Allgemeine Gebetsmeinungen - September 2014

September 2014

Für alle benachteiligten Menschen: dass ihnen Christen durch ein mutiges Zeugnis der Solidarität und der Liebe Gottes Zeichen der Hoffnung sind.

P. Christian Tauchner svd

Von „benachteiligten Menschen“ ist in der Gebetsmeinung die Rede. In einer anderen Version der gleichen Intention wird von „Liebe und Unterstützung für geistig Behinderte“ (Ordo SVD) gesprochen. Ob hier ein politisch korrektes Redenwollen aus „geistig Behinderten“ jetzt „benachteiligte Menschen“ gemacht hat? 

Die Anfrage bringt die prinzipielle Gleichheit der Menschen von Anfang an in den Blick. Sie wird in Formulierungen von Menschenrechten und Staatsverfassungen behauptet, aber im praktischen Leben bei weitem nicht wahr gemacht (die Klatschspalten, Gerichtsberichte, Wirtschaftsseiten und Sportberichte der Zeitungen belegen es täglich). 

Aristoteles leuchtete es ein, dass es die Ungleichheit geben muss: "Es ist klar, dass es von Natur Freie und Sklaven gibt und dass das Dienen für diese zuträglich und gerecht ist" (Politik I 5). 

Ganz anders hört sich im Vergleich dazu eine christliche Orientierung auf eine fundamentale Gleichheit hin an (allerdings auch in der Kirche bei weitem nicht umgesetzt): „Ihr seid alle durch den Glauben Kinder Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus“ (Gal 3,26-28). 

Solche Einheit und Gleichheit verhindert allerdings nicht, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen haben, andere Beiträge zum Gemeinwohl bieten können. In der Perspektive von „benachteiligten“ oder „behinderten“ Menschen könnte man sich daran erinnern, dass „niemand perfekt ist“, alle also etwas brauchen und annehmen können. Mit dieser Einsicht organisierte die Caritas in Deutschland eine Kampagne über Behinderte. Es ging dabei offenbar darum, den Blick auf sie zu verändern und sie wahrzunehmen: Als Menschen, die ihre eigene Sichtweisen, ihre Bedürfnisse und Beiträge zur Gemeinschaft leisten. Diese Aktion unter dem Titel „Kein Mensch ist perfekt“ wurde von der Öffentlichkeit gut aufgekommen und wird durchaus positiv ausgewertet.

Der wesentliche Punkt dabei: Den anderen Menschen in seinen Möglichkeiten und Bedürfnissen wahrnehmen, darauf eingehen, sich ihm zuwenden. Dazu haben der Glaube und die Menschlichkeit immer schon motiviert – deswegen entstanden auch viele Institutionen, die sich der Hilfe, Solidarität, Pflege und Förderung von Menschen gewidmet haben, die auf Hilfe angewiesen sind. Der Glaube eröffnet ein Reservoir an Utopie, an Glauben und Handeln in einem anderen Horizont und aus anderen Kräften als es kurzsichtig ego-bezogene Perspektiven ermöglichen.

Wenn es wahr ist, dass kein Mensch perfekt ist, könnte es auch gut tun, wenn sich mir selber andere Menschen zuwenden und auf meine Bedürfnisse eingehen und auf meine Beiträge warten und sie gern annehmen.



Hinweise im Internet:

www.kein-mensch-ist-perfekt.de

http://www.youtube.com/watch?v=FDZcYgZL9KQ&feature=youtu.be

http://ejournal.communicatio-socialis.de/index.php/cc/article/view/415


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