01. Okt 2005
Wir beten für die Gläubigen: Mache sie eifrig im Gebet für die Mission und großzügig in ihrer materiellen Unterstützung.
Das II. Vatikanische Konzil hat feierlich erklärt, dass "Kirche ihrem Wesen nach missionarisch" (AG 1) und daher "das Werk der Evangelisation eine Grundpflicht des (ganzen) Gottesvolkes" (AG 35) ist und nicht nur das Hobby oder die Lebensaufgabe einzelner Idealisten oder "Missionsgesellschaften". Der Missionsauftrag Jesu nimmt seinen Anfang mit dem Taufsakrament und endet mit dem letzten Atemzug des Christen. Vor allem kann der Christ seine Berufung auf zwei Weisen in die Tat umsetzen, wie die Missionsgebetsmeinung von Oktober 2005 betont: durch das Gebet und durch materielle Hilfe.
Bezüglich des Gebets gibt es unter Christen keinen Zweifel. Jesus hat seine Jünger aufgefordert, "allzeit zu beten" (Lk 18,1). Wer sich im Namen Jesu an Gott wendet, dessen Gebete werden erhört (Joh 14,13). Vor allem, wenn es beim Gebet nicht um die eigenen Sorgen, sondern um die Interessen Gottes geht: "Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe!" (Mt 6,9-10).
Beten und Bereitschaft, materiell zu helfen, sind zwei Seiten derselben Medaille. Das eine soll man tun, und das andere nicht unterlassen! Was nicht unterlassen werden soll, sagt die Missionsgebetsmeinung vom Oktober wörtlich: "den Missionen wirtschaftliche Hilfe leisten". Die Gebetsmeinung spricht nicht von "frommen Spenden", "Almosen" oder dergleichen, sondern von "wirtschaftlicher Hilfe". Nicht ein blindes, zufälliges Austeilen vom Überfluss (unseres Reichtums) zum Lindern der größten Not ist gemeint, sondern eine systematische, substantielle Hilfe, die das Leben der Ärmsten dauerhaft verändert und sie zu geachteten Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft macht. Dies wäre "Hilfe zur Selbsthilfe", die die Voraussetzungen schafft, dass die Entwicklungsländer sich durch aktive Teilnahme an gemeinsamen Entwicklungsprojekten, z.B. Familienunternehmen, Kooperativen und Spargemeinschaften, sich selber den Weg bahnen können aus der permanenten wirtschaftlichen Abhängigkeit. Sie - die Bewohner von Entwicklungsländern - sollten zu einem sozialen Status gelangen, der es ihnen erlaubt, nicht nur in einem bescheidenen Häuschen zu wohnen, sondern auch den Kindern eine Grundausbildung zu garantieren, die ihnen die Möglichkeit gibt, ihr Leben später selber in die Hand zu nehmen.
Der allerdings schönste Erfolg der Missionsgebetsmeinung vom Oktober 2005 würde sicher darin bestehen, wenn über die persönliche Bereitschaft und Solidarität der angesprochenen "Gläubigen" hinaus, den Missionsländern "wirtschaftliche Hilfe zu leisten", die internationale Staatengemeinschaft sich noch intensiver darum bemühen würde, den ärmsten Entwicklungsländern, zu denen ja meistens auch die Missionsländer gehören, den Weg zu größerem Wirtschaftswachstum und zu mehr sozialer Gerechtigkeit zu ebnen. Dann nämlich, wenn sie den Ländern der Dritten Welt ihre Schulden zum großen Teil erlassen würden, damit dann die in diesen Ländern eingeleiteten Wirtschaftsreformen mehr greifen könnten und die Mehrzahl ihrer Bevölkerung deutlich über die Armutsgrenze hinausgehoben werden könnte. Dafür lasst uns beten!
Dieser Beitrag ist entnommen aus der Zeitschrift "DIE ANREGUNG" Ausgabe 5/2005