Juli 2016
Wir beten zu Gott, unserem Vater, für die einheimischen Völker, die in ihrer Identität und Existenz bedroht sind, dass sie gebührenden Respekt und Schutz erfahren.
Ureinwohnern mit Hochachtung begegnen und dass ihre Identität bewahrt bleibt - darum bittet unser Papst in der aktuellen Gebetsmeinung.
Eines der großen Stärken unserer katholischen Kirche ist die Vielfalt. Es gibt die Laien, die Missionare und Missionarinnen in den verschiedenen Ordensgemeinschaften, die verschiedenen monastischen Orden, Bettelorden, Ritterorden, Kongregationen, Regularkleriker, Säkularinstitute, es gibt die Gruppe der kontemplativen Orden und andere Formen des gottgeweihten Lebens, ordensähnliche Gemeinschaften, geistliche Gemeinschaften, Laienkongregationen und -bewegungen und die "08/15-Christen".
Und alle gehören zur Kirche und bauen mit am Reich Gottes. Natürlich herrscht dadurch eine gewisse Konkurrenz und Reibereien zwischen den einzelnen Gruppen gehören zum Alltag. Aber diese Vielfalt macht unsere Kirche lebendig, vielfältig, reich, schön und frei.
Was hat die katholische Vielfalt mit den bedrohten Ureinwohnern und Volksgruppen zu tun? Überraschend viel. Wir haben von Jesus den Auftrag erhalten allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Die Kirche hat sich schon früh mit anderen Kulturen auseinandersetzen müssen und die christliche Botschaft Völkern verkündet, deren Kultur so ganz anders war. Oft stellt die christliche Botschaft gewisse soziale und moralische Traditionen in Frage, aber sie soll die jeweilige Kultur nicht abschaffen, sondern verbessern. Die Vielfalt kann und soll bleiben.
Jeder Mensch lebt nicht einfach nur in einer Kultur, sie prägt auch seine Identität und sein Verhalten, in banalen Angelegenheiten – etwa die Art der Begrüßung – wie auch in bedeutenden Dingen – das Menschenbild oder das Frauenbild. Oft denken wir nicht über unsere Traditionen oder unser von der Kultur vermitteltes Verhalten nach. Aber wenn wir die Chance haben anderen Kulturkreisen zu begegnen, werden uns durch die Unterschiede unsere Stärken und Schwächen bewusst. Das ist wertvoll und macht alle ein Stück reicher.
Unsere katholische Vielfalt hat noch einen großen Vorteil: sie macht uns offen. Die Botschaft vom Reich Gottes steht über kulturellen Gepflogenheiten, sie verliert nichts an ihrer Kraft, wenn christliche Missionare sie in die verschiedenen Kulturen zu integrieren versuchen, denn was wir verkünden ist gut und schön und macht eine Kultur besser. Wir dürfen nur nicht den Fehler wiederholen, Kulturen zu zerstören. Und wir sollen uns allen Versuchen entgegenstellen, wenn in unserer globalisierten Welt durch Raffgier und Habsucht die Kultur einer kleinen Volksgruppe bedroht wird. Am Anfang waren wir auch eine kleine, bedrohte Randgruppe, die man auszurotten versuchte. Das sollten wir nicht vergessen.
Vielfalt ist etwas Gutes. Das sollten wir unbedingt bewahren. Beten wir für die bedrohten Volksgruppen und Kulturen.