begegnen, auf andere Meinungen zu hören und die eigene zu entdecken sowie Brücken des Miteinander zu schlagen“, so Beranek.

Gemeinsames Friedensgebet der Interreligiösen Dialoggruppe Favoriten im Dezember 2019.
Gemeinsames Friedensgebet der Interreligiösen Dialoggruppe Favoriten im Dezember 2019.

Dialog wurde den Steylern "in die Wiege gelegt"

Pfarrer Pater Matthias Felber SVD nahm den Preis zusammen mit Ibrahim Olgun von ATIB (Islamische Glaubensgemeinschaft) und Stefan Almer von der Magistratsabteilung 17 der Stadt Wien für Integration und Diversität im Namen der Dialoggruppe entgegen. „Wir freuen uns über die Wertschätzung und Ermutigung, die wir durch den Preis der Orden erfahren“, erklärt der Steyler Missionar, der auch Dechant des 10. Bezirks ist. „Dass wir uns als Steyler Missionare in diesen interreligiösen Dialog für Favoriten eingefädelt haben, kommt einfach aus unserer Steyler Ordensgenetik. Dialog, Hinübergehen, Interesse, ja Liebe für die Schwester/den Bruder aus der anderen Religion zu empfinden und zu kultivieren, das hat uns bereits unser Ordensgründer, der Heilige Arnold Janssen, in die Wiege gelegt“, erzählt Pater Felber. „Wir Steyler alleine könnten jedoch nicht viel ausrichten ohne unsere Dialogpartner. Es ist ein freundschaftliches, respektvolles und wertschätzendes Miteinander.“ Es sei jedoch noch ein weiter Weg zu gehen: „Das Anliegen des Dialogs muss ständig und mit viel Engagement in unsere Gemeinden und Gemeinschaften sowie in die Bevölkerung getragen werden. Dafür ist uns die Auszeichnung ein Ansporn.“
In einem bei der Preisverleihung gezeigten Video wies auch Ibrahim Olgun darauf hin, dass es nicht ausreiche, dass sich die Religionsvertreter*innen begegnen. Es sei wichtig, Projekte umzusetzen, die den Menschen in den Gemeinschaften die Chance geben, aufeinanderzuzugehen und durch die es gelinge, auch die Jugend für den Dialog zu gewinnen.

Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten: Imame und Pfarrer
Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten: Imame und Pfarrer

Miteinander statt Spaltung und Abgrenzung

Der interreligiöse Dialog wurde 2012 im Generalkapitel der „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (SVD) als Schwerpunkt festgelegt und die Provinzen aufgefordert, Initiativen im Hinblick auf diesen Dialog zu setzen. In Österreich hat die SVD den interreligiösen und interkulturellen Dialog sowie die Arbeit in Pfarre nim großstädtischen Milieu in ihre Leitlinien übernommen. Schon seit 1914 sind die Steyler Missionare im multikulturellen Bezirk Favoriten tätig, seit 2015 leiten sie die Pfarre Zum Göttlichen Wort. „‚Beim Reden kommen die Leute zusammen‘, heißt es sprichwörtlich. Für uns Steyler Missionare ist dies eine missionarische Grundüberzeugung. Im Gespräch bleiben mit allen, den Dialog auf Augenhöhe nicht abreißen zu lassen, sich an einen Tisch setzen für ein friedliches Miteinander über Grenzen hinweg in einer Zeit, die versucht Spaltung und Abgrenzung groß zu schreiben“, stellt Pater Stephan Dähler SVD, der Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz der Steyler Missionare, fest. „Ich bin allen, die sich darauf einlassen dankbar und freue mich, dass christliche Sendung so in der Pfarre Zum Göttlichen Wort präsent ist“, unterstreicht Stephan Dähler.

Die Vertreter der Dialoggruppe mit Laudator Markus Beranek, Pastoralamtsleiter Erzdiözese Wien
Die Vertreter der Dialoggruppe mit Laudator Markus Beranek, Pastoralamtsleiter Erzdiözese Wien

Preisträger rücken das Gemeinsame in den Focus

Neben den Steyler Missionaren und der Interreligiösen Dialoggruppe wurden noch drei weitere Projekte mit dem 3000-Euro dotierten Preis der Orden ausgezeichnet: Für die „KLARA-Edition – Begegnung von Kunst und Spiritualität“ der Klaraschwestern in Bregenz wurden renommierte Vorarlberger Künstler eingeladen, sich mit einem Kunstwerk mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Einen Preis erhielten auch Schwester Maria Schlackl SDS mit ihrer Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in Oberösterreich“ sowie das Stift St. Paul im Lavanttal für den Pilgerweg „Benedikt beWEGt“ – ein europäisches Friedensprojekt. „Jedes der ausgezeichneten vier Projekte hat das Gemeinsame in den Fokus gerückt. Es sind Kooperationsprojekte, die Vorbild sowie Ansporn sind. Ganz nach unserem Drei-Jahres-Motto ‚wach.einfach.gemeinsam‘ zeigen diese Projekte, was alles möglich ist, wenn Menschen wach sind für die Nöte der Zeit, hinsehen und nicht zögern, sondern einfach handeln und Lösungen suchen, um dann gemeinsam an einem Strang ziehen und ein Ziel vor Augen haben“, sagte Schwester Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz bei der Preisverleihung. Diese war ursprünglich für die Herbsttagung der Orden im November 2020 geplant gewesen, musste coronabedingt jedoch verschoben werden.

Text: Ursula Mauritz; Fotos: Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten, Medienbüro der Ordensgemeinschaften

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