Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu (H)

Predigtimpuls

Gottes Herz für die Menschen

1. Lesung: Dtn 7,6-11
2. Lesung: 1Joh 4,7-11
Evangelium: Mt 11,25-30

Ein Volk macht ein Gelübde
Am 30. Mai des Jahres 1796, vor 200 Jahren, geschah am Sitz des Landeshauptmannes von Südtirol in Bozen Seltsames. Hiobsbotschaften waren eingetroffen: Napoleon hatte die österreichischen Heere in Norditalien vernichtend geschlagen und machte sich daran, im Sturm die für ihn lebenswichtigen Pässe über die Alpen zu erobern. Also war Südtirol sein nächstes Ziel. Und so berieten die edlen geistlichen und weltlichen Herrn, was in dieser kritischen Lage zu tun sei. Da stand der ehrwürdige Abt von Stams in Nordtirol, Sebastian Stöckl, auf und machte folgenden Vorschlag: Unsere Vorfahren haben in vielen schwierigen Situationen die Hilfe Gottes erfahren. Deshalb wollen wir zum Schutze und zur Rettung unseres Vaterlandes ein feierliches Gelöbnis ablegen: Wir wollen das Herz-Jesu-Fest in feierlichster Form begehen…
Das Land Tirol blieb vom Krieg nicht verschont, aber hat die Hilfe Gottes immer wieder erfahren. Und noch heute finden im Lande in althergebrachter Weise die Herz-Jesu-Prozessionen statt. Und auf den Fahnen der Schützen prangt auf der einen Seite immer ein religiöses Motiv.

Herz-Jesu: Gott hat ein Herz für uns Menschen

Man muss sich schon die Mühe machen, ein wenig in die Theologie des Herzens Jesu einzudringen, um etwas von der Fülle und Größe der Liebe Gottes zu erfahren. Die uns in diesem Bilde und Symbol enthüllt wird.
Herz ist ein Ur-Wort, das alle Menschen verstehen. Es widerspiegelt alle Werte, alle Güte, alle Würde, die Liebe und das Erbarmen. Herz Jesu ist ein Symbol für die Würde des Menschen. Im Herzen Jesu wird das Mitleid Gottes mit uns Menschen sichtbar. „Mich erbarmt des Volkes“ ist sein Leitwort. Mitleid kennt keine Grenzen, keine Schranken. Mitleid kann nicht verurteilen, weil sie im anderen immer das Gute sieht. Mitleid kann nie weh tun. Und befähigt, auch den größten Missetäter noch mit Würde zu behandeln. Geh hin in Frieden! Das ist die gestaltgewordene Liebe Gottes zu uns Menschen. Herz Jesu ist Symbol für den Mensch gewordenen Sohn Gottes. Es gibt kein schöneres Wort als das: Gott hat ein Herz für uns Menschen. Nur einem Gott mit Herz konnte der Gedanke der Rettung für den Menschen in den Sinn kommen. Nur ein Gott, der selbst ein Herz voll Liebe hatte, konnte diesen Sohn auf die Welt schicken. In Jesus wollte Gott zeigen, dass sein Innerstes Herz ist. Jesus hat deshalb auch ein Herz für seinen Vater. Wenn wir das Leben Jesu betrachten, fällt sofort auf, in welch inniger - eben herzlicher Beziehung der Sohn zu seinem Vater ist. Und diese Liebe trug ihn hinweg über die größten Belastungen. Auch im tiefsten Leid wusste Jesus, dass der Vater ihn liebte und er sich ihm deshalb hingeben konnte. „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ Er weiß sich geborgen im Herzen Gottes. Und Herz und Herz verstehen sich immer.
Im Herzen Jesu wohnt die Liebe des Heiligen Geistes. „Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in Euch wohnt? In diesem Herzen konnte die Liebe Gottes sich voll entfalten. Auf vielen mittelalterlichen Bildern wird die Kirche dargestellt, dass sie den Schatz der Liebe Gottes aus dem geöffneten Herzen Jesu am Kreuz empfängt. Kirche als Schatzkammer der Liebe Gottes.

Warum Herz-Jesu-Gelöbnis?
Traditionen und Bräuche sind zu Riten verdichtete Formen wichtiger Erkenntnisse. Damit sie nicht vergessen werden können, damit sie immer lebendig bleiben, werden sie in Feier eingekleidet, die ganz tief ins Gemüt gehen. Natürlich bekommen sie dann mit der Zeit die Patina des Altmodischen und laufen Gefahr, dass allmählich der innere Kern verloren geht. Sie werden schöne Rahmen ohne Bild. merkt man z, B. an den Fronleichnamsprozessionen. Sie werden dann zur äußeren Schau, bei uns in Tirol zur Touristenattraktion. Dagegen hilft nur immerwährende geistige Belebung.
Aber die Frage bleibt: Haben unsere Vorfahren nicht viel tiefer als wir Moderne die Bedeutung erfasst, und würde es uns nicht gut anstehen, uns wieder darauf zu besinnen?
Denn die große Versuchung ist immer die Herz-Losigkeit. Unser Herr Jesus hat immer gekämpft für die Vermenschlichung. Als ihn die durch die Brotvermehrung und seine machtvolle Predigt in Begeisterung geratene Menge zum König machen wollte, da hat er sofort und energisch abgeblockt. Und klargemacht, dass sein Reich sich nicht auf Soldaten und politische Machenschaften stützt. Seine Sorge gilt nicht Geld und Macht. Er will, dass die Menschen mit Herz handeln, dass sie Liebe haben, denn das schafft Gemeinschaft. „Die Mächtigen dieser Welt beherrschen einander. Ihr aber sollt einer des anderen Diener sein.“ Das ist das Gesetz der Liebe, die Tat der Liebe. Natürlich verlachen sie ihn, so wie man ihn auch heute verlacht.
Aber das Angebot Gottes steht. Und Kirche und Christen haben nur eine Aufgabe: Der Welt zu beweisen, dass eine Welt mit Herz eine bessere Welt ist als eine Welt der Gewehre.
Und noch eine Botschaft an die Welt ist enthalten: Das Höchste ist die Liebe. Der Mensch ist so viel Mensch, als er Liebe hat. Das Herz Jesu ist dafür leuchtendes Vorbild. Je mehr man es verwundet, umso mehr liebt es. Weil Gott die Liebe ist, kann der Mensch nichts Böses tun, das Gott abhält, mit seiner Liebe zu uns aufzuhören. So ist das Herz Jesu eine Botschaft an die Welt, an uns Menschen. Habt Herz und es wird Friede sein.

[Anmerkung der Redaktion: Die von Msgr. Moosbrugger verfasste Predigt wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1996; S. 236f]

Msgr. Josef Moosbrugger
 

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