01. Okt 2008
Wir beten für alle, die im Dienst des Wortes Gottes stehen: für die Priester, Theologen, Ordensleute und Katechisten, dass die Bischofssynode ihnen hilft, mutig die Wahrheit des Glaubens mit der ganzen Kirche weiterzugeben.
Das Ziel der Weltbischofssynode
Die ordentliche Generalversammlung der XII. Weltbischofssynode findet vom 05. bis 26.10.2008 im Vatikan statt. Ihr Thema lautet: "Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche". Die einzelnen Bischofskonferenzen entsenden dazu ihre Vertreter. Das Vorwort der Lineamenta beginnt mit einem Zitat aus dem Hebräerbrief: "Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens" (Hebr 4,12) - und es fährt dann fort: "Die ganze Heilsgeschichte zeigt, dass das Wort Gottes lebendig ist. Gott, die Quelle des Lebens, ergreift die Initiative und offenbart sich (vgl. Lk 20,38). Sein Wort richtet sich an den Menschen, das Geschöpf seiner Hände (Ijob 10,3), das er geschaffen hat, um IHM antworten und in Austausch mit seinem Schöpfer treten zu können. Daher begleitet das Wort Gottes den Menschen von seiner Schöpfung an bis zum Ende seines irdischen Pilgerweges."
Der Dienst am Wort Gottes
Nach der Synode zum Thema Eucharistie erschien es nur logisch, jetzt eine Synode zum Thema "Tisch des Wortes" einzuberufen, in der der Zusammenhang von Eucharistie und Wort Gottes deutlich unterstrichen wird. Es wird darauf hingewiesen, dass der Mensch auch heute von einer großen Sehnsucht nach dem Wort Gottes erfüllt ist. Das pastorale Ziel der Synode ist deshalb eine Verstärkung der Begegnung mit dem Wort Gottes als einer Quelle des Lebens in den verschiedensten Bereichen. Dabei geht es ebenfalls um den interreligiösen und interkulturellen Dialog.
Den drei Kapiteln der Lineamenta wird jeweils ein ausführlicher Fragenkatalog hinzugefügt, der die ortskirchlichen Erfahrungen und Belange im Hinblick auf das Wort Gottes eruieren möchte.
Der Dienst an der Wahrheit
So soll die Hilfe, die man den Hirten und Theologen, den Katechisten und Animatoren in aller Welt geben will, auf die konkrete Situation der Menschen eingehen. Das Wort Gottes steht zwar über der Zeit, aber es ist auch in sie eingebettet. Die vielschichtigen Hintergründe müssen erforscht und mit berücksichtigt werden, aber das Wort kann nur zum Herzen der Menschen gelangen, wenn sie sich angesprochen und in ihrer jeweiligen Situation auch ernst genommen wissen.
Erfreuliche Erfahrungen in den jungen Kirchen
Ich habe selbst in vielen kirchlichen Versammlungen erlebt, wie die Menschen nach dem Wort Gottes hungern und danach fragen, was Gott ihnen mit diesem Wort - aus der Tagesliturgie oder ein zu einem bestimmten Anliegen hin ausgewählter Schrifttext - sagen will. Gerade die einfachen Menschen haben dabei oft ein für mich sehr authentisches Glaubenszeugnis abgelegt. Gottes Geist wirkte ganz offensichtlich in ihnen. Ähnliche Erfahrungen zeigten sich in Predigtgesprächen, wo - mit der notwendigen Exegese im Vorfeld - ihr Leben, ihre Freude und ihr Leid, zur Sprache kamen und wie sie in all dem auch Gottes Spuren und sein Handeln entdeckten. Im Gegensatz dazu erlebe ich jetzt hier in Deutschland wieder mehr gewisse Vorbehalte oder Scheu, sich mit dem Wort Gottes zu befassen, nicht zu reden von der Einladung, in einer kirchlichen Versammlung oder im Gottesdienst zu einem Schriftwort konkret und laut Stellung zu nehmen. "Die Wahrheit des Glaubens in der Gemeinschaft der Kirche weiterzugeben" bezieht sich für mich nicht nur auf die offiziell Beauftragten; es gilt wohl doch für jeden getauften Christen! Der Hinweis auf "die Gemeinschaft der Kirche" verdeutlicht meines Erachtens, dass nicht jede Behauptung, die einem so in den Sinn kommt, auch schon Gottes Wort ist. Aus der rechten kirchlichen Haltung und dem Gebet heraus dürfen wir aber darauf vertrauen, dass Gottes Geist wirkt, wie, wann, wo und in wem Er will. Vielleicht haben wir da in der katholischen Kirche (gegenüber der evangelischen) einen gewissen Nachholbedarf.
Chancen und Grenzen einer Synode
Es bleibt zu hoffen, dass die Teilnehmer an der Synode sich diesem (mitunter unbequemen) Geist Gottes gegenüber öffnen, ohne damit eine verantwortliche und wissenschaftlich begründete Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes zu vernachlässigen; dass den Ergebnissen der Umfragen ihr angemessener Stellenwert eingeräumt wird, so dass wirklich eine Hilfe für die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Kirche dabei herauskommt. Geht es doch um eine authentische Verkündigung, um die Weitergabe der Wahrheit, die wirklich frei macht; um die Begegnung mit Gottes Wort - und somit mit Gott selbst. Dazu gehört eine gehörige Portion Mut, gerade in einem geistigen Umfeld, wo alles beliebig zu sein scheint, wo es kaum noch verbindliche Grundwerte mehr gibt, wo niemand dem anderen zu nahe treten möchte, weil doch alles "egal", also gleich, ist. Beten wir darum, dass die Synode Hilfen und Wege findet, um die Verkündiger des Wortes Gottes in ihrem Dienst zu stärken und zu ermutigen.
Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung Oktober 2008 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 5/2008, Steyler Verlag, Nettetal