Allgemeine Gebetsmeinungen - Februar 2014

Februar 2014

… für die jungen Menschen, die in Kirche und Staat neue Wege gehen: dass sie Respekt zeigen vor der Leistung und der Weisheit der Älteren

P. Christian Tauchner SVD

In der Gebetsmeinung dieses Monats klingen doch ganze drei Worte für heutige Begriffe wenigstens eigenartig: Ältere – es geht heute vor allem um Jungbleiben oder wenigstens den Eindruck davon erwecken, fit und aktiv sein. „Alt“ wird heutzutage niemand mehr. Weisheit: Es geht uns heutzutage viel mehr um pragmatisch anwendbares, technisches Know-how. Weisheit findet sich nur mehr in einer verwässerten Form in der Esoterik-Ecke und in den Ratgebern zu Glück und Zufriedenheit, und auch da möchte man eher mit Einzeilern bedient werden. Respekt: Gerade noch für sportliche Höchstleistungen darf sich jemand Respekt erwarten. 

Unsere Welt charakterisiert sich durch den Wandel, den Fortschritt, das Überschreiten von Grenzen und das unaufhörliche Streben nach Neuheit. 

Auch in der Kirche fällt es älteren Menschen oft schwer, dass sich so viel ändert und geändert hat. Dass bei den Jüngeren und Jungen die überlieferte Weisheit offenbar nichts gilt. Wenn auf dem Arbeitsmarkt und in der wirtschaftlichen Planung davon gesprochen wird, dass man das Erfahrungswissen der älteren Mitarbeiter/Innen nicht verlieren will und daher das Pensionsalter hinausschiebt, geht es doch wohl eher darum, die Pensionen möglichst spät auszuzahlen. Die Erfahrung hat in Wirklichkeit wenig Wert (und vielen älteren Mitarbeitern fällt es auch nicht leicht, sich auf die immer neuen Programme, Abläufe und Geschwindigkeiten einzustellen). Wie also um Respekt für Weisheit der Älteren beten? 

Gleich zu Anfang Februar feiern wir im Kirchenjahr das Fest Mariä Lichtmess (Darstellung des Herrn). Es bringt zwei „Alte“ ins Bild, die den drei Begriffen von Alter, Respekt und Weisheit eine Perspektive geben: Die Prophetin Hanna und der greise Simeon (Lk 2,25-38). Wie auch in unseren Tagen sind es diese beiden „Alten“, die tagtäglich im Tempel, in der Kirche, anzutreffen sind. Gerecht und fromm waren sie, heißt es bei Lukas. 

Bewundernswert, wie diese beiden Alten auf den Heiligen Geist hinhören und warten können. Sie glauben beide daran, es noch zu ihren Lebzeiten zu sehen, wie Gott das Heil, die Rettung seines Volkes bewirken wird. Sie träumen nicht von einer glorreichen Vergangenheit, sehnen sich nicht nach der „guten alten Zeit“ – die auch für sie genauso wenig glorreich war wie in unseren Tagen – und schimpfen nicht auf die verdorbenen Sitten der Gegenwart. 

Im Gegenteil: Sie reden von Hoffnung und Zukunft, von Zufriedenheit und Glück, weil sie ein kleines Kind zu Gesicht bekommen. Sie haben im Gehorsam, in ihrer Gerechtigkeit und ihrem Frommsein, ihre Perspektive dahin ausgerichtet, die kleinen Vorkommnisse des Alltags ins rechte Licht zu stellen. Davon reden sie zu Josef und Maria, die da ihren Kleinen in den Tempel bringen. Wenn es denn an diesem Kind wahr werden sollte, dass durch es „viele zu Fall kommen oder aufgerichtet“ werden, dass ein „Zeichen des Widerspruchs“ aufgerichtet wird, dass Erlösung und Befreiung kommen soll, dann wollen sie zufrieden sein. Wenn jemand in die Welt kommt, der dafür sorgt, dass sich die Zustände ändern – auch wenn es ein kleines Kind ist –, dann hat sich ihr Leben gelohnt.  

Hanna und Simeon haben ihren Horizont offengehalten, sich um einen klaren und weiten Blick bemüht. Sie haben von Gott etwas erwartet, das in nicht unmöglicher Ferne geschehen wird. Sie leben in der Überzeugung, dass Gott seine Welt immer heil und gut macht, gerade auch am heutigen Tag. Das wollen sie Josef und Maria mit auf den Weg geben. Diese Offenheit Gott gegenüber hat es Hanna und Simeon ermöglicht, den „Widerstand“ und den „Widerspruch“ als Hoffnung zu leben. Darin sehe ich eine Weisheit, wie sie nur in langer Zeit reifen kann. 

Solche Weisheit möchte ich respektieren, wo immer ich sie finde. Auf sie warte auch ich jeden Tag, im Tempel und in den Vorhöfen der Tempel aller Zeiten.


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