2. Sonntag im Advent (C)

Predigtimpuls

Bekehrung besteht in der Entscheidung, Gott in allem den Vorrang zu geben.

1. Lesung: Bar 5,1-9
2. Lesung: Phil 1,4-6.8-11
Evangelium: Lk 3,1-6
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Im Leben eines jeden und einer jeden von uns gibt es unzählig viele Ursachen und Möglichkeiten, warum wir keine Freude mehr verspüren und warum wir uns in unserem Innern oft so leer fühlen. Die unterschiedlichsten Schwierigkeiten treten auf. Es läuft dann einfach nicht mehr so rund, wie wir es gerne hätten. Da gibt es Missverständnisse und Enttäuschungen am Arbeitsplatz einerseits. Andererseits können uns unerwartete Schicksalsschläge im Familien- und Bekanntenkreis treffen. Aber auch Trockenheit in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen und spirituelle Dürre in unserem Glaubensleben machen uns manches Mal zu schaffen. Dann macht auf einmal nichts mehr Freude. Hilflos nehmen wir wahr, wie die Lust am Leben in uns zu versanden droht. All diese Wüsten-Erfahrungen können uns oft genug an den Rand der Verzweiflung bringen. Zurück bleibt dann das Gefühl der Ausweglosigkeit und der Resignation.

Genau hier aber setzt das heutige Evangelium an, weiß die Bibel doch genau, dass die Wüste immer schon ein bevorzugter Ort war, wo Gott zum Menschen sprechen will. So scheint das Wort des Propheten Jesaja – von Lukas geschickt eingewoben in sein Evangelium – aktueller denn je und für uns Menschen des 21. Jahrhunderts als Einladung geschrieben: „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.“

Gottes Sehnsucht ist es, uns nahezukommen, den Weg zu uns zu gehen, denn unsere alltäglichen Wüstenerfahrungen müssen nicht bleiben. Was wir als dürr und wüst in unserem Leben erfahren, muss auch nicht so bleiben. Was für uns schwer ist und verletzend, was im Leben vielleicht durcheinandergeraten ist: all das hat auch ein Verfallsdatum. Ich darf zulassen, dass Gott sich in seinem adventlichen Kommen den Weg zu meinem wüsten Herzen bahnt, wenn ich nur den Weg zwischen mir und ihm von meiner Seite her nicht versperre. Das gelingt immer noch am ehesten, wenn ich mir gerade im Advent Momente der Stille gönne; denn ohne Sammlung und Ruhe gleiche ich einem Acker, der ständig Frucht tragen muss, aber nie eine Brachzeit bekommt. Über kurz oder lang ist er aus¬gelaugt und wandelt sich unmerklich zu einer unfruchtbaren Wüste. Ich bin überzeugt, dass Gott jedem Menschen entgegenkommt – doch sein Anklopfen kann im Alltag allzu leicht überhört werden. Die Stille ist für mich der Ort, an dem ich seine konkrete Einladung am besten hören kann und wo ich mich immer wieder neu mit ihm, dem Lebendigen, verbinde.

So herausfordernd es im Alltag sein wird: wir sollten sie suchen, die Stille im Advent, wenn wir Weihnachten nicht innerlich zerrissen und ausgebrannt feiern wollen. Ganz sicher wird sich dann das bestätigen, was der Schriftsteller Reinhold Schneider einst so trefflich formulierte: „Die Stille ernährt, der Lärm verbraucht.“ Das wiederum könnte doch vielleicht genau die Umkehr sein, von der Johannes der Täufer im heutigen Evangelium spricht. So jedenfalls hat es wohl auch der verstorbene Kardinal von Mailand, Carlo Maria Martini, einst gedeutet, wenn er schreibt: „Die Umkehr oder Bekehrung besteht in der Entscheidung, Gott in allem den Vorrang zu geben. Sie bedeutet nicht, dass man gleich zum Heiligen wird, aber sie beinhaltet die radikale Entscheidung, Gott über alles zu stellen und sich ganz ihm zu unterstellen.“ Für den Herrn den Weg bereiten, heißt dann, den Weg in uns zu ebnen und Gott eine Straße bereiten, auf der er einziehen kann. Wir dürfen den Advent als eine Zeit annehmen und bejahen, in der wir in konkreten Momenten der Gebetsstille unsere Umwege und Abwege dem Herrn anvertrauen und fest damit rechnen, dass er uns bereits entgegenkommt.

© Norbert Cuypers SVD

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