Allgemeinen Gebetsmeinung - Juni 2008

01. Jun 2008

Wir beten, dass jeder Christ eine tiefe und persönliche Freundschaft mit Christus pflegt, damit er die Kraft seiner göttlichen Liebe an alle Menschen, denen er begegnet, weitergeben kann.

Jesus lädt zur Freundschaft ein

Jesus selbst ergreift die Initiative zur Freundschaft mit ihm. Er bietet sie den Menschen, die an ihn glauben und ihm nachfolgen, als eine Art Geschenk an. Im Johannesevangelium sagt er: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt..." (Joh 15,14-16a).


Grund und Quelle der Freundschaft mit Jesus

Der Grund und die Quelle der Freundschaft liegen darin, dass Jesus das, was seine Lebensmitte ausmacht, das also, was er vom Vater gehört hat und lebt bis zur Hingabe seines Lebens, mit den Menschen, die ihm glaubend nachfolgen, teilt. Er und sie haben einen gemeinsamen Lebensgrund. Dieser Lebensgrund ist eine Wirklichkeit, die das Verhältnis derjenigen, die das Freundschaftsangebot annehmen, mit Jesus bleibend bestimmt. Diejenigen, die seine Freundschaft annehmen und leben, werden zu Hörern und Hörerinnen dessen, was Gott ihnen, vermittelt durch Jesus, sagt. Dass das dann so ist und eben auch so erfahren und wahrgenommen werden kann, zeigt sich nach den Worten Jesu darin, dass diejenigen, die sein Freundschaftsangebot angenommen haben, das tun und leben, was er sagt und lebt. Die Freundschaft beinhaltet eine Lebensgemeinschaft, die auf Gegenseitigkeit beruht in dem Sinne, dass derjenige, der diese Freundschaft anbietet und schenkt, nicht die eigene Personalität und Freiheit derjenigen, die sie bejahen und leben, aufsaugt, sondern sie entwickelt und sie in ihre je eigene Fülle führt. Das lässt sich an den ganz unterschiedlichen Lebensvollzügen ablesen, die diejenigen, die auf der Basis der Freundschaft mit Jesus ihr Leben verstehen, entwickelt haben. Derjenige, der seine Freundschaft anbietet und schenkt, will, dass diejenigen, die sie annehmen und daraus leben, das Leben haben und es in Fülle besitzen.


Jesus bietet auch heute seine Freundschaft an

Jesus bietet auch heute seine Freundschaft an. Er ist jemand, der lebt. Schon Paulus sagt: "Wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn (Kyrios) bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden" (Röm 10,9). Ludger Schulte bemerkt dazu: "Auf der einen Seite der Gleichung steht die Person des irdischen Jesus, des Predigers aus Nazaret, der in einer bestimmten Region eine Anzahl von Monaten oder Jahren gewirkt hat. Auf der anderen Seite der Gleichung steht der Gottestitel Kyrios, ,Herr'. Die Gleichung wird für Paulus durch den Glauben an die Auferstehung vermittelt. Das Ereignis der Auferstehung wirft ein Licht auf das Wirken und Reden Jesu. Dieses Licht offenbart, wer er war, was er ist und was er bleibend für uns bedeutet" (Ludger Schulte: Gott suchen - Mensch werden S. 133). Jesus ist also einer der lebt. Wer aber lebt, befindet sich in Beziehungen, weitet sie aus, lädt dazu ein. Zu den schönsten und tiefsten Beziehungen aber gehört die Freundschaft. Diejenigen, die glaubend und vertrauend das Angebot der Freundschaft Jesu annehmen und aus ihr leben, geraten dadurch in ganz neue Dimensionen des Lebens und setzen ihn und seine Anliegen - wie seine Jüngerinnen und Jünger damals - auf neue Weise gegenwärtig.


Gestalt und Wirkung der Freundschaft mit Jesus heute

Wie sich das auswirken kann, hat Jean Vanier, der Gründer der Gemeinschaft Arche, sehr schön beschrieben: "Jesus trägt im Herzen eine Vision von der Menschheit: eine Menschheit, die darauf angelegt ist, ein Leib zu sein, in deren Mitte die Schwächsten stehen, wo alle in Gemeinschaft miteinander verbunden sind und wo jeder und besonders die Schwächsten voller Wertschätzung willkommen sind: Gemeinschaft des Reiches Gottes. Jesus lässt seine Jünger an dieser Vision teilhaben. Er will nicht nur, dass sie mit ihm eins sind, dass sie seinen Vater kennen, sondern dass sie leben wie er, dass sie teilhaben an seiner Vision von der Menschheit, dass sie mitarbeiten. Jesus kam, die Mauern niederzureißen, die die Gruppen voreinander schützten, und er gab ihnen eine klare Identität. Er kam, um alle Menschen in seinem Leib in Einklang miteinander zu bringen, dadurch dass er Fleisch geworden ist" (Zitiert nach Ludger Schulte, a.a.O., S. 137).

 

Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung Juni 2008 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 3/2008, Steyler Verlag, Nettetal

Franz-Josef Janicki SVD

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