Missionarische Gebetsmeinung - Januar 2007

01. Jan 2007

Wir beten, dass die Kirchen in Afrika Christus bezeugen und sich für Versöhnung und Frieden einsetzen.

Hand aufs Herz: Was verbinden Sie persönlich mit dem Stichwort "Afrika"? Kommen nicht auch Ihnen gleich Begriffe wie "Kindersoldaten", "Hunger" und "AIDS" in den Sinn? Also eher negative Assoziationen. Positiv ist vielleicht höchstens noch der letzte Urlaub in Kenia in Erinnerung. Aber da war man ja auch in einem guten Hotel untergebracht, das allen Luxus bietet, auf den man als Europäer natürlich nicht verzichten möchte. Ganz berechtigt also die Bitte des Papstes, dass die Kirche Afrikas "immer mehr wahre Zeugin der Frohbotschaft Christi werde und sich in jedem Land für die Förderung von Versöhnung und Frieden engagiere"? Wie könnte das aussehen? Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Kirche Afrikas schon längst dabei ist, diese Bitte im konkreten Alltag zu leben und zwar nicht nur in der Heimat, sondern auch in unseren Breitengraden.

Mir fallen da Menschen ein wie Patrick, mein Mitbruder aus Ghana, der nach Europa gekommen ist, um sich für die vielen Einwanderer seines Heimatkontinents einzusetzen. Besuche im Flüchtlingslager, das Anhören unendlich vieler Lebensgeschichten und auch Behördengänge schließt das mit ein. Keine leichte Aufgabe, wenn man weiß, mit wie vielen Bedenken und Vorurteilen Menschen Afrikanern hier in Europa begegnen. Trotzdem: Patrick ist ein lebensfroher Mensch und immer für einen Witz zu haben. Von vielen wird er gerne zu Gottesdiensten mit Firmlingen und jungen Erwachsenen eingeladen. Sein Einsatz für die am Rande unserer Gesellschaft stehenden Afrikaner einerseits und seine offene und herzliche Art gegenüber den Menschen in Europa andererseits ist genau das Zeugnis, von dem die aktuelle Missionsgebetsmeinung des Papstes spricht.

Keith aus Sambia ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Bitte des Papstes im Kleinen schon jetzt von konkreten Menschen umgesetzt wird. Keith studiert Theologie in der Nähe von Bonn und möchte einmal Ordenspriester und Missionar werden. Im vergangenen Sommer war er bei uns zu Gast in Wien. Ihn interessierten weniger die großen Touristenattraktionen der Stadt, sondern mehr das Tonstudio eines hier lebenden Bekannten aus Tirol. So saß er tagelang an seinen Instrumenten und am Mischpult und versuchte mit großer Hingabe afrikanische Rhythmen und biblische Botschaften in Einklang zu bringen. Seine selbst komponierten Lieder sind wahre Ohrwürmer, gerade auch für die jüngere Generation in Europa. Genau die möchte der junge Ordensmann damit auch erreichen. Die Liedtexte von Keith lassen aufhorchen. Sie sprechen unter anderem von der Realität der Straßenkinder in seiner Heimat, aber auch vom christlichen Auftrag, ihnen zu helfen. Nur so bleibt für den Priesteramtskandidaten und Liedermacher aus Afrika die Botschaft Jesu auch heute glaubwürdig. Damit ist Keith nicht nur schon jetzt ein echter Missionar für Europa, sondern auch jemand, der, wenn auch sehr wahrscheinlich unbewusst, das Gebetsanliegen des Papstes konkret umsetzt.

Das Gebet eines Christen aus Westafrika drückt für mich am ehesten aus, was der Papst uns in diesem Monat als Missionsgebetsmeinung ans Herz legen will: "O Herr, sei du das Brot der Menschen, die heute nichts zu essen haben. Sei du heute mit denen, die in Ungerechtigkeit ersticken. Sei du heute mit denen, die alles haben: dicke Autos, schöne Häuser und viel Geld. Herr, sie sind auch nicht zufriedener als wir. Sei heute mit denen, die Hunger haben, und mit denen, die halbe Teller voll Essen wegschieben. Wir sind alle deine Kinder, wir brauchen dich, wir brauchen deine Liebe, damit wir uns untereinander lieben können. Segne uns und unsere Schwestern und Brüder in aller Welt. Amen."

So gesehen sind wir in diesem Monat nicht nur vom Papst eingeladen, für die Kirchen Afrikas zu beten und Gott darum zu bitten, diesem Kontinent mit seinen Menschen in allen Herausforderungen beizustehen, damit Versöhnung und Frieden in jedem Land dieser Welt möglich wird. Vielmehr steckt hinter der Bitte sicher auch das unausgesprochene Anliegen, uns selbst für unseren Glauben von der jungen Kirche Afrikas inspirieren zu lassen durch das christliche Zeugnis, das sie bereits durch Menschen wie Keith und Patrick gibt.

 

Norbert Cuypers SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Januar 2007 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 1/2007, Steyler Verlag, Nettetal

Norbert Cuypers SVD

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen