Missionsgebetsanliegen des Hl. Vaters im September 2010

September 2010

Wir beten, dass die ethnischen Gruppen einander in Liebe und Respekt begegnen und so die vielen Kriege und Konflikte in aller Welt in absehbarer Zeit beendet werden.

Einführung
Die Missionsgebetsmeinung des Monats September ruft uns die großen Wunden der Menschheit heute in Erinnerung: die unzähligen Kriege und blutigen Konflikte zwischen den Völkern und Nationen, den Stammesgruppen und Religionsgemeinschaften, die Menschen auseinanderreißen und ganze Völker und ethnische Gruppen an den Rand der Vernichtung treiben. Das 20. Jahrhundert ist trauriger Zeuge eines wahnsinnigen Rassen- und Vernichtungswahns, der Millionen von Menschen zur Vernichtung verurteilt hat. Auch heute noch sind ethnische Vorurteile und Konflikte die Ursachen vieler blutiger Auseinandersetzungen. Im Gegensatz dazu steht die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu, dass alle Menschen in gleicher Weise von Gott geschaffen und geliebt und mit der gleichen Würde und den gleichen Rechten ausgestattet sind. Daher kennt die Mission der Kirche weder geographische noch ethnische, weder kulturelle noch soziale Grenzen. Der Auftrag Jesu an seine Jünger lautet: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Mt 28,19). Missionar/In Jesu zu sein bedeutet vor allem, die Menschen ohne Ausnahme zu achten und zu lieben und für ihre Rechte einzustehen.

Jesus überschreitet Grenzen
Diese Überschreitung und Überwindung der Grenzen gehört zum Wesentlichen des Auftrags der Kirche. Sie gehört zur Nachfolge ihres Herrn und Meisters, der selber den Weg der Überschreitung der Grenzen gegangen ist. Die größte Grenzüberschreitung geschah bei seiner Menschwerdung, als er nicht daran festhielt, wie Gott zu sein, sondern sich entäußerte und das Leben eines Menschen annahm (Phil 2,6-7). Er ließ sich nicht einengen in die eigene Familie und erklärte die als seine Brüder und Schwestern, die den Willen Gottes tun. Er überschritt die Grenze zwischen Armen und Reichen, Reinen und Unreinen, Sündern und Gerechten und suchte den Kontakt mit allen. Er heilte die Tochter der heidnischen Frau (Mt 15,28) und den kranken Knecht des römischen Hauptmanns, der sich nicht einmal würdig fühlte, Jesus in sein Haus zu laden. Und Jesus preist den Glauben dieses Mannes, der größer ist als der Glaube, den er in Israel gefunden hat (Lk 7,1-10). Wiederum überschreitet Jesus Grenzen, als er Frauen in den engen Kreis seiner Jünger aufnimmt, was bei den Pharisäern nur Männern vorbehalten war (Lk 8,1-3).

Überschreitung von Grenzen heute
In gleicher Weise sind auch wir, die Jünger/Innen Jesu heute, dazu gerufen und gesandt, Grenzen zu überschreiten und Boten des Friedens und der Versöhnung zu sein. Die Grenzen, die wir überschreiten müssen, befinden sich oft in unserm eigenen Herzen. Dort teilen wir die Menschen ein in Freunde und Feinde, in Sympathische und Unsympathische, in solche, mit denen wir es gern zu tun haben und in solche, denen wir lieber aus dem Weg gehen. Jeder von uns hat seine Anlagen, zum Guten wie zum Unguten hin. Was aus solchen Anlagen wird, liegt zum Teil an der Weise, wie wir uns begegnen. Wir projizieren gern das, was in uns ist, in andere Menschen.

„So ist der Mensch: sagt man ihm oft, er sei ein Tor, so glaubt er es" (Blaise Pascal). Sagt man oft, er sei ein Wolf, so entwickelt er sich zum Wolf. Sage ich ihm andererseits oft, er sei ein liebenwürdiger Mensch, so wird er mehr und mehr liebenswürdig. So bin ich mitverantwortlich für das Gesicht, das der andere mir zeigt.

Und gerade hier beginnen die Konflikte und die Kriege und hier können wir als einzelne beitragen zum Frieden und zur Versöhnung. Oft sehen und hören wir von den vielen ungezählten, blutigen und grausamen Konflikten in der Welt. Dabei sind wir entsetzt und fühlen uns hilflos, um dort etwas zur Linderung der Not beizutragen. Da ist es wichtig, uns darauf zu besinnen, dass der Weg des Friedens, der Überschreitung der Grenzen und der Versöhnung im eigenen Herzen beginnt. Dort muss ich zuerst die Grenzen und die Mauern abbauen und den ersten Schritt auf den andern hin tun.

Vielleicht ist mein Nächster mir fremd, weil er eine andere Sprache spricht, eine andere Hautfarbe hat, zu einer anderen Kultur gehört. Fremdheit erzeugt Feindschaft. In meinem eigenen Herzen und vor meiner eigenen Tür muss ich die Fremdheit überwinden und im Mitmenschen meinen Nächsten sehen, der die gleichen Rechte und Bedürfnisse hat wie ich. Wenn ich ihn nur freundlich anlächele und ihm ein gutes Wort sage, obwohl ich seinen Namen nicht weiß, ist schon ein erster Zaun durchbrochen, ein erster Schritt der Annäherung getan. Dann kann es geschehen, dass plötzlich ein anderer Mensch vor mir steht als derjenige, den ich mir vorgestellt hatte. Und auf diesen ersten Schritt können noch viele andere folgen.

Abschluss
Nur wenn wir diesen Frieden in unserm eigenen Herzen und in unserer eigenen nächsten Umgebung schaffen, können wir sicher sein, dass Gott unser Gebet um Beendigung der Kriege und weltweiten Konflikte erhört. Nur wenn wir unsern Beitrag leisten, können wir erwarten, dass Gott das Seine, für uns Menschen Unmögliche herbeiführt und Frieden und Versöhnung unter den Völkern schafft.

Franziska Carolina Rehbein SSpS in die Anregung 5 / 2010

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