3. Sonntag im Advent (C)

Predigtimpuls

Gott wird Mensch, damit wir anfangen, menschlich zu werden und menschlich zu handeln

1. Lesung: Zef 3,14-17 (14-18a)
2. Lesung: Phil 4,4-7
Evangelium: Lk 3,10-18
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Die Leute, die zu Johannes dem Täufer kommen, haben alle einen sehr unterschiedlichen sozialen Hintergrund. Die einen sind Zöllner, also im Denken vieler Landsleute nichts anderes als Gauner und Betrüger. Andere sind Soldaten: Menschen, die mit Gewalt ein fremdes Land besetzen und seine Bewohner unterdrücken. Wieder andere Menschen stammen aus dem einfachen Volk, sehr wahrscheinlich nicht gerade gebildet, sogar arm vielleicht. Sie alle kommen wie gesagt zu Johannes und fragen: „Was sollen wir tun?“ Und Johannes verweist sie darauf, dass die Suche nach dem richtigen Tun im Leben immer mit der Frage nach dem rechten und vor allem gerechten Verhalten dem Mitmenschen gegenüber zu tun hat. Es geht ihm also erst einmal gar nicht um irgendwelche spirituelle Hochleistung, die der Mensch Gott gegenüber zu erbringen hat. Nicht um einen frommen Wunderglauben oder um das richtige und viele Fasten und Beten. Vielmehr verweist Johannes auf den konkreten Mitmenschen, der benachteiligt ist oder wird, der am Rand der Gesellschaft steht und zu oft von ihr ausgestoßen wird.

Vielleicht heißt Christsein also erst einmal nichts anderes als an dem Ort, an den wir hingestellt sind, genau das zu tun, was getan werden muss. Es bedeutet, einfach – ob das wirklich immer so „einfach“ ist, wie es sich anhört? – ein Mensch zu sein, der sich darum müht, dass keiner der Mitmenschen unnötig leiden muss, dass jedem in dieser Welt das zukommt, was er oder sie zum Leben braucht. Mag sein, dass dies jetzt vielleicht ein wenig zu flach, zu wenig christlich klingt. Einfach nur gut zu sein, das können ja schließlich alle anderen Menschen auch. Was ist dann noch das Besondere, heute ein Christ zu sein? Aus was besteht dann der „Mehrwert“?

In der Tat wäre aber doch schon sehr viel erreicht, wenn alle Christen menschlich denken und handeln würden; wenn sie großherzig teilen und gerecht miteinander umgehen würden; wenn sie niemanden misshandeln oder missachten würden, der nicht der „Norm des christlichen Lebens“ entspricht. Tun Christen doch nicht, mag der eine oder die andere jetzt spontan einwerfen. Wirklich nicht? Dann können wir uns hier und jetzt einmal die Gewissensfrage stellen: Wie gehen wir mit den wiederverheirateten Geschiedenen in unserer Kirchengemeinde um? - Wie stehen wir zu jenen Mitmenschen, die sexuell anders empfinden als wir? - Wie offen begegnen wir religiös Andersdenkenden in unserer Nachbarschaft?

Was also, wenn Gott am Ende nichts anderes will als wirklich gute Menschen? Das bevorstehende Weihnachtsfest erinnert uns doch genau daran, dass Gott Mensch wird, damit wir anfangen, menschlich zu werden und menschlich zu handeln. Oder, um es mit den Worten des heiligen Augustinus noch provozierender zu sagen: Christus wurde Mensch, damit der Mensch vergöttlicht werde.

P. Norbert Cuypers SVD

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen