Gebetsmeinung des Papstes im Januar

Januar 2021

Wir beten um Gemeinschaft mit allen Menschen. Der Herr gebe uns die Gnade, mit unseren Schwestern und Brüdern aus anderen Religionen geschwisterlich zu leben, offen und im Gebet füreinander.

Ist das Anliegen dieser Gebetsmeinung utopisch? Können wir geschwisterlich miteinander leben, nach allem, was wir uns gegenseitig in den letzten Jahrhunderten angetan haben?

In Europa, vor allen Dingen in Deutschland, haben wir in den vergangenen 100 Jahren gezeigt, dass das möglich ist. Obwohl sich die beiden großen christlichen Gruppen, Katholiken und Protestanten, über Jahrhunderte gegenseitig schikaniert und in Kriegen umgebracht haben, ist es in den letzten 100 Jahren gelungen, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen.

Heute treffen sich die Christen verschiedenster Konfessionen und beten gemeinsam für den Frieden. Heute arbeiten wir gemeinsam in Projekten zur sozialen Gerechtigkeit, unterstützen Arme. Wir feiern gemeinsam ökumenische Gottesdienste. Die Konfession ist keine Grenze mehr zwischen uns.

Eigentlich ist das ein Wunder. Die Generation unserer Großeltern kannte das nicht. Damals haben die Protestanten an Fronleichnam Gülle gefahren, und die Katholiken taten dasselbe am Reformationstag. Eine Ehe zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen war nur in Ausnahmefällen realisierbar.

Die Generation unserer Eltern aber hat gezeigt, dass es möglich ist, eine blutige und schreckliche Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein geschwisterliches miteinander zu leben, offen und im Gebet miteinander und füreinander.

Wie gut „klappt es“ mit dem geschwisterlichen Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionen in der restlichen Welt? Es gibt viele gute Ansätze! Überall auf der Welt finden wir Projekte, die diesen Gedanken unterstützen, fördern und in die Praxis umsetzen. Leider gibt es auch viele Regionen, wo das Gegenteil der Fall ist, wo Hass, Feindschaft und Gewalt die Beziehung zwischen den Menschen der verschiedenen Religionen bestimmen. Es bleibt noch viel zu tun, viele Hürden müssen überwunden werden, viele Kränkungen und viel Unrecht müssen vergeben werden.

Es braucht das Gebet, damit auch in anderen Regionen dieser Welt, dort, wo derzeit noch Streit, Misstrauen und Unversöhnlichkeit zwischen den verschiedenen Religionen herrschen, sich ein anderer Geist, ein Geist der Geschwisterlichkeit und des Friedens durchsetzen kann. Also beten wir. Offen und im Gebet füreinander zu leben, Seite an Seite, ist möglich, und wir Beter können unseren Teil dazu beitragen, dass es Realität wird.


Simone Nefiodow, Dipl.-Theologin

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