Allgemeine Gebetsmeinung des Papstes - Mai 2016

Mai 2016

Wir beten zu Gott unserem Vater, dass die Frauen in aller Welt geehrt und respektiert werden und dass ihr wichtiger Beitrag zur Gesellschaft Beachtung und Anerkennung findet.

Simone Nefiodow, Diplomtheologin

Was ist es, was nur Frauen in unsere Gesellschaft einbringen können? Hätte unser Papst nach dem Beitrag der Frauen für die Familie gefragt, wäre die Antwort einfach gewesen: nur Männer können Väter sein und nur Frauen können Mütter sein - vereinfacht gesagt. Aber was ist mit unserer Gesellschaft? 

Betrachten wir den Einfluss von Frauen auf Kultur, Literatur, Musik, Religion, Medizin, Wissenschaft etc. Was wären diese Bereiche ohne die Frauen, ohne ihre Inspiration und ohne ihren Beitrag? Vergleichen wir doch einmal Gesellschaften und ihre Lebensfreude, ihre Leitungsfähigkeit, ihren Entwicklungsstand unter dem Aspekt der Beteiligung von Frauen. Wie sieht der Alltag in den Gesellschaften aus, wo Frauen an den Rand gedrängt werden, wo sie ausgeschlossen und ihrer Rechte beraubt sind? Das ist nicht der Plan Gottes für die Menschheit.  

Am 29. Juni 1995, vor fast 11 Jahren, schrieb Papst Johannes Paul II. einen "Brief an die Frauen", der es verdient hat, eine Pflichtlektüre für alle Christen zu sein, für Männer UND für Frauen (Link:https://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/letters/1995/documents/hf_jp-ii_let_29061995_women.html). Er scheut sich nicht zu beklagen, dass durch die Entrechtung und Unterdrückung der Frauen die Menschheit um viele geistige Reichtümer beraubt wurde. Er fordert nicht nur mehr Gerechtigkeit für die Frauen, er fordert außerdem einen "wohldurchdachten Förderungsplan, der alle Bereiche des Lebens der Frau betrifft, angefangen bei einer erneuerten und universalen Bewusstmachung der Würde der Frau". Er würdigt die Leistungen der Frauen, die gegen alle Widerstände und trotz aller Benachteiligung ihren Beitrag geleistet hatten. Und er mahnt an, dass nur mit der Frau eine "Zivilisation der Liebe" aufgebaut werden kann - das Heilmittel gegen die Kultur des Todes, die wir bis heute nicht überwunden haben. 

Aber wie kann es trotz Emanzipation und Feminismus noch immer so schlecht um die Stellung und die Rechte der Frauen bestellt sein? Weil diese zwar für Gleichberechtigung gekämpft haben, aber dabei die Einzigartigkeit der Frau und ihre besondere Würde aus dem Blick verloren haben. Und weil sie das Frau-Sein verleugnen und stattdessen eine Art von Mann-Weib als Ideal propagandieren. Jetzt besteht die Gefahr, dass wir vergessen wer wir sind. Früher wurden Frauen ihrer Rechte beraubt, heute werden sie ihres Frau-Seins beraubt. In den Medien bekommt Frau nur dann Anerkennung, wenn sie locker die Mehrfachbelastung als Mutter, Ehefrau und Berufstätige stemmt und so ganz nebenbei auch noch zwei oder drei Hobbies pflegt. Was soll das für ein Fortschritt sein? 

Christus hat bessere Pläne für uns. Denken wir an die Auferstehung, als Christus zuerst den Frauen erschienen ist und sie beauftragt hat, seinen Aposteln von seiner Auferstehung zu berichten. Das war kein Unfall, das war Gottes Plan. Dafür braucht Frau nicht einmal ein Amt. Frauen sind als Abbild Gottes geschaffen, und als solche sollten wir Frauen uns immer wieder an unsere Aufgabe erinnern, die Gott uns aufgetragen hat. Wie schon im Brief an die Frauen hervorgehoben wurde: nur mit der Frau können wir eine Zivilisation der Liebe aufbauen. 

"Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist" - schon im Anfang hatte Gott ein Team im Sinn, dass aus zwei ähnlichen und doch verschiedenen Wesen besteht und die gemeinsam, sich gegenseitig ergänzend, sich gegenseitig dienend, diese Welt bevölkern und kultivieren sollen. Gott hat diese Verschiedenheit gewollt. Nur zusammen können sie zur vollen Wahrheit der menschlichen Beziehungen wachsen. Das Reich Gottes braucht die Frau. 

Beten wir um die Hilfe des Heiligen Geistes, dass Frauen und Männer den besonderen Beitrag der Frauen zu schätzen wissen und respektieren. Beten wir darum, dass Männer und Frauen die Würde und Rolle der Frau erkennen lernen, und zwar in allen Ländern der Welt, wie unser Papst uns aufträgt. Und beten wir um Mut, dass nicht nur Männer, sondern ganz besonders wir Frauen wieder lernen uns als Frauen anzunehmen und unsere ganz eigene Würde und Rolle wieder neu entdecken, diese verteidigen und in Kirche und Gesellschaft einbringen. 

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