Missionsgebetsanliegen des Hl. Vaters im Dezember 2010

Dezember 2010

Wir beten für die Völker der Erde, dass sie Christus und seinem Evangelium des Friedens, der Geschwisterlichkeit und der Gerechtigkeit die Türen öffnen.

Türen öffnen - ein Motiv, das uns nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit in Liedern, Gedichten und Gebeten begegnet. Etwas Geheimnisvolles liegt darin: Wer klopft? Wer wartet vor der Tür? Wem gewähren wir Einlass? Aber auch: Wem begegnet der, dem geöffnet wird, der eintritt? Wird er erwartet und willkommen geheißen?

Die „Missionale Düsseldorf 2009" stand unter dem Motto „Öffnet die Türen für Christus". Das Anliegen der Missionale war, den Glauben an Christus auf unkonventionelle Weise zu verkündigen und den Menschen nahezubringen. Überall in der Stadt sollte ein lebendiger Glaube lebbar und erlebbar werden: gelebt von Menschen, die in Jesus Christus eine Antwort gefunden haben auf ihre Fragen und dankbar ihrem Glauben Ausdruck geben, erlebbar für die, die eine Sehnsucht nach sinnvollem und geglücktem Leben in sich spüren. In der Begegnung miteinander sollten sie erfahren, dass Einer unsere tiefste Sehnsucht, geliebt zu werden wie wir sind, kennt und erfüllt. Christus klopft an unsere Tür, er bittet und lädt uns ein, ihn eintreten zu lassen: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir" (Offb 3,20).

Was ist das für eine Verheißung! „Bei dem werde ich eintreten" - ihn werde ich zu meiner Wohnung machen, zur Wohnung Gottes, zum Ort Gottes. Gott ist da, wo der Mensch zu seinem Recht kommt, wo er geliebt, beschützt und behütet wird, weil jeder Mensch Ebenbild Gottes ist. Das Grundgesetz des Volkes, das Gott die Tür geöffnet hat, ist: „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft" (Dtn 6,4-5). Gott wohnt dort, wo die Liebe geübt wird, wo sie gelebt wird als Gerechtigkeit, konkrete Solidarität, sachlich, nüchtern und realistisch. Es geht um Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken, Kleidung und Wohnung, das Recht auf eigene Sprache und Kultur, das Recht auf Heimat. Diese Liebe, verstanden als Gerechtigkeit, ist überzeugt, dass jeder Mensch ein Recht hat auf Leben, das er selbst gestaltet, und dieses Recht darf nicht durch noch so viele Argumente beschnitten werden. „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr sollst du nachjagen, damit du Leben hast und das Land in Besitz nehmen kannst, das der Herr, dein Gott, dir gibt" (Dtn 16,20). Diese Gerechtigkeit findet ihren einfachsten Ausdruck in dem Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr" (Lev 19,18).

Der Ort Gottes entsteht („geschieht") dort, wo die Welt menschlicher wird, wo Menschen teilhaben an der Verwirklichung dieses Traumes, der in jedem Menschenherzen lebt. Solange noch ein Mensch in Unfreiheit lebt, hat Gott seinen Platz noch nicht gefunden, ist die Frohe Botschaft des Evangeliums noch nicht zur Vollendung gekommen. Es geht nicht nur darum, konkretes Leid zu lindern, sondern auch darum, die Wurzeln des Elends strukturell zu sehen und an Verbesserungen mitzuwirken.

Die Bitte „Dass die Völker der Erde Christus und seinem Evangelium (...) die Türen öffnen" schließt die Bitte ein, dass wir, die wir an Christus glauben, sein Evangelium glaubwürdig vorleben und aus Dankbarkeit für den empfangenen Glauben zu „Missionaren und Missionarinnen" werden. Wir können nicht schweigen von dem, was wir gehört und gesehen haben, und geben Zeugnis von der Hoffnung, die uns beseelt. Die Heilige Schrift ist die Vision des Lebens mit Gott. Sie beschreibt den Traum eines Zusammenlebens in einem Land, in dem Gott anwesend ist. Es ist ein Land, in dem Lahme laufen, Taube hören, Traurige Trost finden, Arme sich aufrichten, eine Wüste zu blühen beginnt (vgl. Jes 35,5-6), wo der Heilige Geist erneut über jeden Menschen ausgegossen wird und in ihm und durch ihn handelt (vgl. Jes 11,1-9).

Wo und wann geschieht das? Hier und jetzt! Es ist ein Auftrag, der uns allen gilt. Madeleine Delbrél sagt, das Evangelium sei nicht nur das Buch des lebendigen Herrn, sondern auch das Buch des Herrn, den man leben soll. Für sie besteht Mission darin, Gottes Gegenwart und das Geschenk seiner Liebe in der Welt zu offenbaren. Sie lebt aus dem Bewusstsein, etwas bezeugen zu dürfen, was für sich selbst spricht und ohne bessere Alternative ist. Missionar / Missionarin sein kann man nur, wenn man dem Wort Gottes, dem Evangelium, in sich selbst einen offenen, weiten, herzlichen Empfang bereitet hat. Wenn es auf den Grund des Herzens gesunken ist, wird es zum Dreh- und Angelpunkt des Lebens und wird jede Begegnung prägen. Lebens- und Glaubenszeugnis im Dialog mit der konkreten Welt werden die Türen der Herzen öffnen.

In einem Gedicht von Rabindranath Tagore heißt es:

„Hast du nicht seinen leisen Schritt gehört?
Er kommt, er kommt und immer: er kommt!
Jeden Augenblick und jede Zeit,
jeden Tag, jede Nacht:
Er kommt, er kommt und immer: er kommt!"

Komm, Herr Jesus, komm! Öffne die Türen aller Völker und tritt ein - lass uns eintreten durch die Tür, die du selbst bist. Komm, Herr Jesus, komm!

Ilse Beckmann SSpS in die Anregung 6/ 2010

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