Juni 2012
„Gott, unser Vater, wir bitten dich für alle, die an Christus glauben: Lass sie die lebendige Gegenwart des Auferstandenen erfahren und im Alltag daraus leben.“
Vor Jahren kam ein junges Ehepaar zu mir und bat um die Taufe des 5 jährigen Sohnes. Mit ein Grund für die Bitte war, dass Marco alles, was er über Jesus erfahren konnte, regelrecht in sich aufsog. Wenn seine etwas ältere Schwester aus der Schule nach Hause kam und Religionsunterricht gehabt hatte, erzählte sie ihrem Bruder die Neuigkeiten, die es von Jesus gab. Alles, was er so erfahren konnte, setzte Marco in Bilder um. – Nach Erledigung der Formalitäten zur Taufe des Jungen kam dann schnell der große Tag. Zur Taufe neigte Marco seinen kleinen Kopf über die Schale. „Marco, ich taufe dich …“. Das Wasser floss über seinen Kopf. Dann reichte ich ihm ein Handtuch, damit er seine Haare trocknen konnte. Als das geschehen war, sagte Marco: „Jetzt werde ich mich nie mehr mit meiner Schwester zanken.“
Paulus schreibt in seinem 2. Brief an die Korinther: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden“ (2 Kor 5,17).
Die meisten von uns wurden als Kleinkinder getauft und so war die Taufe für uns keine bewusste Entscheidung für Christus. Liegt nicht darin die Schwierigkeit, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass die Taufe in uns etwas Neues bewirkt, dass wir eine neue Schöpfung sind; dass wir von Gott berufen sind, teilzunehmen am Aufbau seines Reiches in der Welt?
Als praktizierende Christen sind wir uns – hoffentlich! - bewusst, dass wir nicht für uns selbst Christ sind, sondern immer für andere, damit die Botschaft des Erlösungsplanes Gottes für uns Menschen „bis an die Enden der Erde“ gelange. Es hängt also auch von uns ab, wie wir versuchen, unser Christsein im Alltag zu leben. Lebe ich so, dass andere in meiner Lebensweise dem Auferstandenen begegnen können? Wie sehen unsere Gottesdienste aus, egal ob Eucharistiefeier oder Wortgottesdienst, und in diesem Zusammenhang die Sakramentenspendung: Sind es lebendige, ansprechende und vor allem in verständlicher Sprache vorbereitete Gottesdienste, in denen die Anwesenheit des Herrn spürbar und erfahrbar wird? Oder lassen wir uns von den vorgesehenen Riten dazu verleiten: Gott macht das schon!? Jesus versuchte in seiner Zeit die Botschaft der Liebe Gottes in eine Sprache zu kleiden, die jedermann verstand, was man z.B. von den offiziellen liturgischen Texten – so gut und so theologisch richtig sie auch sein mögen – nicht sagen kann.
Wie viele Christen haben sich aus unseren Gemeinden zurückgezogen! Die Argumente dafür sind vielfältig. Eines ist sicher: sie spüren die Anwesenheit Christi nicht mehr, erleben nicht mehr das Feuer, von der die Urgemeinde angesteckt war. Aber es gibt auch Lichtblicke, wie die unkonventionelle Arbeitsweise von Pastor Franz Meurer in einem der sozialen Brennpunkte Kölns beweist. Er ist kreativ, innovativ, hat keine Berührungsängste, geht auf jeden zu, weiß, wo den Menschen der Schuh drückt, und sucht nach Lösungen. Von wegen „eingestaubtes Christentum“: alles auf der Basis der christlichen Botschaft. Die Menschen spüren das, hier ist Leben … in jeder Beziehung.
Das Gebetsanliegen des Papstes im Monat Juni schließt alle Christen ein, also auch dich und mich. Gottes Geist helfe uns, unser Christsein zu überdenken, unsere Glaubenspraxis zu erneuern und als Gemeinde – als Leib Christi – ansteckend in einer sich immer schneller verändernden Welt zu leben.