Mai 2014
Für alle Medienschaffenden: Erinnere sie immer wieder daran, die Wahrheit zu respektieren und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.
Große Worte, um die da kurz und bündig gebetet wird: Wahrheit, Friede, Gerechtigkeit. Wir beten um sie in einer Welt, die immer mehr von den Medien gestaltet wird. Diese Medien ergreifen von immer größeren Bereichen der Lebensgestaltung Besitz – sogar die Partnerwahl findet angeblich schon vor allem über virtuelle Begegnungsräume statt.
Die Medien unterliegen im aktuellen Gefüge unserer Gesellschaften großem Druck. Sie müssen sich in einer immer größer werdenden Vielfalt und Konkurrenz behaupten. Vielleicht war es einmal so, dass in der Zeitung Neuigkeiten standen und Informationen an ein Publikum herangetragen wurden. Dass es um eine Darstellung der Welt um uns herum ging, damit sich die Leser (vielleicht sogar auch Leserinnen) zurechtfinden konnten. Heutzutage ist das sehr anders geworden: Die Zeitung muss gerade noch so viel an kurzer, auffallender, „geiler“ Information liefern, dass man sie in die Hand nimmt und aufmacht. Aber längst geht es vor allem darum, den Leser, die Leserin zum Konsum und Kauf von Produkten zu (ver)führen, die mit der Information und mit der Lebensorientierung nichts zu tun haben. Die Medien dienen vor allem dazu, eine Masse von Käufern zu produzieren und sie auf dem Markt zu verkaufen (Werbeeinnahmen machen den Gewinn der Medien aus).
Dabei muss jedes Medium versuchen, in der verwirrenden Vielfalt der Angebote aufzufallen. Die Medien stehen unter dem Druck Gewinn zu erwirtschaften, und nicht: richtige, ausgewogene und sinnvolle Informationen zu liefern. Daher auch die Tendenz, bei den Medienschaffenden zu sparen: Jeder/jede Journalist/in muss in vielen Themengebieten eine knappe und auffallende Nachricht produzieren, lange und gut recherchierte Artikel sind der Ausnahmefall, Spezialisierungen auf ein Fachgebiet und ein spezifisches Medium sind immer weniger möglich und leistbar.
Ansprüche wie „Wahrheit“ („was ist Wahrheit“, fragte sehr aktuell Pilatus: Joh 18,38, in seiner Unfähigkeit zu politischer Verantwortung oder Menschlichkeit) oder „Gerechtigkeit“ sind in solchem Umfeld ein sinnloser Zeitvertreib, eine nutzlose Frage, in der Praxis nicht hilfreich. Im aktuellen Betrieb und Ablauf von Medien gibt es einfach kaum Möglichkeiten, sich noch einmal nach „Wahrheit“ oder „Gerechtigkeit“ zu fragen. Eine Gedankenpause beim Lesen der Zeitung, bei einer Nachrichtensendung in Radio oder Fernsehen würden schnell ungemütliche und beunruhigende Ideen zum Vorschein bringen.
Die Gebetsmeinung dieses Monats steht wohl im Zusammenhang mit dem „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel“, der am letzten Mai-Sonntag begangen wird, diesmal am 1. Juni (in Deutschland am 14. September). In der Botschaft zu diesem Tag gibt Papst Franziskus eine Reihe von Hinweisen, mit denen die Medien und die Welt der Kommunikation und Medien wieder in den Kontext von Begegnung und Menschlichkeit gestellt werden. Ruhe, Stille und Besinnung spielen dabei eine Rolle. Wenn es denn bei den Medien um den Menschen –Medienschaffende und Leserschaft– und die Begegnung, um Wahrheit und Gerechtigkeit geht, wie der Papst meint, dann wäre auch der Friede leichter möglich.
Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel:
http://www.vatican.va/holy_father/francesco/messages/communications/documents/papa-francesco_20140124_messaggio-comunicazioni-sociali_ge.html