4. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Hoffnung auf eine erfüllende Begegnung mit Jesus.

1. Lesung: Zef 2,3; 3,12-13
2. Lesung: 1Kor 1,26-31
Evangelium: Mt 5,1-12a

Die Seligpreisungen
Wer von uns kennt dieses Evangelium nicht? Die Seligpreisungen-eine programmatische Zusammenfassung der gesamten Bergpredigt. Für mich sind es vertraute Worte, die Sehnsüchte treffen.
Maßstäbe, die wir gewöhnlich an unser Leben anlegen, werden von Jesus auf den Kopf gestellt:
Es heißt nicht: Selig die Reichen! Wie angenehm ist es doch, hat man sein Aus­ kommen, sein monatliches Gehalt oder seine Rente. Ein bisschen Reichtum allein macht zwar noch nicht glücklich, wirkt aber beruhigend. Wie steht es mit unserem Reichtum? Wie und für was setze ich mein Geld ein?
Es heißt nicht: Selig die Lachenden! Wer von uns weint noch mit den Trauemden? Wer lässt den Schmerz des Abschieds an sich heran? Große Unsicherheit tut sich da auf, denn Tod und Trauer werden in unserer Gesellschaft tabuisiert. Unterschwellig spüren wir, dass wir möglichst schnell über den Tod und Abschied eines Menschen hinwegkommen müssen. Denn als Trauernder ist man langsam und wenig leistungsfähig. Man braucht viel Zeit, den Trennungsschmerz zu durchleben“. Wer hat noch Zeit zum Zuhören, zum Begleiten im Schmerz? Oder passt dies nicht mehr in unseren durchorganisieren Tagesplan?
Es heißt nicht: Selig die Gewalttätigen! Das trifft einen empfindlichen Nerv: Gewalt als Mittel, die Sehnsucht nach Macht, Einfluss und Ehre zu stillen. Vielleicht fühlen wir uns nicht angesprochen, weil wir uns selbst als brav einstufen. Große Gewaltszenen, wie wir sie in den Medien sehen, gehören gewöhnlich nicht zu unserem täglichen Erleben. Fragen wir uns deshalb, ob nicht auch „kleine“ Auseinandersetzungen, sogenannte Ellenbogengefechte dazugehören? – Wir tun einander nicht nur durch Schläge weh, sondern auch Worte können vernichten, Blicke können töten und Gesten können beleidigen.
Es heißt nicht: Selig, die „cool“ und unnahbar sind! Barmherzigkeit ist offen anderen und fühlt mit. Wenn ich cool sein will, ist es wichtig, wie ich auf die anderen wirke. Bei der Barmherzigkeit ist es umgekehrt: Ich lasse mein Herz treffen von den Sorgen und Nöten des anderen und mache mich verwundbar.

Es heißt vielmehr:
Selig die mit leeren Händen vor Gott Stehenden, die auf ihn allein vertrauen und in ihm Zuflucht suchen. Selig die von Leid Getroffenen – Krankheit, der Tod eines geliebten Menschen, eine sorgenvolle Situation, die ihnen allen Schwung nimmt, sie niederdrückt und ihr ganzes Denken in Beschlag nimmt. Selig die für die Gerechtigkeit Eintretenden, die mutig ihre Meinung vertreten und für die Achtung von Minderheiten und Ausgegrenzten einstehen.
Selig die Friedensstifter - wie ein Martin Luther King mit seinem Traum von einer besseren Welt, in der Schwarze und Weiße friedlich zusammenleben.
Selig die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, die verlacht, verachtet, erniedrigt und benachteiligt werden.

Vertraute Worte, die Sehnsüchte treffen
Die Realitäten unserer Welt stehen hierzu oft in Kontrast: Friedenskämpfer wie Gandhi und Martin Luther King wurden erschossen. Angesichts dieser Realitäten klingen die Seligpreisungen wie Vertröstungen auf die Ewigkeit. So verstanden, würden gegenwärtige gesellschaftliche Missstände – Hunger, ungerechte Verteilung der Güter – zementiert, persönliche Defizite – falsch verstandene Demut, das „Helfersyndrom“ – verbrämt in Barmherzigkeit und Friedfertigkeit, Leidensmentalität – glorifiziert und idealisiert.
Wie aber ist das Hoffnungspotential der Seligpreisungen anders zu verstehen?
Gott geht auf uns zu, er geht unseren Sehnsüchten entgegen und bietet uns eine Chance der Begegnung mit ihm in Jesus. Gottes Liebeswort, das er gesprochen in Jesus, seinem Sohn, der an der Situation des leidenden Menschen selbst Anteil nimmt, lässt uns trotz und inmitten persönlicher und gesellschaftlicher Todeserfahrungen an den Realitäten dieser Welt nicht verbluten. Gottes Herzschlag wird spürbar, wenn uns die Umkehrung unserer von Ungerechtigkeit, Unfriede und Leid gezeichneten Situation verheißen wird. Dass diese Umkehrung bereits begonnen hat, wird in Jesu Verkündigung hörbar (Mk 1,15) und in seinem Tun sichtbar: er heilt Kranke, erweckt Tote, wendet sich Unterprivilegierten, Armen und Ausgegrenzten zu. Das Reich Gottes bricht in der Gegenwart an – im Hier und Jetzt. Deshalb können wir heute schon nach einer Begegnung mit Jesus suchen und ihn finden. Begegnung mit Jesus bedeutet Leben. Er kann unsere tiefsten Sehnsüchte stillen.
Die Seligpreisungen bergen diese Hoffnung auf eine erfüllende Begegnung mit Jesus.
Diese Hoffnung auf das Licht Gottes, das Orientierung gibt, kommt in einem Gebet von Martin Luther King zum Ausdruck, mit dem ich schließen möchte:
„Komme, was da mag. Gott ist mächtig. Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt.
Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen. Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln – zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.“

Wolfgang Holzschuh, Dipl.-Theol.
 

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