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10. Feb 2025
Im Missionshaus St. Gabriel werden Geschichte und Gegenwart des internationalen Missionsorden mit zahlreichen Exponaten, Fotos und Filmen präsentiert.
Mit der Ausstellung „Zeugnis ablegen für das Licht!“ laden die Steyler Missionare ein, die Entwicklung der „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ von der Gründung durch Arnold Janssen im Jahr 1875 im niederländischen Steyl bis zu einer weltweit tätigen Ordensgemeinschaft mit heute 5 600 Mitgliedern aus 76 Ländern kennenzulernen. In der Ausstellung geben Texttafeln, historische Dokumente, Fotos, Audiostationen und Filme einen Überblick über die Tätigkeit der Steyler Missionare einst und heute. Die Schau geht besonders auf die wichtige Rolle des Missionshauses St. Gabriel als Ausbildungshaus für Missionare und wissenschaftliches Zentrum für Ethnologie und Religionswissenschaft ein. Präsentiert werden außerdem indigene christliche Kunstwerke sowie Objekte aus den Beständen der missions-ethnografischen Sammlung des Hauses.
„Wir möchten mit dieser Ausstellung nicht nur die bemerkenswerte Geschichte unseres Ordens nachzeichnen, sondern auch vermitteln, was uns Steyler Missionare in der Gegenwart ausmacht“, betonte der Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz, P. Christian Stranz SVD, bei der Eröffnung der Jubiläums-Ausstellung am 9. Februar 2025 im Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf, NÖ.
Interkulturalität und Dialog sind die DNA des sechstgrößten Männerordens der katholischen Kirche. Die Arbeit der „Societas Verbi Divini“ (SVD) sei durch vier Dimensionen charakterisiert, so Stranz: Bibelarbeit, missionarische Bewusstseinsbildung, Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und sozial-ökologische Transformation sowie die Nutzung von Medien für die Verkündigung.
Nach den Worten des Provinzials soll die Ausstellung auch widerspiegeln, „worauf wir Steyler Missionare stolz sein können“, etwa, dass die Steyler die ersten waren, die Afro-Amerikanern in den USA die Priesterausbildung ermöglichten. Historische Tonaufnahmen von zwei afro-amerikanischen Patres, die trotz Apartheid zu Priestern geweiht werden konnten, sowie ein Film zu diesem Thema sind zu hören bzw. zu sehen.
Wie Provinzial Stranz erklärte, konnte für die Ausstellung zum 150-Jahr-Jubiläum auf die Infrastruktur der Schau über Martin Gusinde zurückgegriffen werden, die im Vorjahr im Missionshaus St. Gabriel zu sehen war. Pater Stranz, der maßgeblich für das inhaltliche Konzept verantwortlich zeichnet, dankte bei der Eröffnung der Ausstellung auch Rektor Franz Pilz SVD und dem Missionswissenschaftler P. Franz Helm SVD für ihre fachliche Unterstützung sowie Heike Oberhauser für die grafische Umsetzung und Br. Krysztof Miszczyk SVD für Aufbau und Technik.
Gewürdigt werden in der Schau Steyler Patres und Brüder mit ihren Leistungen für den Orden, die Kirche und die Gesellschaft. Angefangen bei Ordensgründer Arnold Janssen (1837 - 1909), der zutiefst von der Notwendigkeit eines deutschen Missionshauses überzeugt war und trotz aller Widerstände den Mut aufbrachte, in schwierigen Zeiten etwas Neues zu wagen. Oder P. Josef Freinademetz (1852 – 1908), der als erster Missionar der jungen Ordensgemeinschaft nach China ausreiste. Trotz Anfeindungen durch die einheimische Bevölkerung lernte er die Menschen, ihre Sprache und Kultur so zu lieben, dass er auch „im Himmel ein Chinese“ sein wollte. „Die Sprache der Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen“, war seine Überzeugung. Gemeinsam mit Ordensgründer Janssen wurde Pater Freinademetz 2003 heiliggesprochen.
Bekanntheit über den Orden hinaus erlangten der Ethnologe und Begründer des Anthropos-Instituts P. Wilhelm Schmidt SVD sowie seine Schüler Martin Gusinde, Paul Schebesta und Wilhelm Koppers, die sich als „Wiener Schule der Ethnologie“ einen Namen machten.
Bedeutung erlangten auch P. Johannes Schütte SVD, der beim Zweiten Vatikanischen Konzil entscheidend am Missionsdekret „Ad gentes“ mitarbeitete oder P. Andreas Bsteh SVD, der sich dem Dialog zwischen dem Christentum und dem Islam widmete und auf Einladung von Außenminister Alois Mock zwischen 1993 und 2005 hochrangige Tagungen organisierte.
Unter dem Titel „Pioniere der Inkulturation“ werden in der Ausstellung die Steyler Missionare P. Georg Proksch SVD (verkündete mit seiner indischen Tanzkunst das Evangelium), Br. Valentin Grüner SVD (der Holzschnitzkünstler ermutigte Indigene auf den Philippinen zu christlicher Kunst) und P. Hermann Hochegger SVD (erforschte Riten und Symbole im Kongo) vorgestellt.
Vergessen wird auch nicht auf eine Besonderheit der SVD: Die wichtige Stellung der Brüdermissionare, die ihren Dienst nicht als Priester, sondern in anderen Berufen und Tätigkeitsbereichen verrichten. Sie sorgten für den Aufbau neuer Niederlassungen, Kirchen und Schulen, trugen durch Druckereien und Landwirtschaften zum Erhalt der Ordensgemeinschaft bei und waren als Tischler, Steinmetze und Mosaikkünstler oft Meister ihres Fachs. Heute arbeiten Steyler Brüder in der Seelsorge, in sozialen Einrichtungen oder im Engagement für Gerechtigkeit, Friede und die Bewahrung der Schöpfung.
Beispiele der Steyler Handwerkskunst sind in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Gustostücke aus dem Archiv des Missionshauses, wie der von Arnold Janssen unterzeichnete Kaufvertrag für das Grundstück, auf dem St. Gabriel erbaut wurde, ein Missionskreuz, wie es die Missionare bei ihrer Aussendung erhielten oder die erste Ausgabe der von Arnold Janssen gegründeten Zeitschrift „Stadt Gottes“ (heute: „Leben jetzt“). Aus der missions-ethnografischen Sammlung stammen ein „Storyboard“ aus einem Männerhaus und die Dekoration von Kanu-Spitzen aus Papua Neuguinea, christliche indigene Schnitzereien aus dem Kongo und den Philippinen sowie Malereien in traditioneller Technik aus Bali.
Die Ausstellung
„Zeugnis ablegen für das Licht:
Die Steyler Missionare – seit 150 Jahren weltweit tätig im Dienst der Menschen“
ist bis Ende 2025 im Missionshaus St. Gabriel zusehen
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung
Führungen für Gruppen
nach Anmeldung möglich. Kontakt: Tel. 02236/803 oder E-Mail: kommunikation@steyler.eu
Eingang:
Missionshaus St. Gabriel, Gabrielerstraße 171, 2344 Maria Enzersdorf
Eintritt frei!