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02. Feb 2022
Rektor P. Franz Helm nahm an Demonstration vor dem Prozess gegen Landesrat Waldhäusl in St. Pölten teil. Dem Politiker wird Amtsmissbrauch in Zusammenhang mit der Unterbringung jugendlicher Flüchtlinge vorgeworfen.
"Wir wollen Menschlichkeit!" Diesem Ruf von ca. 30 Demonstrantinnen und Demonstranten schloss sich P. Franz Helm SVD, der Rektor des Missionshauses St. Gabriel, an, als Landesrat Gottfried Waldhäusl vor dem Landesgericht St. Pölten eintraf. Dort begann heute der Prozess gegen den niederösterreichischen FPÖ-Politiker sowie eine frühere Landesbeamtin. Die Anklage lastet ihnen Amtsmissbrauch rund um die Verlegung von minderjährigen Asylwerbern in das mit Stacheldraht umzäunte Asylquartier in Drasenhofen im Jahr 2018 an. Auch St. Gabriel, wo ein Caritas-Flüchtlingsheim bestand, litt unter der Amtsführung von Landesrat Waldhäusl. Flüchtlinge wurden weg verlegt, es wurde niemand mehr zugeteilt und schließlich musste die Einrichtung geschlossen werden.
P. Franz Helm: "Ich bin heute hier, weil Waldhäusl eine Fehlbesetzung als Integrations-Landesrat ist, weil er für viel Leid von schutzbedürftigen Menschen und ihren BetreuerInnen verantwortlich ist und weil es endlich an der Zeit ist, dass er zur Verantwortung gezogen und abgesetzt wird." Bei der Demonstration heute Vormittag nahmen VertreterInnen von Zusammenhalt NÖ, Pfarre Maria Enzersdorf, Asylkoordination, Seebrücke, SOS Balkanroute u.a.m. teil.
Die Steyler Missionare in St. Gabriel stellten 27 Jahre lang einen Teil ihres Hauses der Caritas als Flüchtlingsquartier zur Verfügung. Die Caritas Flüchtlingshilfe der Erzdiözese Wien betreute hier vor allem psychisch oder physisch schwer kranke Personen sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Nach heftiger Kritik von Menschenrechtsorganisationen, der Caritas und der Zivilgesellschaft an dem gefängnisartigen Quartier wurden die 16 jugendlichen Flüchtlinge aus Drasenhofen im Caritashaus St. Gabriel aufgenommen. Die Jugendanwaltschaft des Landes Niederösterreich hatte nach einer Prüfung festgestellt, dass die Unterkunft in Drasenhofen „aus jugendrechtlicher Sicht nicht geeignet“ war.
Als Antwort auf die Sicherheitsbedenken mancher Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie einiger Lokalpolitiker setzten Vertreter von Zivilgesellschaft und Kirche ab dem Advent 2018 ein Zeichen gegen soziale Kälte und Unmenschlichkeit. Wochenlang versammelten sich an jedem Sonntag ab 17 Uhr Menschen vor der Kirche des Missionshauses St. Gabriel, um unter dem Hashtagtitel „#zusammenhaltNÖ“
für ein von Menschlichkeit geprägtes gesellschaftliches und politisches Klima einzutreten. Auch die Steyler Missionare und Missionsschwestern nahmen regelmäßig an den Versammlungen teil und gestalteten sie mit Musik, Texten und Ansprachen.
Schon davor hatten sich die Steyler Missionare wiederholt gegen die drohende Schließung des Flüchtlingsheims in St. Gabriel ausgesprochen und sich bei Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner für den Erhalt der Einrichtung eingesetzt. Im April 2019 kam dennoch das endgültige Aus für das Flüchtlingsheim in St. Gabriel.