Gebetsmeinung des Papstes im August

August 2019

Wir beten zu Gott, unserem Vater, dass der Familienalltag durch Gebet und liebevollen Umgang immer deutlicher eine „Schule menschlicher Reife“ wird.

Was zeichnet einen reifen Menschen aus? Stimmt es, dass wir immer mehr unreife Menschen in unserer Gesellschaft haben – so wie einige der Psychotherapeuten schon länger beklagen? Intelligenz und Bildung jedenfalls haben keinen Einfluss auf die menschliche Reife, so viel ist sicher. Wie beschreiben Psychologen die Eigenschaften eines reifen Menschen?
Reife ist keine Frage des Alters. Reife Menschen verankern ihr Selbstwertgefühl nicht in äußeren Dingen, die sie dann zur Schau stellen müssen. Reife Menschen sind beratungsoffen, und sie können ihre Lebenserfahrung mit anderen teilen. Sie wachsen an Kritik und an Beziehungen, die sie herausfordern. Sie stellen sich ihren Lebensumständen. Sie sind Menschen, die sich entsprechend ihren Möglichkeiten für eine lebensfrohere Welt einsetzen. Sie sind nicht gehetzt vom Zeitgeist, zum Beispiel geben sie sich nicht der Lächerlichkeit preis, indem sie auch im Alter noch dem „Ideal“ des ewig jungen und dynamischen Menschen nachjagen. Und – sie durchstehen leidvolle Erfahrungen, anstatt vor ihnen oder aus ihnen zu fliehen. Dagegen haben unreife Menschen einen Hang zum Maßlosen, sind extrem Ich-orientiert, können sich die Sinn-Frage nicht stellen und sind unfähig für einen höheren Wert auf etwas zu verzichten, oft stellen sie sich nicht einmal die Frage, ob sie etwas Gutes für die Welt tun können.

Wie werden Menschen nun zu reifen Persönlichkeiten? Wo und wie erlernen sie das? Zweifellos ist die Familie dieser Ort. Unterschiedliche Charaktere müssen lernen, miteinander auszukommen. Eltern lernen sich und ihre Wünsche zurückzunehmen, Kindern lernen Geduld. Ohne Rücksichtnahme und die Fähigkeit zum Verzicht kann das Zusammenleben nicht wirklich gelingen. Wenn sie nicht lernen zu verzeihen, zerbricht die Familie. Alles in allem ist die Familie der ideale Ort, um all das zu lernen, was einen reifen Menschen auszeichnet.

In diesem Monat bittet unser Papst uns um unser Gebet, damit die Familie durch Gebet und liebevollen Umgang zu einer Schule menschlicher Reife wird. Da ist nur ein Problem: viele Familien stecken in einer Krise, und genau das, wovon unser Papst spricht, ist aufgrund der schwierigen Familiensituation schlicht nicht möglich. Viele Familien sind keine Schule menschlicher Reife mehr. Manche sind derart von Problemen gezeichnet, dass sie viel eher als Schule für de-soziales Verhalten bezeichnet werden können. Nicht selten sind Familien zu einem Ort verbaler, körperlicher oder psychischer Gewalt geworden. Dafür gibt es zahllose Gründe. Und das Gebet ist leider auch aus dem Familienalltag verschwunden.

Unser Papst hat wieder einmal ein großes Problem uns Betern anvertraut. Wir brauchen Familien, in denen gebetet wird, in denen Konflikte gelöst werden, in denen ein liebevoller Umgang gepflegt wird. Das führt dazu, dass Menschen reifen. Im Vertrauen auf Gottes machtvolles Eingreifen können und sollen wir unser Gebet in diesem Monat den Familien widmen. Die Gesellschaft braucht nicht noch mehr unreife Menschen. Stattdessen braucht sie mehr denn je reife Individuen, egal welchen Alters, die die Probleme anpacken, für eine bessere Zukunft arbeiten und mitwirken am Aufbau vom Reich Gottes. Dafür sind Familien, in denen gebetet und ein liebevoller Umgang gelebt wird, unverzichtbar. Beten wir in diesem Anliegen.

Simone Nefiodow, Pastoralreferentin

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