Pfingstmontag (A)

Predigtimpuls

Wer ist der Heilige Geist?

1. Lesung: Apg 2,14a.36-41
2. Lesung: 1Petr 2,20b-25
Evangelium: Joh 10,1-10

Am Pfingstfest, am Ende der „fünfzig Tage“, schließt die Ausgießung des Heiligen Geistes die österliche Feier der Auferweckung Jesu ab. Heiliger Geist, das ist der Name dessen, den wir mit dem Vater und dem Sohn anbeten und verherrlichen (Nicänum). Jesus selbst nennt ihn „den Tröster“, „den Beistand“, „den Geist der Wahrheit“ (Joh 16,13), der vom Vater ausgeht. In der Apostelgeschichte und den Briefen des Neuen Testamentes finden sich überdies für ihn vielfältige andere Namen.
In einem merkwürdigen Widerspruch dazu steht die Tatsache, dass der Heilige Geist im Leben der meisten Christen so gut wie keine Rolle spielt: Er kommt darin einfach nicht mehr vor. Man wird erinnert an den „unbekannten Gott“ (Apg 17,23), vor dessen Altar Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in Athen stand. Ist der Heilige Geist der „unbekannte Gott“ unserer Tage?
Wer ist der Heilige Geist? Die christliche Glaubensverkündigung bedient sich von allem Anfang an bestimmter Sinnbilder, Symbole, mit deren Hilfe sie das Wesen und Wirken des Heiligen Geistes deutlich zu machen versucht.
1. Am vertrautesten ist uns wohl das Symbol der Taube. Am Ende der Sintflut kehrt die Taube, die Noah aus der Arche herausgelassen hatte, mit einem frischen Ölzweig im Schnabel zu ihm zurück, um anzuzeigen, dass die Erde nun wieder bewohnbar sei. Als Jesus aus dem Wasser seiner Bußtaufe durch Johannes emporsteigt, kommt der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn herab und ruht auf ihm (vgl. Mt 3,16 par).
Das Sinnbild der Taube macht deutlich: Der Heilige Geist ist der von Gott gesandte Geist des Sohnes, den der Vater in unsere Herzen sendet. Niemand von uns hat darum Grund, sich verlassen zu wähnen. Jeder von uns darf auf seine Kraft und Hilfe in uns und zu einem christlichen Lebens vertrauen. Dem heiligen Augustinus wird dies Gebet zugeschrieben: „Atme in mir, o Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke. Treibe mich, du Heiliger Geist. dass ich Heiliges tue. Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe. …“

2. Das Feuer ist ein weiteres Sinnbild für den Heiligen Geist. Es symbolisiert die verwandelnde Kraft des Gottesgeistes. In „Zungen wie von Feuer“ (Apg 2,3f) kommt er am Pfingstmorgen auf die Jünger herab und erfüllt sie. Ins Obergemach eines Hauses hatten sie sich zurückgezogen, so beschreibt es uns Lukas in der Apostelgeschichte. Und plötzlich weicht die Verzagtheit und Angst von ihnen: Mutig treten sie vor die Jerusalemer Öffentlichkeit hin, um den Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn zu verkünden. Das brennende Feuer des Heiligen Geistes treibt sie missionarisch von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt, und führt sie schließlich nach Griechenland und Rom.
Wie notwendig hat die Kirche unserer Tage das missionarische Feuer des Heiligen Geistes, um aus den Tälern der Selbstzweifel, der Angst und Verzagtheit herauszufinden!

3. Im Dom zu Brixen/Südtirol findet sich eine Darstellung eines weiteren Sinnbildes des Heiligen Geistes als des „Finger Gottes“. Aus dem Himmel ragt in unsere Welt hinein eine rechte Hand mit einem überlangen Zeigefinger, der den Menschen den Weg zeigt und ihnen Orientierung geben will. Jesus hat – wie Lukas schreibt – durch den Finger Gottes die Dämonen ausgetrieben. Im Pfingsthymnus „Veni, Creator Spiritus“ (aus dem 11. Jh. von Rhabanus Maurus) wird der Heilige Geist ebenfalls „der Finger Gottes, der uns führt“ genannt.
Das Lebensschiff vieler Menschen treibt heute wie steuerlos geworden dahin. Wie notwendig haben wir alle angesichts unserer Zweifel, Anfechtungen und Unsicherheiten den Fingerzeig Gottes! Wie notwendig haben ihn unsere Kinder und Jugendlichen, damit sie den richtigen Weg in ein christliches Leben finden! Wie notwendig haben ihn alle mit der Glaubensverkündigung Betrauten, damit sie nicht vom rechten Weg des Glaubens abweichen!
Wir fragten: Wer ist der Heilige Geist? Gemeinsam haben wir über die Sinnbilder des Heiligen Geistes, dessen Herabkunft wir heute feiern, nachgedacht. Möge ER in uns sein, bei uns und der Kirche bleiben und die Welt und ihre Menschen in Christus erneuern. – Ihnen allen ein gesegnetes Pfingstfest!

Prof. Dr. Alfons Benning
 

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