Missionsgebetsanliegen des Hl. Vaters im Juli 2010

Juli 2010

Wir beten für die Christen in der ganzen Welt – vor allem in den großen Städten, dass sie die Kultur ihres Landes mitfördern und sich auch für Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität miteinsetzen.

Die vielleicht größte kulturelle Erfindung der Menschen ist die Stadt. Wir, die wir so an Städte und Stadtleben gewöhnt sind, dass es für uns der Normalfall ist, können uns wohl kaum mehr vorstellen, welche Faszination Städte auf die Menschen des Altertums und Mittelalters ausübten. Nur in den Städten gab es große Märkte, auf denen man sogar ausländische Produkte kaufen konnte. Städte waren Drehscheiben von Nachrichten und Ideen. In den Städten siedelten sich Handwerker und Spezialisten an. Erst die Stadt mit ihrer Arbeitsteilung machte es möglich, dass sich Menschen der körperlichen Arbeit entzogen und sich stattdessen den Künsten und der Wissenschaft widmeten. In den Städten begannen Menschen, auf dichtem Raum zusammenzuleben, und sie brauchten daher neue gesellschaftliche Ordnungen und Regeln. So brachten Städte Verwaltung und Rechtswesen hervor - und große neue Ideen wie die Demokratie.

Städte werfen aber gleichzeitig auch dunkle Schatten - damals wie heute. Zusammenleben auf engem Raum fördert einerseits Austausch und Ideen, macht aber auch aggressiv und, paradoxerweise, einsam. In der Stadt fällt die enge Sozialkontrolle des Dorfes weg, damit aber auch der soziale Halt. Das kann Menschen haltlos machen, auch im moralischen Sinne. Der Sittenverfall des antiken Roms war sprichwörtlich.

Seit ihrer Entstehung waren Städte nicht nur eine Errungenschaft, sondern auch ein Problem. Die Städte des Mittelalters kämpften mit Abfall, Schmutz und Hygiene. Heute sind es Fragen des immer steigenden Energieverbrauchs und des Umweltschutzes.

Die Stadt ist, kurz gesagt, also nicht nur die Wiege der menschlichen Zivilisation, sondern auch ihre ständige Baustelle. In den Städten wird sich zeigen, ob wir als Menschheit psychologisch und moralisch weit genug entwickelt sind, unsere Zukunft zu bewältigen.

Auch die Bibel kennt und benennt beide Seiten der Stadt, die helle und die dunkle. Städte werden liebevoll und anerkennend „Töchter" genannt. Tochter Zion, das ist Jerusalem, der Ort, an dem Gott in seinem Tempel mitten unter seinem Volk Israel wohnt. Die Tochter und Braut wird aber zur „Hure", wenn sie Gottes Gegenwart in ihr vergisst; wenn Profit und Geschäftemacherei, politische Machtspiele und zügelloser Genuss wichtiger werden als der Dienst an Gott und den Armen (siehe z.B. Jesaja 1,8.21).

Am Anfang der Bibel steht ein Garten: Eden, das Paradies (Genesis 2). Darin jedoch lediglich zwei Menschen (die später außerhalb eine Familie gründen und von Landwirtschaft und Jagd leben). Aber am Ende der Bibel steht die Vision einer Stadt: die des himmlischen Jerusalem (Offb 21).

Anna Damas SSpS in die Anregung 4/ 2010

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen