Allgemeine Gebetsmeinung des Papstes - Januar 2016

Januar 2016

Wir beten zu Gott, unserem Vater, dass ein aufrichtiger Dialog unter den Menschen verschiedenen Glaubens wirklichen Frieden und wahre Gerechtigkeit hervorbringe

Simone Nefiodow, Dipl.-Theologin

Kann der Dialog zwischen Menschen verschiedenen Glaubens überhaupt Frieden und Gerechtigkeit hervorbringen? Gibt es Fortschritte? Oder zeigen die Anschläge von Paris, dass Dialog eigentlich nichts bringt?

Einer der Hauptakteure im Dialog der Religionen, der heilige Papst Johannes Paul II., hatte 1986 zu einem Weltgebetstreffen der Religionen nach Assisi eingeladen. Die Nachfolgetreffen, die seither jedes Jahr veranstaltet werden, haben das Vertrauen der Religionsführer zueinander gestärkt und zu konkreten Initiativen der interreligiösen Zusammenarbeit für Frieden und Menschlichkeit geführt. Johannes Paul II. war auch der erste Papst, der die große Synagoge von Rom besuchte und in Damaskus eine Moschee betrat.

Für alle sichtbar wurden die Fortschritte im Dialog der Religionen mit den Vertretern des Islam bei der Afrikareise unseres Papstes im November: Papst Franziskus besuchte die Koudoukou-Moschee von Bangui und betonte: "Wir Christen und Muslime sind Brüder". Zusammen mit dem Imam der Moschee verharrte Papst Franziskus in einem Moment der Stille vor dem Mihrab, der nach Mekka gerichteten Gebetsnische.

Außerdem traf sich Papst Franziskus mit den Gründern der so genannten Interreligiösen Plattform, - das sind der katholische Erzbischof der Hauptstadt, der Imam der größten Moschee, und der Vorsitzende der Evangelischen Allianz. Hier arbeiten Christen und Muslime gemeinsam daran, in verschiedenen Projekten die religiösen und sozialen Spaltungen im Land zu überwinden und die Gewalt aufzuhalten. Ihre Arbeit trägt bereits Früchte: In Bangui verbarrikadierten Christen im April eine Straße, um zu verhindern, dass die lokale Moschee zerstört wird. Die Christen stellten sich den Extremisten in den Weg.

Aber um ins Gespräch zu kommen ist es nötig, aufeinander zuzugehen. Ängste, Vorurteile und schlechte Erfahrungen können den Weg zu Gesprächen verbauen. Vergebungsbereitschaft und die Fähigkeit, die Unterschiede zu akzeptieren, können dagegen den Weg zum Dialog wieder frei machen.

Unsere Päpste sind diesen Weg gegangen und haben uns allen vorgelebt, wie wir Spannungen überwinden und eine fruchtbringende Kultur des Dialoges entwickeln können. Jetzt kommt es auf uns an, darauf, dass wir uns ebenfalls auf diesen Weg begeben und im Rahmen unserer Möglichkeiten für Frieden und Gerechtigkeit arbeiten und beten. Was trage ich zum Dialog mit Andersgläubigen bei? Welche Vorurteile hindern mich? Bete ich für das Wohlergehen Andersgläubiger?

Der Blick auf Jesus hilft uns, unsere eigenen Bedenken zu überwinden: Im Johannesevangelium lesen wir, wie Jesus auf die Samariterin zugeht. Und das Lukasevangelium berichtet uns von der Begegnung zwischen Jesus und dem römischen Hauptmann, einem Mitglied der Besatzungsmacht. Jesus lässt sich auf ein Gespräch ein und setzt sich über alle Barrieren hinweg.

Im November fand die Friedenswoche in Genf statt. Dabei wurde von den Diskussionsteilnehmern die Rolle der Religionen beim Aufbau einer friedlichen und harmonischen Gesellschaft hervorgehoben, denn gerade die Religionen haben wegen ihrer Nähe zu den Menschen Vorteile, beispielsweise um Konsequenzen im Verhalten zu bewirken.

Und Veränderungen im Verhalten sind dringend nötig: Die Zahl der bewaffneten Konflikte ist 2014 auf ein Rekordhoch gestiegen: 21 Kriege zählt das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung, dazu 424 politische Konflikte weltweit, von denen 21 als hochgewaltsam eingestuft werden. Es gibt also mehr als genug zu tun.

Feindschaft und Konkurrenz soll - und kann - durch Brüderlichkeit überwunden werden. Begleiten und unterstützen wir also die vielen Bemühungen durch unsere Gesprächsbereitschaft und unser Gebet.

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