Allgemeine Gebetsmeinung des Papstes - April 2017

April 2017

Für die jungen Menschen, dass sie auf ihre Berufung zum Priester- und Ordensstand mutig antworten.

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

Der Weg in den Orden oder zum Priester ist begleitet vom Gebet, vom Fragen, Hinterfragen und Hinhören auf Gott, von kleinen Zeichen seiner liebenden Nähe. Warum also betont unser Papst in der aktuellen Gebetsmeinung den Mut? Ist es so schwierig, Gottes Stimme und seinen Plan zu erkennen? Ist es so schwierig, sich von der Welt zu lösen, wenn Christus jemanden in seinen Dienst ruft? Warum braucht es Mut, dem Ruf in ein Kloster oder in das Priesterseminar zu folgen? 

Ich bitte sämtliche Personen des geweihten Lebens um Entschuldigung für diese provozierenden Fragen. Denn viele Laien mit der Berufung zur Ehe – denn auch die Ehe ist eine Berufung von Gott – haben es diesbezüglich einfacher. Nicht wenigen ist diese innere Sehnsucht nach Familie praktisch in die Wiege gelegt, etwas anderes, außer eine Familie zu gründen, ist dann völlig undenkbar. Diese Klarheit ist selbst bei denen zu finden, die vergessen haben, dass auch die Ehe eine Berufung ist, und dass Gott es ist, der einen Menschen zur Ehe befähigt. Die Schwierigkeit, mit denen Laien zu kämpfen haben, betrifft vor allem die Frage der Partnerwahl: Wer ist – biblisch gesprochen – mein Gegenstück? Wer ist es, für den Gott mich bestimmt hat? 

Junge Menschen, die den Ruf zum geistigen Leben in sich verspüren, stellen sich andere, mehr existentielle Fragen: Ist das, was ich verspüre, wirklich ein Ruf Gottes an mich? Bin ich bereit, auf Ehe und Familie zu verzichten? Kann ich das überhaupt schaffen? Was, wenn ich mich irre? Wie soll ich das meiner Umgebung vermitteln?

Und ja, es braucht Mut diesen Weg einzuschlagen, denn es fällt kein Schatten vom Himmel der sagt: Komm, ich rufe dich! Vertrau mir, ich befähige dich! Hildegard von Bingen war diesbezüglich eine der wenigen Ausnahmen. Sie bekam ihren Auftrag mit eindeutigen Worten in einer Vision gesagt. Aber der Normalfall ist das nicht. 

Zweifellos – eine christliche Ehe einzugehen fordert auch Mut, Gottvertrauen und Ganzhingabe, nur dann haben wir einen echten christlichen Geist in der Ehe. Das haben beide Berufungen – die Berufung zur Ehe und die Berufung zum geistigen Leben – gemeinsam. 

Aber es braucht mehr Mut, auf den Ruf zu einem geistigen Leben zu antworten, denn neben all den Fragen, die Gott mit diesem Ruf in einem Menschen aufwühlt, kommt hinzu, dass diese Berufung gegen die menschliche Natur geht, denn Gott ruft diesen Menschen aus allen seinen Bindungen – Familie, Freunde, die Welt – heraus. Der Verzicht auf Partnerschaft und Familie, auf Besitz, ja sogar auf Selbstbestimmung, ist ein Kampf gegen seine menschliche Natur und den Geist. Anders formuliert: weg vom emotionalen Versorgungssystem durch Mitmenschen und hin zu einem geistlich-spirituellen Vorsorgungssystem. Das alles macht nur Sinn, wenn der Rufende Gott selbst ist, wenn ER es ist, der dazu befähigt. Deutlich wird das unter anderem in der Antwort der Weihekandidaten: „Mit Gottes Hilfe bin ich bereit“. 

Fragen, Zweifel, Suchen, Beten, noch mehr Fragen – der Weg zur Berufung ist nicht so einfach. Wenn wir Laien das Besondere in der Berufung zum Priester- und Ordensleben wiederentdecken – das Gemeinsame wie die Unterschiede – dann hilft uns das, Menschen auf diesem Weg zu begleiten und sie zu unterstützen. Aber noch viel mehr hilft es uns, das Besondere unserer eigenen Berufung als Laien in dieser Welt und in der Ehe wieder bewusst zu machen. Denn beides sind Wege in der Nachfolge Jesu, beide Wege sind in Europa krisengeschüttelt, und die Ursache dafür können wir auch nur gemeinsam überwinden. Wir können alle nur gewinnen, wenn wir das Besondere an einer Berufung anerkennen und wertschätzen. 

Wir Laien tun uns einen großen Gefallen, wenn wir mit unserem Gebet die jungen Menschen unterstützen, die diesen Ruf Gottes in sich spüren. Denn wie schrecklich arm und lieblos wäre unsere Welt, gäbe es keine Priester und Ordensleute. Und ich spreche nicht nur von den kulturellen Leistungen der Vergangenheit, wie zum Beispiel die Schaffung von Universitäten oder die Krankenversorgung. Nein, das Lebenszeugnis dieser Menschen, ihr Engagement für die Mitmenschen, die gelebten christlichen Werte und Ideale, das Zeugnis für Gottes Liebe, Nähe und Barmherzigkeit, diese totale Hingabe an Gott – all das trägt zum Aufbau des Reiches Gottes hier auf dieser so erlösungsbedürftigen Welt bei, ist ein ständiges, lebendiges Zeugnis für Gott und seine bedingungslose, unzerstörbare Menschenliebe. Beten wir also alle gemeinsam, dass junge Menschen den Mut haben, diesem Ruf zu folgen. Machen wir unsere Welt besser und beten wir für Berufungen. 


Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Facebook und Youtube welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Datenschutzinformationen