Missionsgebetsmeinung - Februar 2009

01. Feb 2009

Wir beten für die Kirche in Afrika, dass sie durch die zweite Sondersynode dazu beitrage, Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden wirksam zu fördern.

Biblisch orientiert 

Papst Benedikt XVI. hat für das Jahr 2009 eine Sondersynode für Afrika einberufen. Sie soll vom 4. bis 25. Oktober 2009 in Rom stattfinden und unter dem Thema stehen: „Die Kirche in Afrika im Dienst an der Versöhnung, der Gerechtigkeit und dem Frieden." Die Initiative für die Sondersynode unter dem biblischen Motto: „Ihr seid das Salz der Erde. ... Ihr seid das Licht der Welt" geht auf eine Forderung von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 2004 zurück. Die erste Sondersynode für Afrika hat im Jahr 1994 stattgefunden. Ihre Ergebnisse wurden von Papst Johannes Paul II. in der Apostolischen Exhortation Ecclesia in Africa zusammengefasst.

 

Positive Zeichen 

In Afrika wachsen die christlichen Kirchen zurzeit am schnellsten. Viele Erwachsene werden jedes Jahr getauft. In einigen afrikanischen Ländern können die Seminarien und die Noviziate religiöser Gemeinschaften die Kandidaten nicht fassen, überall entstehen neue Pfarreien und Diözesen. 

Aber Afrika berauscht sich nicht an Zahlen. Wachsen und Vertiefen des Glaubens werden nicht vergessen. Zeichen dafür sind die wachsenden Zahlen von beschaulichen Klöstern, die Volksmissionen in Pfarreien und Missionsstationen ohne festen Pfarrer am Ort, die vielen Treffen, in denen die Apostolische Exhortation Ecclesia in Africa besprochen und reflektiert wird.

 

Die Herausforderungen 

Diese positiven Zeichen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirche Afrikas vor großen Herausforderungen steht - wenn sie nicht in sich verschlossen ist und sich auch nicht abschirmt gegenüber ihrer Umgebung, sondern teilnimmt an den Freuden und Hoffnungen, den Leiden und Problemen der afrikanischen Gesellschaften. 

Der nigerianische Kurienkardinal Francis Arinze wies bei den Vorbereitungen der Bischofsversammlung unter anderem auf den Völkermord in der sudanesischen Region Darfur hin, sowie auf ständig aufflammende bewaffnete Konflikte in der Region der Großen Seen. Aber auch Somalia, Kenia, Kongo und andere Regionen sind mit Gewaltausbrüchen in die Schlagzeilen geraten. 

Das Thema der Synode ist also hochaktuell, und die afrikanische Kirche muss sich offen die Frage stellen, was sie in dieser Situation tun kann und tun muss. Die Kirchen der verschiedenen Länder müssen sich gemeinsam darum bemühen, Wege zu finden, wie sie ihren Dienst an der Versöhnung, der Gerechtigkeit und dem Frieden leisten können. Kein leichter Dienst, keine geringe Herausforderung - zumal es darum geht, die Gründe und Hintergründe der Konflikte und Gewaltausbrüche zu erkennen! Und um Auswege aus diesen Konflikten zu finden, sollten die christlichen Kirchen sich öffnen für die reichen Traditionen und die traditionellen Lebensweisheiten der afrikanischen Völker. Von ihnen wurden diese Völker über Jahrtausende geprägt und geformt, sie gaben ihnen Halt und Ausrichtung.

 

Der Islam und andere christliche Kirchen 

Neben dem Christentum verzeichnet der Islam eine rasche Verbreitung und ein starkes Wachstum in Afrika. Diese Konkurrenz der Mission von Christentum und Islam in Afrika bildet ein weiteres, eigenes Konfliktpotential oder verschärft und vertieft viele andere Konflikte. Dialog zwischen Christen und Muslimen ist also ein Gebot der Stunde, und er ist unabdingbar, wenn die christlichen Kirchen glaubwürdig sein wollen in ihrem vielfältigen Dienst. 

Aber auch das in Afrika am schnellsten wachsende Segment der christlichen Kirchen - die Pfingstkirchen und die vielen afrikanischen Freikirchen - sind ein nicht geringes Konfliktpotential und eine gewaltige Herausforderung für die katholischen Bischöfe und für alle Katholiken. Pfingstkirchen und afrikanische Freikirchen rekrutieren ihre Mitglieder oft aus anderen christlichen Kirchen und stellen eine schwere Belastung für den innerchristlichen Dialog dar. Auch hier muss die katholische Kirche zum Dialog unter allen Umständen bereit sein.

 

Ein weiteres Mal Opfer? 

Schließlich ist zu beachten, dass der Versöhnungsprozess nach schweren, blutigen und gewaltsamen Konflikten mit vielen unschuldigen Opfern in der Bevölkerung - vor allem im Kongo und in Ruanda - sehr schwierig ist. Leicht kann es passieren, dass gerade die Kirchen in solchen Versöhnungsprozessen zu schnell Vergebung durch die Opfer verlangen, ohne dass die Vergehen der Täter wirklich an die Oberfläche geholt und reumütig eingestanden wurden. Das Verlangen nach solch oberflächlicher Vergebung macht die Opfer zum zweiten Mal zu Opfern und kann kein gesundes Fundament für eine weitere friedliche Entwicklung sein. 

Wir sehen, gewaltige Aufgaben liegen vor den Katholiken Afrikas. Da brauchen sie unbedingt den ganz besonderen Beistand Gottes, die Kraft von oben, die Erleuchtung des Heiligen Geistes. Darum wollen wir beten.

 


Georg Kirchberger SVD, Kommentar zur Missionsgebetsmeinung Februar 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 1/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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