Allgemeinen Gebetsmeinung - Dezember 2009

01. Dez 2009

Wir beten für alle Kinder dieser Welt, dass sie allerorten geliebt und geachtet werden und nicht Opfer von Gewalt und Ausbeutung werden.

Wahrnehmung des Kindes und seiner Würde und Rechte 

Die schwedische Pädagogin Ellen Key erklärte das zwanzigste Jahrhundert zum „Jahrhundert des Kindes". Die Sensibilität für die Würde des Kindes, für seinen Wert, für seine Bedürfnisse und Rechte sind in dieser Zeit sicher stark gewachsen. Als 1989 die Kinderrechrechtskonvention der Vereinten Nationen verabschiedet wurde - ratifiziert mit Ausnahme der USA und Somalia von 193 Nationen (Stand vom 5. Dez. 2008) - bedeutete das ganz unübersehbar einen Mark- und Meilenstein in der Wahrnehmungsgeschichte des Kindes und seiner Rechte. Davor und danach gab es eine Fülle von sozialgeschichtlichen, mentalitätsgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Studien über die Bedeutung des Eigenprofils des Kindes auf verschiedenen Ebenen. 


Der dunkle Kinderalltag in vielen Ländern

Dennoch ist nicht zu leugnen, dass auch heute Kinderarbeit, Kindsmissbrauch, Kinderprostitution, Kindersoldatentum, das Fehlen von Ernährungs- und Bildungschancen und ausreichender gesundheitlicher Betreuung von Kindern in vielen Ländern zum Kinderalltag gehören. Allein das riesige Problem der Kinderarbeit vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika ist unübersehbar und hat sich seit 1989 kaum abgebaut. Nach Angaben von UNICEF aus dem Jahre 2007 arbeiten weltweit 218 Millionen Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren unter ausbeuterischen Bedingungen, die meisten davon in der Landwirtschaft, in kleinen Werkstätten, als Straßenverkäufer oder Dienstmädchen. „Ausbeuterisch" bedeutet: die Arbeitszeiten sind zu lang, es gibt keinen Schulbesuch, die Arbeiten sind gesundheitsschädlich oder gefährlich, und es wird kein angemessener Lohn gezahlt. Weltweit sind sogar 8,4 Millionen Kinder von ganz schlimmen Formen der Kinderarbeit, wie Drogenhandel, Kindersoldatentum, Prostitution, Zwangs- und Sklavenarbeit betroffen. 


Kinderarbeit in Bergwerken und Steinbrüchen

Mehr als eine Million Kinder arbeiten sogar in Bergwerken und Steinbrüchen. Alle Formen von Kinderarbeit sind schädlich. Doch die Ausbeutung von Kindern in Minen und Steinbrüchen ist besonders schlimm. In Asien bauen Kinder Steine oder Edelsteine ab, in Afrika schürfen sie Diamanten, Gold und andere Edelmetalle, und in Südamerika suchen sie nach Gold, Smaragden, Kohle und Zinn. Schon die Kleinsten tragen schwere Lasten, atmen gesundheitsschädlichen Staub, kriechen durch enge, schlecht belüftete Gänge, teilweise in kaltem Wasser und sind oft toxischen Substanzen wie Blei und Quecksilber ausgesetzt. Oft erleiden sie auch Unfälle mit bleibenden gesundheitlichen Schäden. Ein großes Problem bilden die Firmen, die Kinder anstellen. Sie sind meistens unregistriert und entziehen sich daher jeder staatlichen oder hoheitlichen Kontrolle. 


Was ist zu tun?

Um die Kinderarbeit in den Minen und Steinbrüchen und in anderen ausbeuterischen Orten und Situationen zu beenden, sind internationale Anstrengungen notwendig, wie sie von UNICEF und ILO (Internationale Arbeitsorganisation) gefordert und auch in von ihnen initiierten und durchgeführten Projekten geleistet werden. Ein bloßes Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit hilft wenig, denn das Geld, das die Kinder durch ihre Arbeit verdienen, ist ein notwendiger Beitrag zum Leben und Überleben ihrer Herkunftsfamilien. Der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Bekämpfung der Kinderarbeit ist die Armutsbekämpfung in den entsprechenden Ländern. Das aber ist nicht nur eine nationale sondern eine internationale Aufgabe. Das Bewusstsein dafür ist immer wieder neu zu schärfen. Und dazu trägt auch das oben formulierte Gebetsanliegen bei. Vielleicht ist auch das Anliegen, das von „Terre des Hommes" unter dem Stichwort „würdige Arbeit" ins Spiel gebracht wurde, zu beachten: Kinderarbeit ist nicht per se ausbeuterisch. Mädchen und Jungen lernen durch Mithilfe im Haushalt wichtige Fähigkeiten für die Hauswirtschaft und durch Mithilfe in elterlichen oder anderen handwerklichen Betrieben wichtige Techniken für ihren künftigen Beruf. Außerdem werden dadurch wichtige gesellschaftliche Werte vermittelt, wie Zusammenarbeit und Einsatz für die Gemeinschaft. Werden Kinder ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechend an Arbeiten beteiligt, erlangen sie Selbstbewusstsein und lernen, gemeinsam mit anderen produktiv für die Gemeinschaft zu sein. Wie auch immer, die Überwindung jeglicher ausbeuterischer Kinderarbeit ist eine gesamtmenschliche Herausforderung. Quellen: UNICF und ILO

 

Franz-Josef Janicki SVD, Kommentar zur Allgemeinen Gebetsmeinung Dezember 2009 aus der Zeitschrift "Die Anregung", Ausgabe 6/2009, Steyler Verlag, Nettetal

ndk

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