Bußgottesdienst im Advent (A) 2023

Advent mit den Sinnen: hören, sehen, riechen, schmecken

Lied: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“

Liturgische Eröffnung
Die Liebe Gottes, die im kommenden Herrn, Hand und Fuß bekommen wird, sein Friede, den die Engel in Betlehem verkündet haben, seine Gnade, mit der er uns entgegenkommt, sei mit euch/ist mit uns allen.

Einführung
Zu unserem adventlichen Bußgottesdienst begrüße ich Sie herzlich.
Wir sind zusammengekommen nicht nur, um miteinander Gottesdienst zu feiern, sondern auch, um uns Zeit zu gönnen zum Innehalten und zur Besinnung.
„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ haben wir zu Beginn gesungen. Unter den Adventsliedern im Gotteslob findet man das Lied nicht mehr. Früher war es das erste Adventslied, noch vor „Macht hoch die Tür“ und „Wir sagen euch an den lieben Advent“. Vielleicht war die Anordnung Zufall, wenn ja, dann ein sehr sinnvoller. Denn die Botschaft dieses Liedes ist wahrhaft eine adventliche, gibt die Richtung vor für den Weg durch den Advent, bringt auf den Punkt, worum es geht – im Advent dieses Jahres und letztlich ja auch im Advent unseres Lebens: um Wachsamkeit.

Gebet
Gott, belebe uns, wo unser Alltag in Gewohnheit erstarrt ist.
Rüttle uns wach, wo wir Veränderungen ausweichen.
Geh mit uns den Weg der Umkehr und Buße,
den Weg, auf dem wir dir in der Gestalt deines Sohnes begegnen.
In ihm kommst du uns nahe, wirst einer von uns.
Lass uns heute aufbrechen zu diesem Weg.
Darum bitten wir durch Christus, deinen Sohn, den Heiland der Welt,
heute und alle Tage unseres Lebens.

Evangelium: (Mt 25,1-13)
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug.
3 Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
4 die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.
5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!
7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus!
9 Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch!
10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.
11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. 13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Instrumentalmusik

Besinnung
Der Advent wird immer wieder eine besinnliche Zeit genannt. Zeit zur Besinnung bleibt nur allzu oft allzu wenig. Wir sind jetzt eingeladen, die Gelegenheit zu nutzen, zur Besinnung zu kommen. In Besinnung steckt „Sinn“. Wir wollen dem Sinn des Advents, dem Sinn unseres Daseins auf die Spur kommen mit allen Sinnen. Sie zu schärfen, heißt wachsam zu werden für das, worauf, wie wir in einem modernen Kirchenlied singen, es ankommt
• Riechen
Kennen Sie das: Sie betreten einen Raum zum ersten Mal oder treffen einen unbekannten Menschen – und schon haben Sie den ersten Eindruck. Manchmal reicht der, um den Menschen in eine Schublade zu stecken, aus der er nicht mehr so schnell wieder rauskommt, wenn überhaupt.
- Wie gehe ich damit um, wenn ich feststelle, den oder die mir gegenüber kann ich nicht riechen?
Unser Geruchssinn warnt uns oft vor drohenden Gefahren.
- Finde ich mich mit Situationen ab, die für mich nicht in Ordnung sind, die mir stinken, von denen ich die Nase voll habe, oder bin ich bereit, daran etwas zu ändern?
Manche Menschen können sich selbst nicht riechen.
- Fällt es mir schwer, mich so anzunehmen, wie ich bin, mit allen Stärken, aber auch mit allen Schwächen, im Vertrauen darauf, dass der, der mich geschaffen hat, Gutes getan hat?
In unseren Kirchen liegt oft der Duft von Weihrauch in der Luft. Weihrauch steigt empor zu Gott, Gebet ohne Worte, das eine Verbindung zwischen uns und Gott schafft.
- Spielt Gott eine Rolle in meinem Leben oder ist er mir fremd geworden, aus welchen Gründen auch immer?

Instrumentalmusik

• Hören
Was da alles auf uns hereinprasselt an Geräuschen, an Worten, an Stimmen!
Nicht alles sind gute Worte, angenehme Stimmen. Da kann einem schon mal der Gedanke kommen: Ich möchte nur noch abschalten. Ich will einfach nichts mehr hören.
- Habe ich ein offenes Ohr für die Menschen um mich herum: für meine Familie, meine Freunde, auch noch nach einem nervigen Arbeitstag, wenn ich einfach nur meine Ruhe haben will?

Medien sind wichtig, um informiert zu sein. Aber sie stellen uns immer wieder vor die Herausforderung, gut hinzuhören auf Inhalt und Qualität, Wahrheit und Lüge.
- Bleibe ich kritikfähig gegenüber dem, was mir an Informationen und Botschaften zugespielt wird, verifiziere ich Aussagen, die mir nicht glaubwürdig erscheinen und bin ich gegebenenfalls bereit, abzuschalten, wenn Inhalte mir schaden oder den sozialen Frieden gefährden?

Wir sind darauf angewiesen, dass wir füreinander gute Worte finden. Sie zu hören, lässt Menschen aufleben. Schlechte oder böse Worte können einen anderen zugrunde richten.
- Achte ich auf meine Worte, auf das, was ich sage und wie ich es sage, und bin ich achtsam dafür, welche Worte meinem Gegenüber guttun?

Der Glaube kommt vom Hören. Ihn zu bezeugen, ist unser aller Auftrag. Aber immer öfter haben wir das Gefühl, wir stoßen auf taube Ohren, nicht zuletzt, weil die Kirchen per se in Misskredit geraten sind, an Glaubwürdigkeit verloren haben.
- Habe ich selbst schon resigniert, ermüdet von wiederholter Ablehnung und unter dem Eindruck, dass zukunftweisende Veränderungen nicht möglich sind, oder versuche ich, mutig und zuversichtlich Zeugnis zu geben von einem Gott, der die Menschen liebt und das Leben in Fülle für alle will?

Instrumentalmusik

• Sehen
Was es bedeutet, sehen zu können, wird vielleicht erst richtig ersichtlich, wenn wir an das Gegenteil denken: nicht sehen können, blind sein. Das bedeutet für alle, die es gewohnt sind, physisch gesund sehend zu leben, erst einmal einen Verlust an Lebensqualität. Die verlieren wir aber auch, wenn wir keinen Blick für unsere Mitmenschen und unsere Umgebung haben.
- Wie gehe ich durch die Welt, durch das Leben: mit einem guten, ja, liebenden Blick für die Menschen um mich herum, der mich sehen und erkennen lässt, wo ich und wie ich gebraucht werde?

Die Bibel kennt für unser Wort „Zeit“ zwei Begriffe: „chronos“ für die Zeit, die unaufhaltsam verrinnt und „kairos“ für den Augenblick, der uns herausfordert, die Zeit sinnvoll zu nutzen, sie zu gestalten.
- Sehe ich in der Geschäftigkeit des Alltags noch die Situationen, die mich zum Handeln auffordern, und bin ich bereit, mein gewohntes Programm zu unterbrechen, um die Aufforderung zum Handeln nicht zu verpassen?

Die Gefahr, dass wir die Menschen um uns herum und ihre Bedürfnisse nicht im Blick haben, ist die eine, nicht weniger groß ist die, dass wir uns selbst und unsere Bedürfnisse nicht sehen.
- Wie schaue ich auf mich selbst: mit dem Blick des Erbarmens, wenn ich meinen eigenen Maßstäben wieder nicht genügt habe, oder mit dem Blick der Dankbarkeit für die Talente und Fähigkeiten, die mir geschenkt sind?

Gott hat nicht nur uns wunderbar geschaffen, sondern die ganze Welt um uns herum. Und er hat uns seine Schöpfung anvertraut, damit wir Verantwortung für sie übernehmen, sie gestalten und bewahren.
- Nehme ich die besonderen Herausforderungen dieser Tage wahr mit Blick auf die Schöpfung, die Ressourcen, die sie für uns bereithält, damit wir gut leben können, und setze ich mich für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihr ein? Erkenne ich in ihr die Spuren von Gottes wunderbarem Wirken zu unserem Heil?

Instrumentalmusik

• Schmecken
Was es heißt, den Geschmack zu verlieren, haben viele Menschen in den letzten Jahren und Monaten aus aktuellem Anlass erfahren. Aber nicht immer ist ein Virus Verursacher von Geschmacksverlust. Und auch der bedeutet eine Einbuße an Lebensqualität.
- Nehme ich wahr, wo Menschen das Leben nur noch als fad empfinden, weil ihnen durch Zukunftsängste und Perspektivlosigkeit die Lebensfreude verlorengegangen ist?

Für zu viele Menschen stellt sich die Frage nicht, ob ihnen das Essen, ob ihnen ihr Leben schmeckt, denn die Bedingungen, unter denen sie leben müssen, lassen keinen Raum dafür.
- Lassen mich Nachrichten und Berichte von Menschen, die kaum das Nötigste haben, am Existenzminimum leben, von Hungersnot bedroht sind, kalt oder zeige ich mich solidarisch mit ihnen?

„Wer nicht mehr genießen kann, wird auf die Dauer ungenießbar.“ heißt es auf einer Spruchkarte.
- Vergälle ich durch mein Verhalten meinen Mitmenschen das Leben, nur weil ich die Lebensfreude verloren habe, unzufrieden mit meinem Leben bin?

Wahrscheinlich schmeckt Gott oft genug nicht, wie wir handeln, was wir reden, wie wir leben. Und trotzdem hat er den Geschmack an uns nicht verloren. Seit Menschengedenken ist das so. Das ist letztlich auch der Grund, warum er Mensch wird.
- Kann ich mich noch über diese unverbrüchliche Liebe Gottes zu uns Menschen freuen? Und wie sieht es mit meinem Geschmack an Gott aus? Was tue ich, damit ich neu oder wieder Geschmack an ihm finde?

Instrumentalmusik

Impuls zum Weitergehen
Wir sind eingeladen zur Wachsamkeit, zum Schärfen unserer Sinne, damit wir ihm begegnen können, ihm, der uns entgegenkommt, ihm, der bei uns ankommen will. Was Gott nicht möchte, ist unsere Überforderung. Dazu hat der heilige Papst Johannes XXIII. zehn Regeln formuliert, die ich Ihnen für den Weg durch diesen Advent und durch den Advent Ihres Lebens ans Herz legen möchte:
1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern – nur mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin – nicht für die andere, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verrichten, und ich werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust habe, es zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist – und ich werde an die Güte glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen – und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: der Hetze und der Unentschlossenheit.
(Lebensregeln von Papst Johannes XXIII – Die Zehn Gebote der Gelassenheit)

Lied: „Komm herein und nimm dir Zeit für dich“ ( https://www.youtube.com/watch?v=Oca3P76Gr7k)

Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte: (GL 677,1)

Segen
Der Herr segne uns
und schenke uns langen Atem in dieser Zeit,
in der alle rennen, alle drängen …
Er lasse uns die Ruhe finden,
die wir brauchen, um ihm zu begegnen,
damit wir nicht vergeblich warten auf den,
der kommen will.
Er lasse den Tau des Gerechten
auf uns herabkommen,
damit unsere Hoffnungen auf Gott wachsen
und unser müder Glaube sich erfrischen kann.
Er schenke uns das Vertrauen,
dass er wirklich kommt – zu uns –
und wir ihn sehen,
so wie er ist:
als Gott, der uns liebt,
wie kein Mensch es vermag,
und an uns denkt seit dem Tag,
da wir geboren:
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
(Herbert Jung, in: Erinnern – danken – feiern, Rollenbuch für Leiterinnen und Leiter von Wortgottesdiensten, hrsg. von Bernhard Hopf/Lucia Kehr/Edeltraud Steiner)

Lied: „Tochter Zion, freue dich“

Maria Gleißl, Pastoralreferentin

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