Gebetsmeinung des Papstes im Dezember

Dezember 2018

Wir beten zu Gott, unserem Vater, dass alle, die das Evangelium verkündigen, eine Sprache finden, die den unterschiedlichen Menschen und Kulturen gerecht wird.

Unser Papst hat hier die vermutlich größte Schwachstelle des Menschen im Blick: seine Sprache. Denn miteinander zu sprechen hat manchmal Ähnlichkeit mit dem Wandern durch ein Minenfeld. Schulz von Thun bringt dieses herrliche Beispiel eines Ehepaares beim gemeinsamen Abendessen. Er fragt: „Was ist das Grüne in der Suppe?“, und sie ist totbeleidigt und faucht zurück: „Koch doch in Zukunft selbst!“ Anhand dieses Beispiels schlüsselt Schulz von Thun auf, was so alles beim Sprechen schiefgehen kann, und vor allem warum, und wie der Mensch lernen kann, Konflikte dieser Art zu vermeiden.

Die Missionsorden sind Spezialisten, wenn es darum geht, die christliche Botschaft zu übersetzen, mit Menschen aus anderen Kulturkreisen zu sprechen und das Evangelium auf begreifliche Weise vor Menschen bekannt zu machen, die kaum oder gar keine Kontakte zum Christentum haben. Wer auf einen Erfahrungsschatz von mehr als tausend Jahren zurückgreifen kann, den kann man ohne Zweifel als Spezialisten bezeichnen. Es gab Sternstunden der Mission, und es gab dunkle Zeiten, aus denen aber gelernt wurde. Wir können diesen Monat nutzen, um uns über die Arbeit der Missionsorden zu informieren und nach Möglichkeiten suchen, diese durch Gebet und Tat zu unterstützen.

Aber unser Papst spricht in der aktuellen Gebetsmeinung von allen Verkündern des Evangeliums. Damit sind auch die gemeint, die innerhalb einer christlichen Gemeinde das Evangelium verkünden. Auch Christen brauchen immer mal wieder eine Erneuerung, müssen neu entflammt und begeistert werden. Das ist gar nicht so einfach. Dann sind da noch diejenigen, die sich vom Glauben abgewandt haben. Zu diesen Menschen in einer Sprache über die Botschaft des Evangeliums zu sprechen, dass sie sich wieder dem Glauben zuwenden, gehört sicherlich zu den größten Herausforderungen.

Und dann sind da noch alle, die an Christus glauben. Jeder von ihnen verkündet das Evangelium, oder sollte daran erinnert werden, dass er oder sie ebenfalls Botschafter des Evangeliums ist. Ist uns das bewusst? Dass jeder von uns dort, wo er oder sie lebt, das Evangelium verkünden kann? Wann haben wir das letzte Mal für diese Gruppe der Verkünder gebetet?

Vor einigen Jahren las ich das Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“. Darin zeigt der Ehechoach Gary Chapman auf, dass es fünf Sprachen gibt, in denen Menschen ihrem Gegenüber ihre Liebe zeigen, und dass Ehen vor allem deshalb scheitern, weil die Ehepartner die Sprache der Liebe des Anderen nicht verstehen, anders formuliert: Sie reden aneinander vorbei. Gary Chapmans Hauptaufgabe ist im Grunde die eines Übersetzers: Er zeigt den Ehepaaren, welche Sprache der Liebe jeder von beiden spricht, und wie sie die Sprache ihres Partners verstehen lernen. Genau das, was unser Papst in der aktuellen Gebetsmeinung im Blick hat, nämlich in einer Sprache zu sprechen, die sein Gegenüber versteht, ist die Kernarbeit in der Eheberatung von Gary Chapman.

Wir Christen sollen immer in der Sprache der Liebe sprechen und handeln, denn es ist die Sprache unseres Gottes. Wenn es ein Fest gibt, welches das wirklich deutlich macht, dann ist es Weihnachten. Weihnachten ist das Fest, welches die Liebe unseres Gottes in unübertrefflicher Weise vor Augen führt. Ein Gott der Mensch wird, der tatschlich einer von uns wird – diese Botschaft ist eigentlich unfassbar, und doch ist es wahr. Alle Menschen sollten es hören, alle Menschen sollten wissen, dass da ein Gott ist, der sich nicht zu schade ist, einer von uns zu werden. Jeder sollte die Botschaft des Evangeliums hören, und alle Verkünder der frohen Botschaft sollten neu inspiriert werden und eine Sprache finden, in der die anderen Menschen diese Botschaft verstehen können. Beten wir, dass diese Botschaft wirklich von allen Menschen gehört und verstanden wird!


Simone Nefiodow, Pastoralreferentin

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