Allgemeinen Gebetsmeinung - März 2009

01. Mär 2009

Wir beten für die Frauen in allen Ländern der Erde, dass sie für ihr Leben mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren.

Wertschätzung der Frau 

In dieser Fürbitte geht es um die Wertschätzung der Frauenrolle weltweit. Dadurch, dass Frauen auf eine Rolle festgelegt werden, wird viel sozialer Sprengstoff geschaffen. Denn es wird vorausgesetzt, dass diese Rolle eindeutig und allen bekannt ist, vielleicht sogar ein Naturgesetz. Sie hat jedoch sehr viel mit der jeweiligen Kultur, Gesellschaftsform und mit äußeren Gegebenheiten zu tun. Wenn sich die wirtschaftliche, gesellschaftliche oder soziale Form einer Gesellschaft oder auch einer Familie ändert, dann müssen sich auch die sozialen Rollen ändern und das geschieht meist auch. Als die Männer noch Jäger waren, hatten Frauen eine ganz andere Stellung und Aufgabe als in einem Bauernvolk, während des Krieges oder in einer Industriegesellschaft, wenn eine Frau ihre Kinder allein ernähren muss, der Mann arbeitslos oder berufsunfähig ist. Ich möchte lieber beten, dass die Würde der Frau geachtet und ihr Einsatz für Familie und Gesellschaft geschätzt wird.

 

Die Würde der Frau 

In der Bibel heißt es: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie" (Gen 1,27). Papst Johannes Paul II. folgert in seinem Apostolischen Schreiben „Über die Würde der Frau" daraus: „Dieser knappe Text enthält die anthropologischen Grundwahrheiten: Der Mensch ist die Spitze der gesamten Schöpfungsordnung in der sichtbaren Welt - das Menschengeschlecht, das damit seinen Anfang nimmt, dass Mann und Frau ins Dasein gerufen werden, ist die Krönung des ganzen Schöpfungswerkes - beide, Mann und Frau in gleichem Grade, sind Menschenwesen, beide nach dem Abbild Gottes geschaffen." Männer und Frauen zusammen sind Gottes Ebenbild. Dies ist die eigentliche Würde von Männern und Frauen, dass sie nur gemeinsam Gott widerspiegeln. Vor jeder erbrachten Leistung sind sowohl Männer wie auch Frauen wertvoll, haben eine von Gott geschenkte Würde.  

Gleichwohl hat Gott Mann und Frau mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet. Hat der Mann mehr Muskeln und deshalb meist mehr körperliche Kraft, haben Frauen ihre Stärke in Emotion und Intuition. Frauen und Männer nehmen in einem Raum oder auch auf der Straße unterschiedliche Dinge wahr. Frauen haben meist einen größeren Wortschatz und ein stärkeres Bedürfnis, sich mitzuteilen. Viele Männer dagegen ziehen sich bei Problemen oder Schwierigkeiten eher in sich selbst zurück und versuchen, allein eine Lösung zu finden. Männer und Frauen sind so geschaffen, dass sie einander brauchen und sich gegenseitig ergänzen.

 

Die Unterdrückung der Frau 

Betrachten wir unsere Welt, scheint diese notwendige und not-wendende gegenseitige Ergänzung und Bereicherung häufig nicht gesehen zu werden. Dass Menschenrecht noch lange kein Frauenrecht ist, gehört in allen Kulturen zum Alltag: Die Lebenschancen von Frauen werden immer wieder beschnitten. Ihnen werden individuelle Freiheit, politische Mitwirkung und soziale Rechte vorenthalten. Selbst Frauen unterdrücken und verletzen einander, wie z.B. durch die Beschneidung. Viele sind mit offener Gewalt konfrontiert. Traditionen und herkömmliche Bräuche sowie moderne Gesellschaftsstrukturen verletzen Rechte und Würde von Frauen. Einige Beispiele:

  • Nach einer vorgeburtlichen Geschlechtsbestimmung werden z.B. in Indien und China hauptsächlich weibliche Föten abgetrieben.
  • In vielen Ländern werden kleine Mädchen schlechter ernährt und medizinisch versorgt. In Indien sterben doppelt so viele Mädchen wie Jungen im Alter von zwei bis vier Jahren.
  • Nur 19,4 % der männlichen Weltbevölkerung, aber 33,6 % der weiblichen, sind Analphabeten.
  • Traditionelles Familienrecht benachteiligt Frauen in Fragen des Ehe-, Scheidungs- und Sorgerechts. In manchen Ländern werden Frauen für Ehebruch oder vorehelichen Geschlechtsverkehr gesteinigt.
  • Haus- und Familienarbeit wird statistisch und gesellschaftlich völlig unterbewertet.
  • Frauen werden auch heute noch in vielen Ländern als Eigentum eines Mannes oder einer Sippe betrachtet, nach Belieben gekauft oder verkauft, sowie zur Prostitution oder Heirat gezwungen.
  • Für manche Männer sind Frauen nur dazu da, ihre sexuellen Bedürfnisse „zu bedienen". Sie sind nicht bereit, Rücksicht zu nehmen auf ihre Gefühle oder ihre Gesundheit.
  • Frauen werden ihrer Bewegungsfreiheit beraubt, im Harem oder in einer Wohnung.
  • Der Körper der Frau wird als Objekt für die Werbung missbraucht.
  • 130 Millionen Mädchen und Frauen sind weltweit beschnitten. 30% sterben nach der Beschneidung. Die anderen leiden unter großen Schmerzen und vielen Komplikationen.

Dort, wo die Würde der Frauen geachtet wird, geht es der Gesellschaft gut und kann sich auch der Mann entfalten und seine Würde entdecken. Gemeinsam sind Mann und Frau Gottes Ebenbild und ein Ort der Gotteserfahrung. Es bleibt noch viel zu tun auf diesem Weg. Das fürbittende Gebet kann diesen Lernprozess gut unterstützen.

 


Gabriele Hölzer SSpS, Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung März 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 2/2009, Steyler Verlag, Nettetalagm-03-2009

ndk

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