Oktober 2010
Wir beten am Sonntag der Weltmission, dass die Aufgabe der Verkündigung Christi als notwendiger und unerlässlicher Dienst der Kirche unter den Menschen verstanden wird.
Einführung
Wie jedes Jahr wird im Oktober in der ganzen Kirche der Sonntag der Weltmission begangen. Dies zeigt, dass wir schon lange Abschied genommen haben von einem geografischen Verständnis der Mission. Alle Menschen sind Empfänger der Frohen Botschaft von Jesus Christus. Als Empfänger sind sie gleichzeitig deren Verkünder. Am Weltmissionssonntag werden alle Getauften weltweit an die Verantwortung füreinander erinnert und an den Auftrag Jesu: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern." (Mt 28,19)
Verkündigung Christi - aber wie?
Nicht jeder hat die Gelegenheit und die Berufung, sich missionarisch in einem fernen Land zu engagieren, wie dies zum Beispiel Mitglieder der missionarischen Ordensgemeinschaften tun. Auch kann nicht jeder eine bestimmte Zeitlang einen missionarischen Einsatz in einem anderen Land machen wie zum Beispiel MaZler/innen (Missionare/innen auf Zeit). Da man aber Mission geografisch nicht einschränken kann, kann und soll jeder kraft der Taufe Christus dort verkünden, wo er gerade lebt. Aber wie? Dies scheint mir die entscheidende Frage zu sein.
Meines Erachtens beginnt Mission in erster Linie nicht in der mündlichen Verkündigung Christi, sondern im eigenen Herzen. „Denn wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund." (Mt 12,34) Unsere Herzen müssen deshalb zuerst von Christus verwandelt werden. Christus verkünden kann jemand, der ihn kennt, der ihn erfahren, ihm den ersten Platz im eigenen Herzen eingeräumt hat, der sein eigenes Leben auf ihn aufbaut.
Deshalb steht die Frage an für jeden von uns heute: Wer ist für mich Jesus Christus?
Als ich diese Frage Jugendlichen in einer Gruppe stellte, konnten die wenigsten eine Antwort darauf geben. Die meisten sagten, dass sie noch nie darüber nachgedacht haben, dass sie nicht wirklich einen Zugang zu Jesus gefunden haben. Dabei berührte mich ihr offener und ehrlicher Umgang mit dieser Frage. Sie waren Glaubensgesprächen keineswegs abgeneigt. Mehr noch, sie hatten in diesem Austausch Mut, mich zu fragen, aus welchen Quellen ich lebe, was mich trägt. In diesen Fragen nach meinen Lebensquellen drückte sich ihre Suche aus, ja, ihre innere Sehnsucht nach Orientierung, nach tragenden Werten. Unfair wäre meiner Meinung nach, diesen jungen Menschen Christus vorzuenthalten. Ich konnte in diesem Gespräch bei meiner eigenen Gotteserfahrung anknüpfen. Es war eine Christusverkündigung.
Dem gegenüber stelle ich eine andere Erfahrung: Als eine Frau erfuhr, dass mein Missionseinsatz in Deutschland ist, fragte sie mich verwundert, wen ich denn in Deutschland noch missionieren will. Diese Frage steht exemplarisch für eine weit verbreitete Meinung: Missionarinnen und Missionare setzen sich in ärmeren Ländern ein, um den Menschen dort zu besserem Leben zu verhelfen. So wird Mission als soziales Engagement gerechtfertigt. Aber wozu denn Mission in Deutschland? Während der soziale Einsatz für sozial Schwache (auch in Deutschland) unterstützt wird, scheinen viele, vor allem ältere Menschen, von der Notwendigkeit der Verkündigung Christi nicht wirklich überzeugt zu sein. Auf diese skeptische Frage antwortete ich: „Ich habe einen Schatz gefunden, eine Lebensquelle, die mich trägt: Jesus Christus. Eine lebendige Beziehung zu Jesus trägt mich und gibt meinem Leben Sinn. Daran möchte ich andere Menschen teilhaben lassen. Ich will ihnen diesen Schatz nicht vorenthalten." Das war nur ein kleines Glaubenszeugnis, aber diese Frau wurde nachdenklich.
Christus verkünden heißt für mich: Zeugnis geben vom eigenen Glauben, denn viele haben nicht erfahren, was eine lebendige Beziehung mit Christus bedeutet.
Abschluss
Zum Schluss noch ein Beispiel: Einmal fragte ich eine japanische Mitschwester (sie lebt in Japan, wo etwa 1% der Menschen Christen sind): „Warum ist die Verkündigung Christi notwendig?" Mit einer Selbstverständlichkeit hörte ich ihre Antwort: „Viele Menschen suchen nach Glück, kennen aber den Weg nicht. Deshalb ist es notwendig, ihnen den Weg zum Glück zu zeigen."
Ihre Aussage fand ich glaubwürdig und überzeugend. Denken wir immer daran: Die Verkündigung Christi ist ein notwendiger und unerlässlicher Dienst unter uns Menschen!