November 2012
„Wir beten für alle Christen, die als pilgernde Kirche unterwegs sind: Gott, unser Vater, mach sie zu Boten des Friedens und zum Licht für die Völker.“
Im Kontext der Missionsgebetsmeinung dieses Monats möchte ich mit Ihnen einen Blick in das Matthäusevangelium werfen. Der Autor dieses Textes hat Jesu Frohe Botschaft in fünf große Abschnitte eingeteilt. Auf jede der fünf Reden Jesu folgt eine Ansammlung von Aktivitäten, meist Heilungen und Wunder. Der erste Diskurs beginnt mit der sogenannten Bergpredigt. Matthäus vergleicht Jesus mit dem alttestamentlichen Befreier des Volkes Israel: Moses. Jesus, der neue Moses, der Retter der Menschheit, steigt auf einen Berg und redet zur Menge. Er verkündet das Neue Gesetz der Nächstenliebe. Diesen acht Seligpreisungen Jesu folgt direkt ein Wort, das uns alle betrifft: ”Ihr seid das Salz der Erde – Ihr seid das Licht der Welt.” (Mat. 5,12-16). Als Teil der Kirche, des Gottesvolkes Jesu Christi, sind auch wir Teil dieses Auftrages: wir sind Licht der Welt. An dieser Stelle kann ein jeder sich fragen, wie es mit seinem Beispiel als Christ denn wirklich aussieht. Bin ich Licht in meiner Familie? Kann mein Verhalten anderen ein Ansporn sein?
Im 5. Kapitel des Matthäusevangeliums heißt es weiter: Eine Stadt auf einem Berg gelegen kann man nicht verstecken. Man zündet eine Kerze an, um sie auf einen Kerzenständer zu stellen und so kann sie allen im Haus leuchten.
Diese Erfahrung machen wir heute auch, denn unsere elektrischen Glühbirnen hängen ja meist in der Mitte des Raumes, oben an der Decke, um so möglichst viel Licht zu geben. Auch unser Leben soll so wie eine Glühbirne leuchten und für andere Wegweiser zu Jesus Christus sein.
Der Autor des Matthäusevangeliums fährt fort: “So soll Euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie Eure guten Werke sehen und Gott, loben.”
Unser Leben als Ansporn und Beispiel für andere...
Die Gebetsmeinung des Papstes in diesem Monat geht noch einen Schritt weiter: Nicht nur als Einzelne sind wir gefragt, Licht der Welt zu sein. Als gesamtes Volk Gottes, als pilgernde Kirche sind wir eingeladen, Beispiel zu geben.
Oft sehen wir nur das Schlechte, kritisieren unseren Pfarrer oder die Bischöfe und fühlen uns nicht als Teil des Ganzen. Es stimmt: die Kirche hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte sicher nicht immer Glanzzeiten erlebt. Die pilgernde Kirche, das sind Menschen wie du und ich, die manchmal schwach und egoistisch handeln, sie ist aber immer auch Teil einer Menschheit, die Sauerteig oder Salz der Erde sein soll. Unser Beispiel im Kleinen kann da schon viel erreichen. Und unser persönliches Beispiel ist gefragt. Dom Helder Camara, Erzbischof von Recife in Brasilien, sagte einmal vor Jahren: “Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Antlitz der Erde erneuern.”
Beten wir in diesem Monat für die pilgernde Kirche, beten wir für uns: damit wir fähig sind, als Salz der Erde, als Licht der Welt Zeugnis zu geben von einer besseren Welt, die mehr und mehr dem Reich Gottes ähnelt. Das wünsche ich uns allen.