Gebetsmeinung des Papstes im Mai

Mai 2021

Die Welt der Finanzen – Beten wir für die in der Welt der Finanzen Verantwortlichen, dass sie zusammen mit den Regierungen diese Welt gut ordnen und so die Bürger vor den Gefahren der von der Realwirtschaft entkoppelten Finanzmärkte schützen.

Vor ungefähr drei Jahren wurde unser Papst in unseren Medien zitiert, weil er auf eine ungewöhnlich scharfe und deutliche Weise die Finanzmärkte kritisierte. Sie sind, so unser Papst, Orte der Gier, des Egoismus, der Morallosigkeit, der Spekulation und der Ausbeutung mit einem zerstörerischen Potenzial, das seinesgleichen sucht.

Außerdem wurde scharf kritisiert, dass es bis heute nicht gelungen ist, ethische Prinzipien in der Finanzwelt zu verankern. Das Geld soll den allgemeinen Wohlstand verbessern, und auch das sei nicht gelungen. In einem Dokument von der Glaubenskongregation von 2018 wurde die Finanzwelt vor den Konsequenzen ihres rein egoistischen Profitdenkens ausdrücklich gewarnt. Das Handelsblatt bezeichnete dieses Dokument als beispiellose Abrechnung.

Unser Papst hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie sehr er den egoistischen Umgang mit Geld ablehnt. Eines seiner ersten Zitate, an das ich mich erinnern kann, ist: „Geld ist der Kot Satans“.

Und jetzt sollen wir Beter uns dieses Problems annehmen? Sind denn diese Verhältnisse derart unlösbar, dass es das Gebet braucht?

Glaubt man den Berichten der investigativen Journalisten, dann ist die Finanzwelt eigentlich an Morallosigkeit und Unlogik kaum zu überbieten. Selbst in der wirtschaftlichen Fachpresse wird immer wieder kritisiert, dass die Finanzwelt sich immer mehr von der realen Wirtschaft entfernt. Es wird unfassbar viel Geld gemacht, aber nicht indem eine reale Leistung erbracht wird, sondern weil Geld hin und her geschoben wird. Eigentlich ist das völlig absurd. Und es stimmt, den politischen Verantwortlichen ist es bis heute nicht gelungen, ethische Prinzipien oder sinnvolle Begrenzungen einzuführen.

Und es wird Geld vernichtet. Unfassbar viel Geld wird vernichtet, indem einfach schlecht, riskant und rücksichtslos spekuliert wird. Die Konsequenzen müssen wir alle tragen. Der Leistungsdruck zum Beispiel, unter dem wir alle leiden, wird zum Teil auch dadurch verursacht, dass in der Finanzwelt sich ein immer rücksichtsloser werdendes Gewinnstreben durchsetzt, auf Kosten von Umwelt und Menschen.

Ja, es ist ein Thema für uns Beter. Ein außer Kontrolle geratener Finanzmarkt, der auch nicht von der Politik kontrolliert werden kann, der mehr schadet als nutzt, ist etwas, für das wir betende Menschen von unserem Papst angesprochen werden können. Dieser Markt schafft so viel Ungerechtigkeit und Unrecht, dass wir die Augen davor nicht verschließen können.

Dabei könnte es völlig anders sein. Die eine oder andere ethische Grenze, die eine oder andere gesetzliche Beschränkung könnte die Finanzwelt vollständig zum Umdenken bringen. Das ist weder unmöglich noch unrealistisch, denn es gibt bereits erste Ansätze, die mehr Ethik in der Finanzwelt honorieren. Einige Teilnehmer tätigen nur dort Investitionen, wo sie nachhaltig, ethisch vertretbar, ökologisch und/oder sozial sind, allerdings nur auf freiwilliger Basis. Aber es hat sich gezeigt, dass es funktioniert, und das unter den aktuellen Bedingungen. Also beten wir. Es kann nur besser werden.


Simone Nefiodow; Dipl.-Theologin

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