Allgemeine Gebetsmeinung - Dezember 2013

Dezember 2013

Für die Kinder, die verlassen sind und Opfer von Gewalt wurden.

Maximilian Lauermann (MaZ in Ghana 2012-13)

Wort Gottes: 

„Man brachte auch kleine Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte. Als die Jünger das sahen, wiesen sie die Leute schroff ab. Jesus aber rief die Kinder zu sich und sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“
(Lk 18,15-17) 


„Mama, Mama!“ schallt es quer durch die Einkaufspassage. Der Ruf übertönt die immer gleiche Kaufhausmusik und den Lärm geschäftiger Leute. Ein kleiner Junge sieht sich nach seiner Mama um. Findet sie nicht und schreit. Ohne Pein. Sie ist ihm aus den Augen entschwunden. Die Gesuchte aber hat ihren Schützling lächelnd im Blick. Irgendwo schmunzelt ein älterer Mann mit Hut über die Szene. Eine Jugendliche hingegen verdreht genervt die Augen. Warum muss der Kleine auch so laut durch die Gegend brüllen?! 

Einmal wieder Kind sein, sich kindisch verhalten. Blödsinn machen, „Kindskopf“ genannt werden. Als Erwachsener sind einem diese Privilegien abhandengekommen. Man entwuchs den kindlichen Gebärden und ist nun schlauer. Wir bauen Häuser, pflanzen Bäume, schreiben Bücher. „Carpe Diem“ ist eins der geläufigsten Mantras unserer Zeit. Eins, das schnell zum Anspruch wird und oft unsere überzogene Erwartung enttäuscht. Bei einem Gang durch eine Buchhandlung fallen uns unzählige Ratgeber in die Hände, wie wir zum Leben durchdringen können, wie ein glücklicher Mensch aus uns wird, wie wir die kleinen Dinge als wertvoll erkennen lernen. Wir versuchen den Kindern die Fähigkeiten auszutreiben, die wir später so verzweifelt in der Literatur zu finden hoffen. Wir sprechen dabei von Emotionalität und Einfühlungsvermögen, Kreativität und dem Offensein gegenüber Veränderung. Stärken von Kindern eben. Kinder stehen Unbekanntem und Neuem nicht verschlossen gegenüber. Kinder rennen mit weit aufgerissenen Armen darauf zu. Es geht um Unbefangenheit, um Vertrauen. Kinder, die in einer Kastanie den Mittelpunkt des Weltgeschehens sehen. Ein Kind lebt immer im Moment, ist gelebte Fantasie. Kinder, die beim Spielen mit den Freunden nur das Jetzt interessiert. Kinder, die beim Pflücken einer Blume den „Duft der Erkenntnis Christi“ riechen können. 

Und wie oft halten wir uns für klüger und reifer als die Kinder. Wir haben ja auch mehr „Ahnung“ vom Leben, sind älter. Geben uns dabei ignorant in dem Glauben, alles allein bestehen zu können. Doch genau in solchen Momenten verlieren wir unsere Mama im Himmel aus den Augen. Unsere führsorgliche Mama, die wir Vater nennen dürfen. Nur, - öffnen wir unsern Mund und spitzen unsere Lippen zum suchenden Schrei? Oder bleiben wir stumm? Bleiben peinlich berührt, voller Scham? Es ist, glaube ich, gar nicht so schlecht, wenn sich ein großes Menschenkind mal wie ein kleines verhält. Papst Franziskus schreibt in seiner ersten Enzyklika „…Kinder lernen, der Liebe ihrer Eltern zu trauen…“ Und in diesem Vertrauen ruft auch der Junge in der Einkaufspassage. Er kann seine Mama mit den eigenen Augen nicht sehen, weiß aber um ihre Gegenwart und will zu ihr. 


Folgendes Gedicht ist ein Dank an all die Kinder in Ghana, die mir halfen so vieles zu verstehen.


Des tänzelnden Lebens schwarzer Fluss
Gipfelt im kulturellen Zungenkuss,
Gegrüßt, gefragt, geliebt, gehasst -
Fühlst du dich wohl im Fremdenknast?
So umarmt die Erfahrung den Gedanken,
Bringt dein jugendliches Weltbild ins Wanken;
Empörung verächtlich, urteilst rechtlich
Vermisst Vernunft, Gebrauch von Verstand
Weit weg hier in einem anderen Land.
Vater Staat und Mutter Erde
Reichen die Gewissensbeschwerde
Weiter und weiter, ja fort an einen
Unbekannten Platz – in einem Satz:
Du stehst auf deiner Leitersprosse,
Schaust vom Rosse des Freiwilligen,
Musst alles billigen was dein Auge erblickt…
Musst alles billigen was dein Auge erblickt?
Gegrüßt, gefragt, geliebt – gehasst
Legst dich in den Staub zur Rast;
Schenkst dein Gehör dem letzten Mangobaumdéserteur.
Er kommt nicht weg, bleibt, wird gebraucht
Ein Konstrukt, das Leib und Seele schlaucht.
You will take me to Germany?
Mein Freund, das klappt in der Regel nie!
Stiehlst mir Hoffnung auf Glückseligkeit,
Willst nicht der sein, der mich befreit.
Eine Hand der Zärtlichkeit umfasst
Das stählerne Schloss im Fremdenknast.
Sie ist klein, sechs Finger an der Zahl
Polydaktylie als Ursprung ihrer Qual
Und dennoch, Kinder sind’s die dich befreien
Ihr Lächeln tröstet dein sehnsüchtiges Schreien.


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