Gebetsmeinung des Papstes im September

September 2021

Um umweltbewusst nachhaltigen Lebensstil: Beten wir, dass wir alle mutige Entscheidungen für einen einfachen und umweltbewusst nachhaltigen Lebensstil treffen und uns über die jungen Menschen freuen, die hierin ganz entschieden leben.

Beim Thema „Nachhaltigkeit“ will irgendwie jeder positiv auffallen, und selbst die größten Umweltsünder haben irgendetwas in ihrem Betrieb, in ihrer Firma, bei ihren Produkten, in ihrem Programm, was nachhaltig ist, und wenn es nur die Kulis sind. Oder wenigstens unterstützen sie eine Initiative, die nachhaltig ist. Bei den Lebensmitteln gibt es über 15 verschiedene Biosiegel, jedes Geschäft und jeder Discounter scheinen eine eigene Abteilung für Bio und Nachhaltigkeit zu haben. Politiker nehmen das Wort „nachhaltig“ immer häufiger in den Mund. Es gibt immer mehr Initiativen, große und kleine, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben. Nachhaltigkeit, wo man hinsieht. Einiges davon ist tatsächlich nachhaltig und ressourcenschonend, anderes im Grunde Etikettenschwindel.

Es gibt aber nicht nur die Initiativen und Vereine, die sich der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung verschrieben haben. Auf YouTube und auf Instagram demonstriert eine Reihe von reichweitenstarken Influencern ihren Followern, wie sie ihren Haushalt und ihr Leben auf ganz simple Art und Weise nachhaltig und ressourcenschonend umorganisieren können, wie und was sie tun können, und wo. Sie sind zudem sehr gut vernetzt mit Gleichgesinnten und berichten über neue Projekte, neue Initiativen, neue Möglichkeiten wie etwa Einkaufserlebnisse in minimalistischen und nachhaltigen Supermärkten oder Cafés etc.

Gleichzeitig hören wir immer häufiger Berichte über die zunehmende Verschwendung. Verschwendung von Nahrungsmitteln, Verschwendung von Ressourcen wie Wasser, Verschwendung von Rohstoffen und seltenen Metallen, von Kleidung, Verschwendung von Energie und so weiter. Meldungen über die Verschwendung sind irgendwie auch ein Dauerthema in den Medien.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen bei diesem Thema „Nachhaltigkeit“ geht. Einerseits wird ein hoher moralischer Druck aufgebaut, und der ist sehr unangenehm. Manche verbreiten durch ihre permanente Kritik und Vorwürfe eine wirklich miese Stimmung. Eine Freundin von mir beispielsweise muss sich an ihrem Arbeitsplatz ständig anhören, dass sie aufhören soll Fleisch zu essen, weil es dem Klima schadet. Das ist eindeutig übergriffig und eigentlich frech. Andererseits sind wir uns alle der Brisanz von Verschwendung bewusst, und niemand möchte verschwenderisch leben. Schließlich schadet es auch dem eigenen Geldbeutel, und wer will das schon?

Schon relativ früh in seinem Pontifikat hat sich unser Papst zu einem einfachen Lebensstil, zu Armut und Nachhaltigkeit bekannt, und zu einem anderen Umgang mit Umwelt und Natur aufgerufen. In diesem Monat ruft er uns Beter auf, dafür zu beten, dass ein einfacher, nachhaltiger und umweltbewusster Lebensstil immer mehr Menschen begeistert. Und wir werden gebeten, darum zu beten, dass wir uns über diese Lebenseinstellung gerade bei den jungen Menschen freuen. Ich denke, dass insbesondere die Freude eine sehr wichtige innere Haltung ist, wenn man nach Leitgedanken wie Nachhaltigkeit und Einfachheit leben will.

Es gibt bei den jungen Menschen eine spannende Bewegung, die sich Minimalismus nennt. Sie besagt, dass man sich konsequent und in allen seinen Lebensbereichen auf das Notwendigste beschränkt. In der Praxis bedeutet das beispielsweise, dass man „nur“ eine Tasse besitzt, weil der Hausstand aus nur einer Person besteht. Es gibt keine Dekoartikel, keine Vorratshaltung, keine großen Kleiderschränke etc. Die Wohnung ist nur mit den notwendigsten Möbeln, für unsere Verhältnisse geradezu karg eingerichtet. Eingekauft wird nur das, was der Mensch unmittelbar braucht.

Dabei steht weniger der Gedanke des Verzichts als Opfer oder aus Gründen der Armut im Mittelpunkt, sondern vor allem der Gedanke, dass viel Besitz (unnötiger) Ballast ist, dass der Konsumdruck unfrei macht, und man sich von allem trennen will, was man im Grunde nicht braucht, damit man innerlich frei und glücklich wird – ungefähr so kann man die Philosophie dieser Bewegung zusammenfassen. Die Einstellung der Minimalisten ist geprägt von einer positiven Haltung, der Gedanke der inneren Freiheit und Zufriedenheit steht im Mittelpunkt.

Glaubt man den Vertretern des Minimalismus, dann hat dieser Lebensstil unter anderem den großen Vorteil, dass man kaum Müll produziert, kaum Zeit für die Verwaltung seiner Sachen aufwenden muss, keine Zeit damit verbringt aufzuräumen. Denn die Vertreter dieser Lebensweise haben viel zu wenige Sachen, als dass Unordnung entstehen könnte. Manche bezeichnen es als Gegenbewegung zu Konsumwahn und Materialismus. Für mich klingt das ein bisschen nach einer säkularisierten Form des Ordenslebens.

Wie gehe ich nun mit dieser Gebetsmeinung um? Dafür zu beten ist eine Sache. Aber wie sieht es mit der praktischen Seite und der Umsetzung dieses Gebetsanliegens in meinem Leben aus? Wo, und vor allem wie soll ich da anfangen?

Die Steyler Missionare in Sankt Augustin haben einen Bücherflohmarkt. Sie nehmen Bücherspenden oder Schallplatten oder CD‘s und verkaufen diese zum Kilopreis. Mehrere 10.000 € kommen so jedes Jahr zusammen. Der Erlös wird an die einzelnen sozialen Projekte des Ordens verteilt. Nachhaltiger und sozialer kann man mit dem Wertstoff Papier wohl kaum umgehen. Und man hilft denen, die wenig Geld haben.

Ich habe eine Freundin, die ihr Leben komplett plastikfrei gestaltet und nicht einmal Shampoo in Form von Plastikflaschen besitzt. Einerseits ist es mir ein Rätsel, wie sie das schafft. Andererseits finde ich ihr Vorbild sehr inspirierend und ihre Tipps sehr hilfreich. So schwer ist das nicht. Eine andere Freundin von mir ist Lebensmittelretterin. Ich bin immer wieder verblüfft, bei wie vielen Gelegenheiten ich die Möglichkeit habe, ohne großen Aufwand und ohne viel Zeit zu verlieren, nachhaltig und ressourcenschonend zu leben.

Von beiden habe ich gelernt, dass es Spaß machen kann, nachhaltig zu leben. So verstehe ich die Gebetsmeinung von diesem Monat, dass wir weniger das Moralisierende, nicht so sehr den Verzicht und das Opfer sehen und fühlen, sondern viel mehr eine Freude an der Nachhaltigkeit und einem umweltbewussten Lebensstil entwickeln. Also lassen Sie uns für mehr Anhänger und für mehr Freude an einem einfachen und umweltbewusst nachhaltigen Lebensstil beten.

Simone Nefiodow, Dipl. Theologin

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