Februar 2013
Für die Migrantenfamilien: besonders den Müttern werde Unterstützung zuteil.
Wort Gottes:
„Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 34-36.40).
„ ‚Du musst von hier weg! Es ist zu gefährlich hier für dich! Ich will nicht, dass sie dich auch noch umbringen!‘ Meine Mutter überredete mich, aus meiner Heimat in Somalia zu fliehen. Kurz zuvor wurde mein Vater von den Rebellen ermordet. Damals war ich 20.“ So beginnt Osman seine Geschichte. „In der Nacht bin ich davon gelaufen. Mein einziges Gepäck: Die Handynummern meiner Mutter und meiner Geschwister. Zu essen hatten wir nichts mehr. Ich bin über die Grenze nach Äthiopien, dann Sudan, Libyen. Wochenlang war ich zusammen mit anderen Flüchtlingen in der Wüste unterwegs, oft ohne Wasser oder Essen. Dass ich überlebt habe, ist wie ein Wunder. Ich suchte einen Platz, wo ich in Ruhe leben konnte, bleiben konnte. Ich konnte ihn nirgends finden. Meine letzte Hoffnung: Europa. Unser Schiff landete schließlich in Lampedusa. Dort fiel ich in die Hände der italienischen Behörden…“ Osman erzählt seine Geschichte in einer der kleinen Kirchen in der Altstadt Roms. Er wirkt unsicher. Hundert Jugendliche, darunter auch ich, hören betroffen zu. Eine Geschichte von Schmerz, Trauer und Verzweiflung, eine Geschichte von der Suche nach einem Raum zum Leben, nach Friede und Sicherheit, eine Geschichte von Unmenschlichkeit, Krieg, Hunger, Tod… Dies ist eine der unzähligen Geschichten, die sich tagtäglich mitten unter uns ereignen. Laut UNO waren im vergangenen Jahr 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht, im Kampf um die Hoffnung auf Leben; hungrig, nackt, fremd, entwurzelt, heimatlos, ignoriert, ungewollt.
„… ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen…“ Ist das nicht der Auftrag von uns Christen, der Ruf Gottes an einen jeden von uns? Ist das nicht das „Reich“, das wir in Besitz nehmen sollen und dürfen, schon hier und jetzt füreinander da zu sein? Ist das nicht der „Segen“, den Gott einem jeden zuspricht und den wir miteinander teilen sollen? Die Bibel erzählt uns viele Geschichten, die der von Osman sehr ähnlich sind. Und die Menschen darin erfahren, dass Gott ihren Weg mitgeht, dass wenigstens er sie nicht im Stich lässt, sondern für sie da ist: „Ich bin der Ich-bin-Da“. Genau deshalb wurde Gott Mensch! Aber auch durch Mitmenschen will Gott für seine Menschen da sein, durch und in einem jeden von uns will Gott Menschen ein friedliches Zuhause geben, eine menschliche Würde, neue Hoffnung und einen Platz zum Leben schenken.
„Heute habe ich hier in Italien eine neue Heimat gefunden“, erzählt Osman weiter. „Ich habe Freunde gefunden. Ich bin nicht mehr allein. Als ich vor vier Jahren hier ankam, lebte ich auf der Straße und schlief unter der Brücke. Ich hatte nichts und niemanden. Gott sei Dank bin ich damals Menschen begegnet, die sich um mich kümmerten – sonst würde ich heute nicht mehr leben. Dank meiner Freunde kann ich weiterhin mit meiner Mutter und meinen Geschwistern telefonieren. Und in einer Woche werde ich eine Berufsausbildung beginnen.“
Jesus, du warst in deinem Leben immer unterwegs, um den Menschen zu begegnen. Wir bitten dich für die Menschen, die einen Platz zum Leben suchen, für die Migranten und ihre Familien. Herr, begleite sie auf ihrem Weg, schütze sie vor Ausbeutung, Misshandlung und Ignoranz. Dein Geist gebe ihnen neue Hoffnung auf Leben und Frieden. Gib uns die Kraft, ihnen mit offenen und liebenden Armen entgegenzugehen, um gemeinsam mit Dir für sie da zu sein und ihnen Freunde zu werden. Amen.