Gebetsmeinung des Papstes im April 2020

April 2020

Wir beten dafür, dass jene, die unter Suchterkrankungen leiden, Hilfe und Beistand bekommen.

Gibt es mehr Unfreiheit als in einer Sucht gefangen zu sein? Nicht einmal einen freien Willen besitzen Suchtkranke. Oft wird gesagt, dass die Vernunft den Menschen von den Tieren unterscheidet. Aber der freie Wille ist ebenso etwas Besonderes, eine unschätzbar wertvolle Gabe von Gott an den Menschen. Und die Sucht ist das Ende der Freiheit. Was für eine Katastrophe.

Im Galaterbrief steht dieser wunderbare Satz: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“ (Gal 5,1). Jetzt in der Fastenzeit üben wir genau das ein: Mehr Freiheit durch die bewusste Entsagung und den bewussten Verzicht. Wir stärken unseren Willen, üben uns in der Selbstbeherrschung und denken darüber nach, wo und wie wir besser, freier, vernünftiger, ärmer leben. Denn sich beherrschen und verzichten zu können ist ein Ausdruck von Freiheit.

Durch die Gebetsmeinung erinnert uns unser Papst daran, dass es Menschen gibt, die diese im Grunde doch so einfachen Entscheidungen nicht treffen können, da sie in der Sucht gefangen sind. Mit etwas Glück und Gnade kann auch ein Süchtiger mit seiner Vernunft erkennen, dass er krank ist und Hilfe braucht und etwas ändern muss. Nur dann, wenn er bereit ist, sich das einzugestehen, hat er eine Chance, seine Freiheit wiederzuerlangen.

Unser Papst lenkt unseren Blick aber nicht nur auf die Süchtigen, sondern auf alle, die unter Suchterkrankungen leiden. Damit sind auch die Angehörigen von Suchtkranken in unser Gebet eingeschlossen. Denn auch wenn sie selbst nicht süchtig sind, sie leiden unter der Sucht, und auch ihr Leben kann von der Sucht ihrer Angehörigen zerstört werden. Die Gruppe von Betroffenen, für die wir aufgefordert zu beten, ist alles andere als klein.

Beim Recherchieren im Internet bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen, in dem ein kanadischer Forscher die Auffassung vertrat, dass nicht die Drogen an sich das Problem sind, sondern der Grund, warum Drogen konsumiert werden. Seiner Meinung nach sind Drogen und Suchtmittel in erster Linie ein soziales Problem, denn Menschen, die innerlich gefestigt sind, Liebe erfahren haben und nicht durch traumatische Erlebnisse geschädigt wurden, haben keinen Grund, zu Suchtmitteln zu greifen.

Ist das nicht auch die Botschaft des Evangeliums? Dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebt, ihn mit dem Heiligen Geist erfüllen, heilen und seinem Leben einen Sinn geben will? Dass er jeden Menschen aus der Unfreiheit in die Freiheit führen und ein Leben in Fülle schenken will? Ist es ein Zufall, dass in Statistiken ausgerechnet praktizierende Christen zu der Gruppe von Menschen gehören, die am wenigsten anfällig sind für zerstörerische Lebenskrisen, Süchte und Selbstmord? Wir können also allen, die von Süchten betroffen sind, nicht nur unser Gebet schenken, auch mit der Botschaft des Evangeliums können wir ihnen helfen.

Wenn man bedenkt, wie viele Menschen weder bereit sind, sich ihre Sucht einzugestehen, noch den Entzug schaffen, dann wissen wir, wie sehr diese Menschen unser Gebet brauchen. Denken wir auch an alle jene, deren Leben von der Sucht ihrer Angehörigen bedroht oder geschädigt ist. Beten wir für alle jene, die unter Suchterkrankungen leiden.


Simone Nefiodow, Pastoralreferentin

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