Allgemeine Gebetsmeinung - November 2004

01. Nov 2004

Wir beten, dass Kinder als kostbare Geschenke Gottes angenommen werden und ihnen mit Aufmerksamkeit, Verständnis und Liebe begegnet wird.

Kinder - willkommene Geschenke Gottes?

"In fast allen hochentwickelten Industriestaaten ist die Geburtenrate drastisch gesunken. In Italien und Spanien liegt sie mit 1,2 Kindern pro Frau noch unter der deutschen, die sich mit 1,3 Kindern im euro-päischen Mittelfeld bewegt. In Irland (1,9), Frankreich (1,9) und Dänemark (1,7) ist es dagegen besser um den Nachwuchs bestellt." Darauf weist die Zeitschrift des Familienbundes der Katholiken im Erzbi-stum Köln hin. Etwas anders sei es in den USA. Die USA seien der einzige Industriestaat weltweit, der eine Geburtenrate von zwei Kindern je Frau aufweist, was nötig ist, um die Sterbefälle auszugleichen und den Bevölkerungsstand zu sichern. "Für die aufstrebenden Schwellenländer Südostasiens sind die Probleme sinkender Geburtenraten (noch) nicht relevant. Alle übrigen Regionen der Welt verzeichnen weiter ein Bevölkerungswachstum" (Christ in der Gegenwart Nr. 32/04). Kinder sind also offensichtlich in den einzelnen Regionen der Erde ganz unterschiedlich willkommen und ob sie da, wo sie "kommen", als "kostbare Geschenke Gottes angenommen werden", ist zumindest sehr fraglich. Deswegen ist das obige Gebetsanliegen schon wichtig.


Kinder - Aufmerksamkeit, Verständnis und Liebe für sie?

Die schwedische Pädagogin Ellen Key erklärte das zwanzigste Jahrhundert zum "Jahrhundert des Kin-des". Die Sensibilität für die Bedürfnisse des Kindes und seine Rechte sind in dieser Zeit sicher stark gewachsen. Als 1989 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verabschiedet wurde - ratifi-ziert mit Ausnahme der USA und Somalia von 193 Nationen -, bedeutete das sicher einen Markstein in der Wahrnehmungsgeschichte des Kindes und seiner Rechte. Davor und danach gab es eine Fülle von sozialgeschichtlichen, mentalitätsgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Studien über die Be-deutung des Eigenprofils der Kindheitsphase. Dennoch ist nicht zu leugnen, dass Kinderarbeit, Kinds-missbrauch, Kinderprostitution, Kindersoldatentum, das Fehlen von Ernährungs- und Bildungschancen und ausreichender gesundheitlicher Betreuung für Kinder in vielen Ländern zum Kinderalltag gehören. Es gibt viele Initiativen und Aktionen, diese unhaltbaren Zustände zu überwinden und für die Kinder eine bessere Zukunft zu schaffen. Dazu gehört sicher auch, für diese Anliegen zu beten und ganz allgemein, die kinderfreundlichen und kinderschützenden Tendenzen der Bibel ins Bewusstsein der Christen und der Menschen überhaupt zu rufen.


"Bitten" der Kinder

Der Pädagoge Manfred Hinterdobler hat aufgrund seiner Erfahrungen mit Kindern "Bitten eines Kindes an seine Eltern" formuliert, die unser Anliegen aufgreifen: "Nimm mich an. Sag ja zu mir im Mutterleib, sag ja zu mir, wenn ich geboren bin. Nimm mich an und lass mich das sein, was ich bin, ein Mädchen oder Junge... Nimm dir Zeit für mich. Ich brauche dich, deine Pflege, deine Hilfe, deine Erfahrung, deine Geduld... Lass mir Zeit. In meiner Entwicklung hat alles seine Zeit. Deshalb lass mich Schritt für Schritt wachsen, dann können wir aneinander unsere Freude haben... Gib mir Raum. Verhilf mir zu einer kind-gerechten Wohnung und Umgebung, dann haben wir es viel leichter im Miteinander... Lass es mich versuchen. Lass mich Dinge kaputt machen, ich bin um eine Erfahrung reicher. Lass mich Fehler ma-chen... Schenke mir die Freude des eigenen Erfolgs, ich brauche ein gesundes Selbstwertgefühl. Schenk mir dein Zutrauen, ich kann oft mehr als du denkst... Sei konsequent mit mir. Verwöhnst du mich, so schadet mir das ebenso, wie wenn du mir zu viel versagst. Ich kann mich dann auf dich verlas-sen, wenn dein Ja ein Ja und dein Nein ein Nein ist... Bau deine Vorurteile ab. Lass mich einfach Kind sein. Zwänge mich nicht zu früh in eine Geschlechterrolle. Auch Mädchen dürfen ungezogen und vor-laut, auch Jungen dürfen wehleidig und feige sein... Schenke mir deine Anerkennung. Bedenke in dei-nen Forderungen, was meinem Alter angemessen ist. Wenn du fortwährend nörgelst und schimpfst bei jeder Kleinigkeit, übersiehst du mein Bemühen und das, was ich gut und richtig mache... Lass dich beraten bei Vorsorge- und Beratungsstellen, was du für mich und für dich tun kannst. Alkohol, Nikotin und Drogen sind für dich nicht gut, mir schaden sie zu jeder Zeit... Schenk mir deine Zuwendung. Ich brauche deine Zuwendung und Liebe! Lass mich aus deiner Nestwärme, Geborgenheit und Sicherheit zu-nächst zaghaft, später selbständiger meine Schritte zu anderen und anderem lenken. Schenk mir dein Vertrauen, ich schenke dir Offenheit und Ehrlichkeit. Zeige mir deine Wertmaßstäbe, ich brauche sie als Richtschnur für mein Leben. Zeige mir, was dein Leben erfüllt, bist du doch mein Vorbild. Lass mich in Freude und Not zu dir kommen! Zu wem sollte ich gehen, wenn nicht zu dir?" (Christ in der Gegenwart Nr. 25/02, S. 208). Wenn Eltern und alle, die mit Kinder zu tun haben, so lebten, brächten sie ihnen "Aufmerksamkeit, Verständnis und Liebe" entgegen.


Dieser Beitrag ist entnommen aus der Zeitschrift "DIE ANREGUNG" Ausgabe 6/2004

Franz-Josef Janicki SVD

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