Versöhnungsgottesdienst
Steine
Evangelium: Mt 22,34-40
(Jedes Kind erhält am Eingang einen Stein.)
Eingangslied: Dies ist mein Gebot (aus: „Preist unsern Gott“ – eine Sammlung neuer geistlicher Lieder, hrsg. Von Hubertus Tommek, Neue Kantstr. L, 1000 Berlin 19) (Siehe auch: Garser Liederbuch „Herr, geh mit uns“)
Einleitung
Wenn ihr schon einmal bei schlechtem Wetter auf einer Landstraße oder Autobahn gefahren seid, dann habt ihr sicher auch schon erfahren, wie froh Euer Fahrer war, dass es links und rechts des Weges Leitpfosten gab. Gerade wenn die Sicht schlecht ist, geben sie Orientierung, damit man weiß, wo man dran ist, wo es lang geht. Auch auf unserem Lebensweg gibt es Gott sei Dank solche Leitpfosten: die Gebote. In der Schule habt ihr schon die Zehn Gebote kennengelernt und bestimmt auch schon von dem Gebot, von dem wir eben in unserem Eingangslied gesungen haben: vom Hauptgebot. Wir hören davon in der Heiligen Schrift.
Evangelium: Mt 22,34-40
Beim Evangelisten Matthäus lesen wir:
Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie am selben Ort zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn versuchen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Katechese
Das Hauptgebot der Liebe ist der wichtigste Leitpfosten auf unserem Lebensweg. Manchmal verlieren wir ihn aus den Augen. Was dann passieren kann, darüber wollen wir heute in unserem Bußgottesdienst nachdenken. Eine® von euch hilft jetzt gleich mit, damit wir besser verstehen, warum es immer wieder wichtig und notwendig ist, die richtige Orientierung auf unserem Lebensweg zu finden und zu wahren.
(Ein Kind tritt auf, auf dem Rücken einen offensichtlich schweren Rucksack. Das Gehen fällt ihm wegen der großen Last, die es niederdrückt, schwer. Der Prediger lädt die Kinder ein, ihre Beobachtungen zu äußern.)
Es ist wirklich nicht zu übersehen, dass es diesem Kind nicht gutgeht. Schuld daran scheint der Rucksack zu sein, der viel zu schwer für es ist, der es niederdrückt, über die Maßen belastet. Wir wollen einmal nachsehen, was denn so Schweres darin ist.
(Der Prediger selbst oder ein Kind öffnet den Rucksack, der aber dabei nicht abgenommen werden soll. Der Prediger/das Kind fangt an, den Rucksack zu entleeren. Er/es entnimmt einen Stein und zeigt ihn hoch.)
Ein Stein kann ganz schön schwer sein – so wie dieser hier.
(Ein zweiter Stein wird aus dem Rucksack genommen und hochgezeigt.)
Aber auch kleine Steine können drücken, auch wenn sie leichter sind. Sie tun es dann, wenn sie z. B. spitz sind oder harte Kanten haben – so wie dieser hier.
(Prediger/Kind schaut nochmals in den Rucksack.)
Der ganze Rucksack ist voll von Steinen. Kein Wunder, dass das Kind so niedergedrückt umhergeht. Es hat wirklich eine schwere Last zu schleppen. Und wenn ich mir die Steine richtig anschaue, dann muss ich feststellen, dass es besondere Steine sind. Auf ihnen steht etwas geschrieben.
(Prediger/Kind liest vor, was auf dem ersten Stein steht: Ich war neidisch auf meine Freundin/meinen Freund wegen der neuen Barbie-Puppe/des neuen Matchbox-Autos.)
Die Steine sind keine einfachen Steine, sondern Zeichen für unsere Verfehlungen, für unsere Sünden. Am Anfang haben wir gesagt, dass wir immer wieder den Leitpfosten auf unserem Lebensweg, das Gebot der Liebe, übersehen, uns nicht mehr nach ihm richten. Genau dann, wenn das passiert, verlieren wir die Orientierung, kommen wir vom richtigen Weg ab, landen in Sackgassen oder auf Wegen, die in die Irre führen. Und wenn das geschieht, müssen wir uns fragen: Wie hat es ausgeschaut in den vergangenen Tagen, Wochen, Monaten mit unserer Liebe, wie steht es gerade jetzt im Moment damit? Haben wir Gott, den Nächsten, uns selbst zu wenig geliebt, vielleicht sogar die Liebe ganz vergessen? Neid ist ein Zeichen fehlender Liebe. Aber es gibt noch andere Zeichen. Schauen wir noch einmal im Rucksack nach!
(Weitere Steine werden entnommen, auf denen in ähnlicher Weise Bekenntnisse stehen: Ich habe vergessen, Gott zu danken für all das, was er mir täglich schenkt. Oder: Ich verliere immer wieder die Beherrschung. Sinnvoll ist es, auf dem Hintergrund des Evangeliums Bekenntnisse mit Blick auf Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe zu formulieren, die als Impulse zur Gewissenserforschung dienen.
Sukzessive wird der Rucksack des Kindes entleert, und das Kind kann sich immer weiter aufrichten. Ein Kind oder mehrere Kinder können dem Prediger dabei helfen, indem sie die Steine übernehmen und hochzeigen.)
Jetzt ist der Rucksack leer. Die Last ist weggenommen. Aber nun stehen wir hier vom mit den Steinen. Und das, obwohl wir selbst genug an unseren eigenen Steinen zu tragen haben. Denn was wir eben gehört haben, trifft ja auf uns selbst auch zu. Und der eine Stein, den ihr am Eingang erhalten habt, steht stellvertretend für die vielen Steine, für die Last der Schuld, die jeder von uns mit sich herumschleppt. Wir sehen also: Wir können anderen helfen, ihre Last zu tragen, wir können anderen das Leben leichter machen, indem wir ihnen vergeben, was sie an uns schuldig geworden sind. Aber was uns noch fehlt, ist die endgültige Erlösung, ist der Platz, an dem wir unsere Schuld ablegen können und ein für alle Mal von ihr befreit sind. Gott sei Dank gibt es für uns diesen Platz.
(Kinder legen mit den Steinen den Rahmen eines Kreuzes.)
Ihr habt sicher gleich erkannt, was aus unseren Steinen entstanden ist: ein Kreuz. Das Kreuz Jesu Christi ist für uns das Zeichen der Erlösung. In seinem Kreuz trägt er auch heute noch unsere Schuld. Wir können unsere Schuld hineinlegen in sein Kreuz. Durch das Kreuz seines Sohnes befreit uns Gott von unserer Schuld. Das Kreuz Jesu Christi ist der Platz, wo wir unsere Schuld ein für alle Mal loswerden. Nehmen wir uns jetzt Zeit, um darüber nachzudenken, was wir falsch gemacht haben. Wer seine Schuld bereut, ist eingeladen, nach vorne zu kommen und seinen Stein in das Kreuz zu legen im Vertrauen auf das Erbarmen und die verzeihende Güte Gottes.
Meditatives Orgelspiel
Schuldbekenntnis
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen …
(Kinder tragen ihren Stein nach vorne und legen ihn im Kreuz ab. Solange der Gang andauert, kann gesungen werden: Herr, erbarme dich; aus: „Ein Halleluja für dich“, 1973, Rechte im Peter Janssens Musik-Verlag, Telgte)
Nach Ende des Gesanges: Der allmächtige Gott erbarme sich unser …
Abschluss
Gott hat uns erlöst von unserer Schuld. Wir dürfen neu anfangen. Das ist für uns Grund zur Freude und Grund zum Dank. Wir wollen Gott danken mit dem nächsten Lied:
Lied: Vergiss nicht zu danken (aus: „Songs junger Christen“, Haussier-Verlag, Bismarckstr. 4, 7303 Neuhausen- Stuttgart)
Bitten
Um in Zukunft als neue Menschen leben zu können, brauchen wir Gottes Beistand. Darum wollen wir ihn bitten:
- Wenn wir vergessen, dass du unser guter Vater bist, der uns als seine Kinder liebt. Dann lass das Vertrauen in dich und die Liebe zu dir von neuem wachsen und erstarken.
- Wenn wir in den Menschen in unserer näheren oder ferneren Umgebung nicht mehr die Schwester oder den Bruder sehen, dann öffne unsere Augen und unsere Herzen, damit wir neu sehen.
- Wenn wir uns selbst nicht annehmen können, dann lass uns unsere Begabungen neu entdecken und schenke uns Geduld mit unseren Schwächen.
Um all das bitten wir dich, guter Gott, durch unseren Bruder Jesus Christus, dessen Leiden und Sterben uns von Schuld und Tod erlöst hat und der uns gelehrt hat, zu dir zu beten: Vater unser im Himmel, …
Einleitung zum Friedensgruß
Gott hat Geduld mit uns und lädt uns durch Jesus Christus immer neu zu sich ein. Deshalb bitten wir: Herr Jesus Christus, … und schenke uns, …
Segen
Schlusslied: Ins Wasser fällt ein Stein (aus: „Songs junger Christen, Band 2“, Hänssler-Verlag, Bismarckstr. 4, 7303 Neuhausen-Stuttgart)
[Anmerkung der Redaktion: Der von Frau Gleißl verfasste Bußgottesdienst wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1992; S. 112-115]