Allgemeine Gebetsmeinung - April 2008

01. Apr 2008

Wir beten, dass die Christen auch in den schwierigen Situationen der heutigen Gesellschaft nicht müde werden, mit ihrem Leben zu verkünden, dass die Auferstehung Christi Quelle der Hoffnung und des Friedens ist.

Leben und Kreuzeserfahrung
Wir Menschen träumen oft von einem Leben ohne Probleme, ohne Schwierigkeiten, ohne Kreuz. Hat es dies überhaupt jemals gegeben, diese paradiesischen Zustände? Begrenzung, Endlichkeit und Defizienz gehören offensichtlich zum Menschen dazu. Für die großen Denker aller Zeiten war die Frage nach dem Leid, dem Kreuz, stets präsent, und viele haben nach Antworten gesucht, die zufrieden stellen. Aber gerade durch das Christusereignis, durch seine Menschwerdung, wird klar, dass selbst der Sohn Gottes dieses begrenzte Leben akzeptiert hat (s. Philipper-Hymnus). Paulus hält gerade denjenigen entgegen, die einen Erlösergott predigen, der sich weitab von dieser Welt aufhält und der gleichsam über allem schwebt: Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. (1 Kor 1,23-25)

 

Unser Leben wird immer komplexer und komplizierter
Vielleicht hatten die Bibel und der sich daraus ergebende Glaube mit seinen Vorstellungen und einem entsprechenden Weltbild in Vorzeiten noch einen Sinn und war eine Hilfe. Aber heute, wo die Welt und die Menschen doch so große Fortschritte gemacht haben, scheint dies veraltet und nicht mehr angemessen. Glaube und Vernunft, Glaube und Wissenschaft sind wieder aktuelle Themen und werden von verschiedenster Seite aufgegriffen. nicht nur vorn Papst. Gerade intellektuell Interessierte scheinen hier aufzuhorchen. Vielleicht steht dabei nicht in erster Linie der Glaube im Vordergrund, sondern mehr der Reiz, den grundlegenden Fragen des Menschen nachzugehen und damit verbundene Rätsel zu lösen. Wie ist die Welt entstanden? Woher kommt der Mensch? Wohin geht all unser Bemühen, angesichts der vielen Bedrohungen durch Kriege. Katastrophen und Klimawandel? Da sind auch wir Christen aufgerufen, mitzumachen, uns zu engagieren und nach Lösungen zu suchen. Denn auch wir haben eine Verantwortung für die Erhaltung und die Bewahrung der Schöpfung - heute und morgen.

 

Für eine Zivilisation des Lebens - gegen eine Übermacht des Todes
Gerade die Bedrohung des Lebens - sei es, dass diese vom Menschen selbst kommt, oder sei es, dass wir uns Naturgewalten ausgesetzt sehen - ruft uns Christen zu einem ernsthaften Einsatz für alle Menschen und für die Welt auf. Dabei kann eine vom Glauben her geprägte Kritik gegenüber menschlichen Ideologien oder Utopien eine große Hilfe sein. die uns die Realität grundlegender und weiter sehen lässt. Die Konsequenzen des Bösen, das wir tagtäglich erfahren, lässt uns nach einer Hilfe Ausschau halten, die diese Macht in ihre Schranken weist. Mit menschlichen Mitteln und innerweltlich muss dieses Unternehmen scheitern - was auch die Menschheitsgeschichte zeigt. Allein eine transzendente Macht, die schöpferische Liebe Gottes kann all dies in den Griff kriegen. Auf der einen Seite gibt es die Erfahrungen, dass der Mensch sich an die Stelle Gottes gesetzt hat (und dies auch heute noch versucht); auf der anderen Seite hat Gott immer wieder dem Menschen einen Bund angeboten - aber der Mensch ist nicht darauf eingegangen. So hat Gott (nach dem Hebräerbrief) immer wieder zu den Menschen gesprochen, zuletzt aber durch seinen eigenen Sohn. Erst in dieser inkarnatorischen Selbstoffenbarung Gottes ist auch die Heilsmöglichkeit für den Menschen in diese endliche Welt hineingekommen. In dem Maße, in dem sich der Mensch darauf einlässt, erfährt er - durch Leid und Kreuz und Tod hindurch - dass neues Leben, Auferstehung möglich ist - heute schon in der Auferstehung Jesu erkennbar, für uns aber erst noch in der Weise der Hoffnung erfahrbar.

 

Quelle der Hoffnung und des Friedens
An den beiden Krisenherden unserer Zeit, Afghanistan und Israel-Palästina, wird für mich deutlich, wie sehr die Menschen sich nach Frieden sehnen; nach einem Leben, das nicht mehr von Angst und Gewalt geprägt ist; nach dem Respekt für ihre Kultur und ihre Art des Lebens; nach dem Recht, selbst zu bestimmen, wohin es gehen soll. Immer wieder treten menschliche Interessen, der Hunger nach Macht und Überlegenheit - mitunter kaschiert als Sorge und Verantwortung - in den Vordergrund und lassen Menschen, ja ganze Völker nicht zu ihrem Recht kommen. Internationale politische Bemühungen stoßen dabei oft wieder an Grenzen, die unüberwindlich scheinen. Haben wir Christen dem nicht aus dem Glauben an Jesus Christus und seine Auferstehung etwas entgegenzusetzen? Jesus war sicherlich nicht so naiv zu glauben, dass man Versöhnung "mal ebenso nebenbei" erreichen kann. Es ist ein ernstes Bemühen vonnöten und der totale Einsatz des Menschen. Jesus hat sein Leben ganz darauf abgestellt, den Willen des Vaters zu tun - und so war er gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (Phil 2.8). Erst dadurch konnten sich die Macht und die Liebe Gottes, die über den Tod hinausgehen, in seiner Auferstehung zeigen. Vielleicht scheint dies eine Überforderung für unseren schwachen Glauben - ist aber doch wohl die einzige Chance für uns Menschen, unserem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen einen Sinn abzugewinnen. Unsere Welt braucht nicht die Vermehrung von Hoffnungslosigkeit, sondern die "Sprengkraft" gelebter Hoffnung. Wir Christen sind eingeladen, davon anderen Rechenschaft zu geben.

 


Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung April 2008 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 2/2008, Steyler Verlag, Nettetal

Heinz Schneider SVD

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