August 2012
„Gott, unser Vater, wir bitten dich für alle Gefangenen. Steh ihnen bei, dass sie gerecht behandelt und in ihrer Menschenwürde geachtet werden.“
Fast schon vergessen, dass der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten versprochen hat, das Gefangenenlager Guantánamo auf Cuba aufzulösen, nachdem das Lager nach fragwürdigen Verhörmethoden bis hin zu Folterungen, nach Gefangenschaft nur auf bloßen Verdacht hin und ohne Gerichtsverhandlungen, nicht mehr aus den Schlagzeilen der Weltpresse verschwinden wollte. Bis heute existiert das Lager.
Über Gefängnisse in Afrika wird im Internet folgendes berichtet:
„… Das Leben im Gefängnis ist besonders hart und schwer. Zum Freiheitsentzug kommen in erster Linie noch gravierende hygienische und sanitäre Mängel hinzu. Die Häftlinge schlafen auf dem Boden, … die Ernährung reicht nicht aus und die, die keine Verwandten haben, die ihnen Essen bringen, weil sie zu weit weg wohnen oder zu arm sind, müssen Hunger leiden. Viele Häftlinge haben nichts anzuziehen und haben monatelang die gleichen Kleider an. … In Madagaskar ist das Gefängnis der Hauptstadt für 800 Häftlinge gebaut, es beherbergt jedoch 3000 Personen. In Abidjan, in der Elfenbeinküste, sind in dem "maison d´arret et de correction", das für 1500 Häftlinge vorgesehen ist, mehr als 4500 Gefangene. …“ 1)
Auf „Die Welt online“ berichtet Jens Wiegmann am 02.04.2009:
„Simbabwes Gefängnisse – Schlimmer als die Hölle
Kranke teilen sich Zelle und Schlafstätte mit Gesunden, Tote liegen neben Lebendigen. Gefangene und Wärter leiden Hunger, die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal. …“2)
Ähnliches finden wir auf anderen Kontinenten. Die Berichte von „amnesty international“ sind voll von Übergriffen auf die Würde des Menschen.
Als Christen dürfen wir nicht den Kopf aus der Schlinge ziehen um uns leichtfertig unserer Verantwortung zu entziehen, denn - und den Text kennen wir alle – die Klage Jesu können wir nicht einfach ignorieren: „… ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht“ (Mt 25,43c). Natürlich ist es nicht jedem gegeben, sich für Gefangene einzusetzen und/oder sie zu besuchen. Christliche Kirchen haben die Gefängnisseelsorge organisiert und es gibt viele, die sich auch „nebenbei“ einsetzen. Ist uns das so bewusst?
Dabei wird das ehrenamtliches Engagement in Deutschland vom Gesetzgeber durchaus befürwortet und gewünscht (§154 Abs. 2Satz 2 des Strafvollzugsgesetzes). Der Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA), Siegburg, Wolfgang Klein, glaubt, dass die „ehrenamtliche Betreuung … u.a. die Unterstützung der Gefangenen bei der Bewältigung ihrer persönlichen Schwierigkeiten, die Förderung ihrer beruflichen Bildung, die Vorbereitung der Entlassung und die Unterstützung bei der Eingliederung in das Leben in Freiheit“3) unverzichtbar für den Strafvollzug ist. Das ergebe sich allein schon aus der Stellung der Ehrenamtler, die von den Inhaftierten eben nicht als der verlängerte Arm des staatlichen Machtapparates empfunden werden und somit einen ganz anderen Zugang zum Häftling haben.
Um begreifen zu können, was es für einen „Inhaftierten“ bedeutet, „da draußen nicht vergessen zu sein“ hier eine Wortmeldung: „… Ich möchte ganz laut ein Dankeschön aus dem Knast hinausschreien an Sie da draußen und den Katholischen Gefängnisverein für die Zeit, die in die Arbeit mit Inhaftierten investiert wird … Vielen herzlichen Dank an Sie alle da draußen, die auch an Menschen denken, die manchmal große Fehler gemacht haben. …“. 4)
Diese kurze Wortmeldung überwältigt einen. Normal wäre, sich zu bedanken oder Danke zu sagen, aber den Dank „hinausschreien“ … Diese Wortwahl zeigt deutlich zum einen die Not eines „ein- oder weggesperrten“ Menschen, zum anderen, wie dieser sich förmlich danach sehnt, Kontakte mit der „Außenwelt“ zu pflegen, Menschen zu begegnen, die ihn so annehmen, wie er ist, auch mit den „großen Fehlern“.
Menschen machen Fehler, die einen große, die anderen kleine. Mit der eigenen Schuld wird sich jeder selbst auseinandersetzen müssen, ob er will oder nicht.
Vergessen wir also nicht diejenigen, die Ihre Fehler in Gefängnissen zu verbüßen haben.
Beten wir aber auch für diejenigen, die im Strafvollzug in aller Welt arbeiten, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind und sie den Respekt vor den Inhaftierten nicht verlieren, egal was einer „ausgefressen“ hat.
1) Quelle: http://www.santegidio.org/index.php?idLng=1067&pageID=45
2) Quelle: http://www.welt.de/politik/article3487230/Simbabwes-Gefaengnisse-Schlimmer-als-die-Hoelle.html
3) Wolfgang Klein, Warum ich auf ehrenamtliches Engagement in der JVA Siegburg nicht verzichten möchte, in: Festschrift zum 10-jährigen Bestehen des Kath. Gefängnisvereins Siegburg e.V., 2012, S. 8
4) D.B., Inhaftierter aus der JVA Siegburg, Weihnachten im Knast …, Baustelle 8, Juni 2007, in: Festschrift zum 10-jährigen Bestehen des Kath. Gefängnisvereins Siegburg e.V., 2012, S. 30